Kontakt
Telefon
Chat
Wir freuen uns auf Ihren Anruf
0800 222 12 11 24/7 rund um die Uhr, kostenlos aus allen dt. Netzen Anrufen
Wir sind gerne für Sie da.
DIREKT KONTAKT AUFNEHMEN Geht hier ganz leicht. Worauf warten Sie noch? Chat starten Zur Datenschutzerklärung

Vorderer Knieschmerz (patellofemoraler Schmerz)

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Wenn das Knie im Bereich der Kniescheibe schmerzt, ist das häufig ein Zeichen für eine Überbelastung. Das bedeutet, dass das Knie zu häufig oder zu stark belastet wurde und es sich nicht schnell genug an diese Belastung anpassen konnte. Dazu kommt es besonders oft beim Sport – zum Beispiel beim Laufen, Bergsteigen oder Radsport.

Gegen vordere Knieschmerzen gibt es keine ursächliche Behandlung. Allerdings zeigen verlässliche Studien, dass regelmäßige Übungen zur Stärkung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur helfen können.

Sportlerinnen und Sportlern mit akuten Knieschmerzen wird außerdem empfohlen, eine Pause einzulegen oder weniger zu trainieren, damit sich das Knie erholen kann.

Auf einen Blick

  • Schmerzen im Bereich der Kniescheibe sind oft eine Folge von Überbelastung.
  • Sie sind besonders bei Sportlerinnen und Sportlern verbreitet.
  • Übungen zur Stärkung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur können helfen. Für andere Behandlungen ist dies bislang nicht nachgewiesen.
  • Betroffene sollten auf schmerzhafte Aktivitäten verzichten, damit sich das Knie erholen kann.

Symptome

Schmerzen im vorderen Teil des Knies treten meistens hinter oder neben der Kniescheibe auf. Mediziner sprechen dann von patellofemoralen Schmerzen oder einem patellofemoralen Schmerzsyndrom (PFS). Patellofemoral bedeutet, dass der Bereich zwischen der Kniescheibe (Patella) und dem Oberschenkel (Femur) betroffen ist.

Meist sind die Schmerzen zunächst nur leicht und nehmen mit der Zeit zu. Sie fühlen sich eher dumpf an und machen sich vor allem bei Belastung bemerkbar – insbesondere, wenn man treppauf oder treppab geht oder das Knie stark beugt. Auch bei langem Sitzen kann das Knie wehtun und sich steif anfühlen.

Viele Menschen mit Knieschmerzen spüren oder hören ein Knacken, Knirschen oder Quietschen, wenn sie das Knie bewegen. Dies ist aber kein Grund zur Sorge: Kniegeräusche haben keinen Einfluss auf die Kniefunktion oder auf Schmerzen. Zudem haben auch viele Menschen ohne Beschwerden knirschende Knie. Dass die Gelenke manchmal hörbar sind, liegt unter anderem daran, dass in den Gelenken gelöste Gase kleine Bläschen bilden. Wenn sie platzen, knackt es im Knie.

Wer Kniegeräusche hat, darf und sollte sich trotzdem bewegen. Denn das Kniegelenk ist auf Bewegung angewiesen, um gesund zu bleiben. Ohne Druckbelastung wird der Knorpel nicht mit Nährstoffen versorgt. Auch die Knochen müssen ausreichend belastet werden, damit sie nicht schwächer werden.

Ursachen

Wenn das Knie zu stark belastet wird, kann es zu kleinen Verletzungen im Bereich der Kniescheibe kommen – zum Beispiel an ihren Haltebändern, den Knochen und feinen Nerven. Warum manche Menschen Knieprobleme bekommen und andere nicht, ist unklar. Eine Rolle spielt, wie sich die Kniescheibe in der Führungsrinne des Kniegelenks bewegt. Fachleute diskutieren aber auch andere Einflüsse, zum Beispiel:

  • eine schwache Oberschenkel- und Hüftmuskulatur
  • anatomische Fehlstellungen wie unterschiedlich lange Beine
  • Fußfehlstellungen
  • verkürzte Muskeln
  • Fehlstellungen wie zum Beispiel X- oder O-Beine

Obwohl ein vergrößerter Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel (Q-Winkel) oft als Ursache von Knieschmerzen vermutet wird, zeigen bisherige Studien keinen Zusammenhang zwischen dem Q-Winkel und patellofemoralen Knieschmerzen.

Welchen Einfluss die anderen genannten Faktoren haben, ist noch unklar, da bisherige Studien widersprüchliche Ergebnisse zeigen. Bislang gibt es nur Hinweise, dass schwache Oberschenkelmuskeln das Risiko für vordere Knieschmerzen erhöhen können.

Wahrscheinlich sind oft verschiedene Faktoren für die Kniebeschwerden verantwortlich.

Risikofaktoren

Der wichtigste Risikofaktor für Schmerzen der Kniescheibe ist Überlastung. Zu den Aktivitäten, bei denen starke Kräfte auf das vordere Knie wirken, gehören Laufen, Bergwandern, Treppensteigen und Kniebeugen. Auch sportliches Radfahren kann zu Knieschmerzen führen – vor allem, wenn man in den Bergen oder mit einem schweren Gang fährt.

Eine Überlastung tritt eher auf, wenn Dauer, Häufigkeit und Intensität des Trainings zu hoch sind oder zu schnell gesteigert werden. In Studien hat man beobachtet, dass vordere Knieschmerzen oft bei Menschen auftreten, die

  • mit dem Training gerade erst angefangen haben,
  • wettkampforientiert laufen oder
  • viele Trainingskilometer zurücklegen.

Manche Menschen haben auch berufsbedingt mit vorderen Knieschmerzen zu tun – zum Beispiel, weil sie viel in der Hocke arbeiten oder schwer heben müssen.

Häufigkeit und Verlauf

Vordere Knieschmerzen gehören zu den häufigsten Knieproblemen. Betroffen sind vor allem Jugendliche und körperlich aktive Menschen.

Die Schmerzen können sich unterschiedlich entwickeln. Etwa die Hälfte der Betroffenen hat nur für einige Wochen Beschwerden oder bekommt sie innerhalb von einigen Monaten in den Griff. Bei der anderen Hälfte dauern die Beschwerden über mehrere Jahre an oder treten immer wieder auf.

Diagnose

Die Diagnose „vorderer Knieschmerz“ (patellofemoraler Schmerz) wird anhand der Beschwerden gestellt, und zwar, wenn

  • das Knie hinter oder neben der Kniescheibe schmerzt,
  • die Schmerzen bei Belastungen wie Treppensteigen, Laufen oder Hocken auftreten, und
  • sich keine anderen Ursachen für die Schmerzen finden.

Deshalb fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und tastet das Knie ab. Dann bittet sie oder er darum, eine Kniebeuge zu machen. Bei einem weiteren Test steigt man mit dem gesunden Bein langsam von einer Stufe. Treten dabei Schmerzen auf, weist dies auf die Diagnose „vordere Knieschmerzen“ hin. Manche Fachkräfte nutzen auch spezielle Fragebogen, um die Beschwerden genau zu erfassen.

Wenn nötig, folgen weitere Untersuchungen der Knie, um andere Ursachen auszuschließen. Dazu gehören zum Beispiel ein Meniskusriss, eine Kniearthrose und Sehnenerkrankungen. Arthrose ist bei Menschen unter 40 Jahren aber sehr selten. Vor dem Abschluss der Pubertät können bestimmte wachstumsbedingte Probleme zu Knieschmerzen führen. Auch sie lassen sich durch eine Untersuchung des Knies ausschließen.

Bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) helfen bei der Diagnose nicht. Sie können aber sinnvoll sein, wenn es einen Verdacht auf eine andere Ursache gibt – wie zum Beispiel eine Sehnenreizung, Kniearthrose oder einen Knochenbruch.

Behandlung

Aussagekräftige Studien haben nachgewiesen, dass bei akuten Schmerzen Entlastung und auf Dauer vor allem regelmäßige Kräftigungsübungen helfen können:

  • Entlastung: Für Sportlerinnen und Sportler ist es ratsam, eine Zeitlang weniger zu trainieren oder eine Pause einzulegen, damit sich das Knie erholen kann.
  • Training der Knie-, Oberschenkel- und Hüftmuskulatur: Eine Stärkung dieser Muskelgruppen entlastet das Kniegelenk. Regelmäßige Übungen können Schmerzen zumindest kurzfristig lindern und die Gelenkfunktion verbessern.

Akute Schmerzen können auch mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Gels oder Cremes mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac behandelt werden. Sie werden 2- bis 4-mal am Tag auf das betroffene Knie aufgetragen. Gels oder Cremes sind eine nebenwirkungsarme Alternative zu Tabletten mit den gleichen Wirkstoffen.

Keine gute Idee ist, Schmerzmittel einzunehmen, um wieder Ausdauersport machen zu können. Zum einen wird das Knie dann weiter beansprucht, zum anderen hemmen die Mittel die Nierenfunktion. Gerade bei Hitze, Flüssigkeitsmangel und großen körperlichen Belastungen kann das zu Problemen führen, weil die Nieren dann ohnehin sehr gefordert werden.

Für Menschen mit Knieschmerzen kommen auch orthopädische Schuheinlagen infrage – besonders, wenn die Füße beim Gehen stark nach innen einknicken (Überpronation). Solche Einlagen können manchen Menschen vermutlich zumindest kurzfristig helfen und auch ergänzend zu Kräftigungsübungen eingesetzt werden. Es gibt aber insgesamt nur wenige aussagekräftige Studien zur Wirksamkeit von Schuheinlagen.

Leben und Alltag

Wenn man Aktivitäten, die einem wichtig sind, nicht mehr ohne Schmerzen oder nur noch eingeschränkt nachgehen kann, ist das sehr frustrierend. Bei Gelenkschmerzen muss man sich oft damit abfinden, dass auch die besten Ärztinnen und Ärzte nicht „die eine“ Ursache finden können. Die Behandlung kann einige Zeit dauern und erfordert es, selbst aktiv mitzuarbeiten.

Das Beste, was man tun kann, ist optimistisch zu bleiben und sich auf Behandlungen zu konzentrieren, die nachweislich helfen können. Wer mit dem bevorzugten Sport länger pausieren muss, kann vielleicht vorübergehend eine andere Sportart ausprobieren, die schmerzfrei möglich ist, wie zum Beispiel Radfahren bei niedriger Intensität, Aquajogging oder Schwimmen.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

Quellen

Chen Z, Wu J, Wang X, Ren Z. The effect of foot orthoses for patients with patellofemoral pain syndrome: A systematic review and meta-analysis. Heliyon 2022; 8(6): e09656.

Collins NJ, Barton CJ, van Middelkoop M et al. 2018 Consensus statement on exercise therapy and physical interventions (orthoses, taping and manual therapy) to treat patellofemoral pain: recommendations from the 5th International Patellofemoral Pain Research Retreat, Gold Coast, Australia, 2017. Br J Sports Med 2018; 52(18): 1170-1178.

Crossley KM, Stefanik JJ, Selfe J et al. 2016 Patellofemoral pain consensus statement from the 4th International Patellofemoral Pain Research Retreat, Manchester. Part 1: Terminology, definitions, clinical examination, natural history, patellofemoral osteoarthritis and patient-reported outcome measures. Br J Sports Med 2016; 50(14): 839-843.

Hart HF, Barton CJ, Khan KM et al. Is body mass index associated with patellofemoral pain and patellofemoral osteoarthritis? A systematic review and meta-regression and analysis. Br J Sports Med 2017; 51(10): 781-790.

Nascimento LR, Teixeira-Salmela LF, Souza RB, Resende RA. Hip and Knee Strengthening Is More Effective Than Knee Strengthening Alone for Reducing Pain and Improving Activity in Individuals With Patellofemoral Pain: A Systematic Review With Meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther 2018; 48(1): 19-31.

Neal BS, Bartholomew C, Barton CJ et al. Six Treatments Have Positive Effects at 3 Months for People With Patellofemoral Pain: A Systematic Review With Meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther 2022; 52(11): 750-768.

Neal BS, Lack SD, Lankhorst NE et al. Risk factors for patellofemoral pain: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med 2019; 53(5): 270-281.

Robertson CJ, Hurley M, Jones F. People's beliefs about the meaning of crepitus in patellofemoral pain and the impact of these beliefs on their behaviour: A qualitative study. Musculoskelet Sci Pract 2017; 28: 59-64.

Rogan S, Haehni M, Luijckx E et al. Effects of Hip Abductor Muscles Exercises on Pain and Function in Patients With Patellofemoral Pain: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Strength Cond Res 2019; 33(11): 3174-3187.

Scali K, Roberts J, McFarland M et al. Is multi-joint or single joint strengthening more effective in reducing pain and improving function in women with patellofemoral pain syndrome? A systematic review and meta-analysis. Int J Sports Phys Ther 2018; 13(3): 321-334.

Smith BE, Moffatt F, Hendrick P et al. The experience of living with patellofemoral pain-loss, confusion and fear-avoidance: a UK qualitative study. BMJ Open 2018; 8(1): e018624.

Smith BE, Selfe J, Thacker D et al. Incidence and prevalence of patellofemoral pain: A systematic review and meta-analysis. PLoS One 2018; 13(1): e0190892.

Van der Heijden RA, Lankhorst NE, van Linschoten R et al. Exercise for treating patellofemoral pain syndrome. Cochrane Database Syst Rev 2015; (1): CD010387.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 17.01.2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Kontakt
Telefon
Chat
Wir freuen uns auf Ihren Anruf
0800 222 12 11 24/7 rund um die Uhr, kostenlos aus allen dt. Netzen Anrufen
Wir sind gerne für Sie da.
DIREKT KONTAKT AUFNEHMEN Geht hier ganz leicht. Worauf warten Sie noch? Chat starten Zur Datenschutzerklärung