Wenn die Haut verletzt ist, können Bakterien eindringen und eine Wundrose oder eine Phlegmone hervorrufen. Bei beiden Infektionen schwillt die Haut an, wird rot und schmerzt. Eine Wundrose – auch Erysipel genannt – betrifft meist nur die oberen Hautschichten, eine Phlegmone reicht in der Regel tiefer ins Gewebe. Wenn sie frühzeitig und richtig behandelt werden, heilen sie meist ohne Folgeschäden aus. Unbehandelt können sie dagegen zu manchmal ernsten Komplikationen führen.
Beide Erkrankungen werden in der Medizin auch als „Zellulitis“ bezeichnet, dem Fachbegriff für Infektionen der Haut und des darunterliegenden Gewebes. Er hat aber nichts mit der harmlosen „Cellulite“ (umgangssprachlich „Orangenhaut“) zu tun.
Unterschieden werden zwei Formen bakterieller Hautinfektionen:
Beide Infektionen treten am häufigsten am Fuß oder Unterschenkel auf, können aber an allen Körperstellen vorkommen. So kann sich eine Wundrose zum Beispiel im Gesicht entwickeln („Gesichtsrose“), eine Phlegmone an der Beugeseite der Hand. Dort kann sie sich v-förmig innerhalb der Sehnenscheiden zwischen Daumen, Handgelenk und kleinem Finger ausbreiten.
Eine Wundrose betrifft die oberen Hautschichten. Dies äußert sich typischerweise durch eine schmerzhafte, hellrot glänzende, relativ scharf begrenzte Schwellung. Die Rötung kann zungenförmige Ausläufer bilden, da sich die Entzündung entlang der Lymphgefäße ausbreitet. Bei schweren Formen bilden sich auch Blasen. Manchmal schwellen die benachbarten Lymphknoten an und werden druckempfindlich. Eine Wundrose wird meist schon zu Beginn bei den ersten Hautrötungen von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet.
Wundrose: die oberen Hautschichten entzünden sich
Bei einer Phlegmone ist die Rötung weniger scharf begrenzt als bei einer Wundrose und erscheint oft dunkelrot bis leicht lilafarben. Im Gegensatz zur Wundrose reicht die Entzündung bei einer Phlegmone jedoch bis in tiefere Hautschichten und in das darunterliegende Gewebe. Die Entzündung kann sich dann entlang von Sehnen oder Muskeln ausbreiten und Eiter bilden.
Schmerzen und Schwellung der entzündeten Haut und des Bindegewebes sind für beide Formen typisch. Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl kommen eher bei der Wundrose vor, können aber bei einer ausgeprägten Phlegmone ebenfalls auftreten.
Phlegmone: die Entzündung reicht bis in die Unterhaut oder tiefer
Eine Wundrose wird oft durch Bakterien aus der Gruppe der Streptokokken ausgelöst, eine Phlegmone meist durch Staphylokokken. Beide Bakterienarten können aber sowohl an einer Wundrose als auch an einer Phlegmone beteiligt sein.
Die Infektionen werden durch Hautschäden begünstigt, die den Bakterien eine sogenannte Eintrittspforte bieten. Zu den Risikofaktoren gehören deshalb Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Borkenflechte, Pilzinfektionen wie Fußpilz oder Wunden und Geschwüre. Eine Wundrose oder Phlegmone kann sich zudem nach Verletzungen, Nadelstichen, Insekten- oder Tierbissen entwickeln, oder wenn bei einer Operation Keime in die Wunde eingedrungen sind.
Besonders bei einem geschwächten Immunsystem ist das Infektionsrisiko erhöht. Das Immunsystem kann zum Beispiel durch Medikamente geschwächt sein. Dazu gehören bestimmte Krebsmedikamente, Kortison oder Medikamente, die nach einer Organtransplantation eingesetzt werden und die körpereigene Abwehr hemmen.
Außerdem haben Menschen mit Diabetes, Übergewicht, Lymphabfluss- oder Durchblutungsstörungen sowie Venenschwäche ein erhöhtes Risiko. Auch eine zurückliegende Wundrose oder Phlegmone gilt als Risikofaktor.
Wundrose und Phlegmone zählen zwar zu den häufigen Hauterkrankungen, allerdings ist nicht bekannt, wie oft sie genau auftreten. Manchen Studien zufolge erkranken 2 von 10.000 Menschen pro Jahr – andere Studien gehen von mehr als 250 von 10.000 Menschen aus.
Unbehandelt kann eine bakterielle Infektion der Haut zu verschiedenen Komplikationen führen. Mögliche Folgen sind:
Lebensbedrohliche Komplikationen sind selten. Gelangen Bakterien in die Blutbahn, können sie eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Eine bakterielle Hautinfektion im Gesicht kann selten zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder zu einem Blutgerinnsel in den Hirngefäßen führen (Hirnvenenthrombose).
Falls eine Komplikation auftritt, kann nur eine schnelle Behandlung größere Schäden verhindern. Anzeichen für einen ernsten Verlauf sind:
Wenn solche Symptome auftreten, ist es wichtig, sofort den notärztlichen Dienst anzurufen.
Meist erkennen Ärztinnen und Ärzte eine Wundrose oder Phlegmone bereits anhand der typischen Symptome und des Erscheinungsbilds der Haut. Auch die Erkrankungsgeschichte oder vorangegangene Verletzungen weisen oft auf die mögliche Ursache hin.
Weitere Untersuchungen sind in der Regel nicht erforderlich. Manchmal kann es hilfreich sein, die Wundflüssigkeit auf Erreger zu untersuchen. Dies macht man zum Beispiel, wenn ein bestimmter Erreger als Auslöser vermutet wird, weil sich etwa die Haut nach einem Tierbiss entzündet hat.
Bei Menschen, die eine Wundrose oder Phlegmone hatten, kommt es nach erfolgreicher Behandlung relativ oft zu einer erneuten Infektion. So hat rund ein Drittel der Menschen nach einer Wundrose-Infektion einen Rückfall.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einem Rückfall vorzubeugen. Wenn eine Hauterkrankung wie Fußpilz oder Neurodermitis zu der Infektion beigetragen hat, ist es wichtig, zunächst diese Ursache zu behandeln. Darüber hinaus ist es für Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko aufgrund von Diabetes oder Durchblutungsstörungen wichtig, auf eine gute Fußpflege und Fußhygiene zu achten.
Bei wiederholten bakteriellen Hautinfektionen kann eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika infrage kommen. Dazu müssen über mehrere Monate täglich Antibiotika eingenommen werden.
Eine Wundrose oder Phlegmone wird mit Antibiotika behandelt. Die Medikamente werden über einen Tropf direkt in die Vene geleitet. Bei leichteren Infektionen reicht es, sie als Tabletten einzunehmen. Wenn die Infektion im Krankenhaus behandelt wird, ist mit einem Aufenthalt von etwa einer Woche zu rechnen.
Die Wahl des Antibiotikums hängt von verschiedenen Faktoren ab: unter anderem davon, welcher Erreger vermutet wird. Um den Erfolg der Behandlung zu überwachen, wird der entzündete Hautbereich mit einer gezeichneten Linie umrandet. So zeigt sich, ob die Antibiotika wirken und sich die Infektion und Rötung zurückbilden.
Zusätzlich wird empfohlen, die Schwellung zu kühlen und feuchte antiseptische Umschläge anzulegen. Schmerzen und Fieber lassen sich durch entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen lindern.
Bei einer Infektion im Gesicht sollte man möglichst wenig sprechen und kauen. Hat sich die Haut an einem Bein oder Fuß entzündet, ist es ratsam, das Bein hochzulegen. Häufig wird sogar Bettruhe empfohlen. Dann erhält man zusätzlich Spritzen, um einer Thrombose vorzubeugen.
Bei einer schweren Phlegmone ist ein operativer Eingriff nötig, bei dem Eiter und abgestorbenes Gewebe entfernt werden.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Aktualisiert am 10.08.2022
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