Wer viel in der Natur unterwegs ist, kann es früher oder später mit Zecken zu tun bekommen. Mitunter wird recht dramatisch über Zecken berichtet. Dabei halten sich die Gesundheitsgefahren, die von ihnen ausgehen, in Grenzen. Zecken können zwar Krankheiten übertragen – aber meist hat ein Zeckenstich keine gesundheitlichen Folgen. Hierzulande sind Zecken etwa von März bis November aktiv.
Wenn es nach einem Zeckenstich zu Beschwerden kommt, sind diese normalerweise vorübergehend und leicht. Ernsthafte oder bleibende Folgen sind selten. Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten, Stichen und möglichen Folgeerkrankungen vorzubeugen. Sie zu kennen, kann den Umgang mit den winzigen Spinnentieren erleichtern.
Die in Europa häufigste Zeckenart ist der „gemeine Holzbock“. Er ernährt sich vorwiegend vom Blut von Nagetieren sowie von Rehen und Rotwild. Im Blut dieser Tiere können Krankheitserreger vorkommen, die sich auf die saugende Zecke übertragen und von ihr später an Menschen weitergegeben werden können.
Wenn Zecken einen Wirt gefunden haben, suchen sie sich normalerweise Körperstellen, an denen die Haut weich ist. Der Stich und das Blutsaugen selbst sind nicht schmerzhaft. Wenn die Zecke nicht entdeckt und entfernt wird, fällt sie von selbst ab, wenn sie sich vollgesaugt hat. Meist geschieht dies nach einigen Tagen, manchmal aber erst nach zwei Wochen. Um die Einstichstelle herum bildet sich – ähnlich wie bei einem Mückenstich – meist eine stark juckende, kleine Rötung. Oft bemerkt man die Zecke erst dadurch, dass es juckt.
Wenn man eine Zecke bemerkt, kann man sie selbst vorsichtig entfernen.
Zecken können in Deutschland hauptsächlich zwei Krankheiten übertragen: die Borreliose (auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit) und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), bei der sich das Gehirn oder die Gehirnhäute entzünden können. Eine Ansteckung ist jedoch nur möglich, wenn eine Zecke Träger der entsprechenden Bakterien oder Viren ist – und diese auch weitergibt. Weil Zecken Blut saugen, ist es korrekter, von einem Stich und nicht von einem Biss zu sprechen.
Borreliose tritt deutlich häufiger auf als FSME. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis kommt insgesamt selten vor, in vielen Gebieten sogar gar nicht. Beide Erkrankungen können nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden – das heißt, wer den Erreger hat, ist für andere nicht ansteckend.
Das Risiko für Zeckenstiche hängt stark davon ab, in welcher Gegend man sich aufhält und wie man sich draußen verhält. Zum Schutz vor Zecken wird empfohlen, bei Wanderungen durch hohes Gras oder Gebüsch geschlossene Schuhe zu tragen. Auch Kleidung, die möglichst viel Körperfläche bedeckt – also beispielsweise lange Hosen und langärmlige T-Shirts – erschwert es Zecken, sich festzusetzen. Auf heller Kleidung lassen sich Zecken besser erkennen als auf dunkler. Zecken können sowohl in der freien Natur als auch in Gärten oder Parks vorkommen.
Zecken krabbeln manchmal mehrere Stunden lang am Körper umher, bevor sie stechen. Den Körper bald nach einem Wald- und Wiesenspaziergang nach Zecken abzusuchen und sie zu entfernen, kann einem Stich deshalb wirksam vorbeugen und das Risiko für Borreliose oder FSME deutlich verringern. Kinder denken an so etwas in der Regel nicht und brauchen eine Erinnerung oder praktische Hilfe. Auch als Erwachsener ist es sinnvoll, sich helfen zu lassen – besonders an Stellen, die man selbst nicht sehen kann.
Zeckensprays (Repellents) können laut Robert Koch-Institut einen zeitlich begrenzten Schutz vor Zecken bieten. Nach 2 bis 4 Stunden lässt ihre Wirkung aber nach. Bei längeren Wanderungen müssen die Mittel also wiederholt aufgetragen werden.
Gegen FSME gibt es eine Impfung. Sie kann für Menschen sinnvoll sein, die in Risikogebieten oft im Freien unterwegs sind.
Nicht zuletzt ist es wichtig, nach einem Zeckenstich darauf zu achten, ob sich Beschwerden entwickeln, die auf eine Erkrankung hindeuten, und sie dann ärztlich abklären zu lassen.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Erkrankungen durch Zeckenstiche: FSME. 2022.
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Kutane Lyme Borreliose (S2k-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 013-044. 2016.
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Neuroborreliose (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 030-071. 2020.
Richardson M, Khouja C, Sutcliffe K. Interventions to prevent Lyme disease in humans: A systematic review. Prev Med Rep 2019; 13: 16-22.
Robert Koch-Institut (RKI). FSME: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion. 2020.
Robert Koch-Institut (RKI). FSME: Risikogebiete in Deutschland. (Epidemiologisches Bulletin Nr. 7). 2022.
Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Berlin: RKI; 2020.
Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 2022.
Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Lyme-Borreliose. 2019.
IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.
Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.
Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.
Aktualisiert am 06.09.2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)