Zwei Wochen zuvor feierte die Familie noch fröhlich den 80. Geburtstag der Oma. Dann erleidet sie einen Schlaganfall; die rechte Körperhälfte bleibt gelähmt. Noch im Krankenhaus stellt sich die bange Frage: Wie geht es nun weiter? Muss die plötzlich pflegebedürftige Frau ins Heim?
Wunsch und Wirklichkeit
Oma möchte zu Hause alt werden. Das hat sie immer schon gesagt. Die meisten alten Menschen haben Angst davor, einmal „ins Heim zu müssen“. Auch viele (erwachsene) Kinder verspüren den Wunsch, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen. Doch die Zeiten, in denen mehrere Generationen unter einem Dach wohnten, sind fast überall vorbei. Nur in den seltensten Fällen ist es möglich, mal eben nach der Oma zu sehen oder dem Opa beim Waschen zu helfen. Daher sollten alle Beteiligten gemeinsam offen über ihre Wünsche und Möglichkeiten sprechen – am besten rechtzeitig, bevor der Ernstfall eintritt.
Pflege braucht Raum
Ein klarer Kopf ist wichtig für die Entscheidung, ob eine Pflege zu Hause möglich oder eine Betreuung im Pflegeheim besser ist. Es gilt nämlich, mehrere Aspekte zu berücksichtigen: Zunächst stellt sich die Frage nach der räumlichen Situation: Ist die Wohnung des Pflegebedürftigen geeignet für seine körperlichen und geistigen Voraussetzungen? Oder besteht für einen Angehörigen die Möglichkeit, den Pflegebedürftigen in die eigene Wohnung aufzunehmen?
Pflege kostet Zeit
Die nächste Frage lautet: Wer pflegt? Wenn die räumliche Nähe und die persönliche Situation es zulassen, wollen viele Angehörige die Pflege selbst übernehmen. Doch sie sollten sich gut überlegen, ob sie sich diese anspruchsvolle Aufgabe zumuten können und wollen. Was vielen nicht bewusst ist: Häusliche Pflege ist häufig ein Vollzeitjob. Pflegende Angehörige, die darüber hinaus berufstätig sind oder eine eigene Familie haben, überschreiten oft die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie sollten alle Unterstützungsmöglichkeiten ausschöpfen, die ihnen zur Verfügung stehen: einen ambulanten Pflegedienst, der bestimmte Aufgaben übernimmt, Essen auf Rädern oder Tagespflege zur Entlastung.
Auszeit vom Job
Im Gespräch mit dem Arbeitgeber lassen sich oft Wege finden, Beruf und Pflegeverantwortung zu vereinbaren. Möglicherweise kommt eine sechsmonatige Pflegezeit (allerdings ohne Lohnfortzahlung) in Frage oder die Familienpflegezeit: Hier reduziert sich die Arbeitszeit für zwei Jahre um 50 Prozent bei 75 Prozent des Gehaltes; anschließend wird für 75 Prozent des Gehaltes zwei Jahre lang Vollzeit gearbeitet. Zinslose Darlehen helfen, den Lohnverlust während der Pflegezeit zu mindern.
Gut versorgt im Heim
Ebenso gut ist es möglich, die häusliche Pflege in professionelle Hände zu legen. Hierfür stehen je nach Bedarf Angebote von der ambulanten Pflege bis hin zur Intensivpflege rund um die Uhr zur Wahl. Insbesondere bei hohem Pflegebedarf – zum Beispiel bei Bettlägerigkeit oder Demenz – sollte allerdings auch das Pflegeheim als Alternative in Betracht gezogen werden. Allen Vorurteilen zum Trotz: Statt zu Hause zu vereinsamen oder im Ernstfall nicht schnell genug Hilfe zu bekommen, fühlen sich viele ältere Menschen im Pflegeheim gut aufgehoben. Sie profitieren sowohl von den Beschäftigungsangeboten als auch von der pflegerischen und medizinischen Versorgung.