Syphilis ist eine Krankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Selten wird sie auch Lues genannt. Syphilis gehört zu den sexuell übertragbaren Infektionen (sogenannten Geschlechtskrankheiten) – ebenso wie Gonorrhoe (Tripper) oder Infektionen mit Chlamydien oder Trichomonaden.
Typisch ist ein einzelnes, schmerzloses Geschwür zu Beginn der Infektion, das von selbst wieder abheilt. Je nachdem, an welcher Stelle die Bakterien in den Körper gelangt sind, entsteht es an Penis, Scheide, After, Lippen oder im Mund.
Unbehandelt durchläuft die Syphilis verschiedene Stadien, in denen es zu Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen und Hautausschlag kommen kann. Im Spätstadium können auch die Hauptschlagader, das Rückenmark oder das Gehirn geschädigt werden und ernste Komplikationen auftreten. Zwischen den Stadien liegen zum Teil jahrelange beschwerdefreie Phasen. Viele Infizierte haben auch gar keine Symptome. Das kann dazu führen, dass die Erkrankung unerkannt bleibt und unwissentlich an andere weitergegeben wird.
Syphilis lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. In der Regel erhält man eine Spritze mit einem lang wirksamen Penizillin. Aber auch andere Antibiotika können eingesetzt werden.
Wenn eine Syphilis zu Beschwerden führt, können sie sehr unterschiedlich sein – je nach Erkrankungsstadium und zuerst betroffenem Körperbereich.
Wurden die Bakterien bei genitalem Sex übertragen, entwickelt sich zunächst ein Geschwür (der sogenannte Primäraffekt) an den äußeren Geschlechtsorganen. Bei einer Ansteckung durch analen oder oralen Sex kann es an After oder Mund entstehen. Oft schwellen gleichzeitig die benachbarten Lymphknoten an. Das Geschwür ist schmerzlos und bleibt deshalb manchmal unbemerkt. Da es viele Bakterien enthält, ist es sehr ansteckend. Es heilt von selbst wieder ab, kann aber eine kleine Narbe hinterlassen.
Geschwür im Anfangsstadium der Syphilis (Primäraffekt)
Bis erneut Symptome auftreten, können mehrere Wochen bis Monate vergehen: Man bekommt Fieber und wieder schwellen die Lymphknoten an, dieses Mal jedoch auch an anderen Körperstellen, etwa unter den Achseln. Kopf- und Gliederschmerzen kommen hinzu.
Außerdem bildet sich oft ein Hautausschlag mit rötlich-braunen Flecken oder kleinen Knötchen. Der Ausschlag juckt in der Regel nicht. Er kann am gesamten Körper auftreten, wieder verschwinden und nach einiger Zeit zurückkehren. Dabei kann er sich verändern – etwa so, dass sich nur an den Handinnenflächen und Fußsohlen rote Flecken zeigen.
Mögliche Hautausschläge bei Syphilis
Es können auch warzenartige Hautveränderungen im Intimbereich entstehen, die viele Bakterien enthalten und daher sehr ansteckend sind.
Wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt, verschwinden die Beschwerden zwar oft für lange Zeit – die Erreger bleiben aber im Körper und können später wieder Symptome auslösen.
Syphilis wird von Bakterien ausgelöst. Der Fachbegriff für den Erreger lautet Treponema pallidum. Diese Bakterien befallen nur Menschen und werden vor allem beim Sex übertragen – über Schleimhautkontakt, kleine Hautverletzungen, Blut oder Wundflüssigkeit.
Das Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken, ist besonders hoch, wenn man häufig Sex mit wechselnden Partnerinnen oder Partnern hat und dabei auf Kondome verzichtet.
Die Bakterien verteilen sich im Verlauf der Erkrankung über das Blut im gesamten Körper. Deshalb ist eine Ansteckung auch beim Drogenkonsum mit benutzten Spritzen möglich. Außerhalb des Körpers überleben die Erreger nur kurze Zeit. Eine Infektion über Gegenstände wie Saunabänke, Toiletten oder gemeinsam benutzte Handtücher ist unwahrscheinlich. Nutzt man beim Sex gemeinsam Sexspielzeuge, sollte man diese jedoch vor dem Weitergeben reinigen und zum Beispiel ein frisches Kondom auf einen Dildo streifen.
Eine Übertragung in der Schwangerschaft ist möglich: Die Erreger können über die Nabelschnur auf das ungeborene Kind übergehen.
Jede festgestellte Syphilis-Infektion wird anonymisiert (also ohne Nennung des Namens) an das Robert Koch-Institut gemeldet. Durch diese Meldepflicht lässt sich die Syphilis-Häufigkeit in Deutschland gut abschätzen: Pro Jahr erkranken etwa 9 von 100.000 Menschen. Das ist allerdings ein Durchschnittswert: In Großstädten werden mehr Infektionen registriert als in ländlichen Regionen. Außerdem sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen – vor allem Männer, die Sex mit Männern haben.
Bei Frauen wird die Erkrankung meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt, bei Männern zwischen 25 und 50. In den letzten Jahren sind die Infektionszahlen angestiegen. Gründe können sein, dass sich mehr Menschen anstecken und Infektionen häufiger erkannt werden.
Manche Menschen werden regelmäßig auf Syphilis getestet – zum Beispiel, weil sie Medikamente zur Vorbeugung einer HIV-Infektion einnehmen (sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe oder kurz „PrEP“). Eine Voraussetzung für die PrEP ist, sich alle drei Monate auf HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen untersuchen zu lassen. Ob das häufigere Testen der Grund für gestiegene Infektionszahlen ist oder es andere Ursachen gibt, ist allerdings unklar.
Eine Syphilis kann unbehandelt mehrere Stadien mit unterschiedlichen Beschwerden durchlaufen:
Die beschwerdefreien Zeiten können Jahre bis Jahrzehnte dauern (sogenannte Latenzphasen). Bleibt die Syphilis unbehandelt, entwickelt sich bei etwa einem Drittel der Infizierten nach einiger Zeit das Spätstadium mit Nerven- und Organschäden sowie anderen Komplikationen. In diesem Stadium sind die Betroffenen meist nicht mehr ansteckend.
Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen bleibt die Infektion aber komplett symptomlos.
Eine Behandlung ist in jedem Stadium der Syphilis möglich und nötig – unabhängig davon, ob Beschwerden vorliegen oder nicht. Eine überstandene Infektion führt allerdings nicht zu einer Immunität: Man kann sich erneut anstecken.
Das Spätstadium der Infektion kommt heutzutage nur noch selten vor. Typische Spätfolgen sind zum Beispiel Nervenschäden (auch Neurosyphilis genannt), die starke Schmerzen, Lähmungen oder eine Demenz auslösen können. Außerdem können an verschiedenen Stellen im Körper knotige Entzündungsherde auftreten, die das Gewebe zerstören. In der Haut sind sie manchmal als offene Geschwüre sichtbar. Oft greifen sie auch die Knochen oder Gelenke an. Syphilis-bedingte Entzündungen können zudem die Blutgefäße schädigen. Dann sind innere Blutungen möglich, die lebensbedrohlich sein können.
Steckt sich eine Frau während der Schwangerschaft an oder war bereits erkrankt, können die Bakterien auf das ungeborene Kind übertragen werden. Unbehandelt kann es dann zu einer Fehlgeburt kommen – oder beim Neugeborenen zu ähnlich schweren Komplikationen wie bei Erwachsenen im Spätstadium. Die angeborene Syphilis ist in Deutschland aber sehr selten.
Mögliche Spätfolgen der Syphilis
Bei Verdacht auf eine Syphilis kann ein Test rasch Klarheit schaffen. Dafür wird in der Regel Blut abgenommen. Man kann den Test auf Syphilis bei seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt machen lassen oder in einer Facharztpraxis für Dermatologie, Gynäkologie oder Urologie. Gesundheitsämter oder Checkpoints der Aidshilfen vor Ort bieten die Untersuchung ebenfalls an, auch anonym.
Neben dem Bluttest kommen bei Syphilis manchmal auch andere Diagnoseverfahren zum Einsatz. Die Erreger lassen sich auch in Wundsekret aus dem Geschwür im Anfangsstadium der Syphilis (Primäraffekt) nachweisen. Um Komplikationen festzustellen oder zu prüfen, ob die Erkrankung bereits ihr Spätstadium erreicht hat, können zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder eine Entnahme von Nervenwasser (Lumbalpunktion) nötig sein.
Kondome und Femidome (Kondome für die Frau) senken das Risiko, sich mit Syphilis anzustecken. Hundertprozentig schützen sie jedoch nicht, denn sie bedecken nur den Penis oder die Scheide und einen Teil der Vulva. Die Syphilis-Erreger können jedoch über intensive Hautkontakte im gesamten Genitalbereich übertragen werden. Vor allem die typischen Geschwüre sind ansteckend. Wenn diese im Mund auftreten, ist eine Übertragung auch durch oralen Sex und beim intensiven Küssen möglich.
Frühes Testen und Behandeln beugt möglichen Spätfolgen vor und verhindert, dass die Syphilis weiterverbreitet wird. Ein Test wird auch möglichst früh in der Schwangerschaft empfohlen, um Komplikationen für das Kind zu verhindern.
Eine Impfung gegen Syphilis gibt es nicht.
Eine Syphilis lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. Meist wird ein sogenanntes Depot-Penizillin in den Gesäßmuskel gespritzt. Es wirkt lange genug im Körper, um alle Erreger abzutöten. Wer kein Penizillin verträgt oder keine Spritzen in den Muskel bekommen darf, kann andere Antibiotika erhalten. Man nimmt dann zum Beispiel zwei Wochen lang Tabletten ein oder erhält zehn Tage lang täglich eine Infusion.
Auch wenn es bereits zu Komplikationen gekommen ist, werden Antibiotika eingesetzt. Die Therapie dauert dann allerdings länger als im frühen Stadium der Infektion.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert auf der Website www.liebesleben.de über sexuell übertragbare Infektionen wie Syphilis. Sie bietet unter anderem praktische Tipps zur Vorbeugung sowie eine Online- und Telefonberatung.
Auch die Deutsche Aidshilfe bietet Informationen zum Thema. Außerdem hilft ein Online-Service, die nächstgelegene Einrichtung zu finden, bei der man sich auf Syphilis oder andere sexuell übertragbare Erkrankungen testen lassen kann.
Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG). Diagnostik und Therapie der Syphilis (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 059-002. 2021.
Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG). Sexuell übertragbare Infektionen (STI): Beratung, Diagnostik und Therapie (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 059-006. 2018.
Nenoff P, Manos A, Ehrhard I et al. Nichtvirale sexuell übertragene Infektionen – Epidemiologie, Klinik, Labordiagnostik und Therapie. Teil 3: Treponemen, Gardnerella und Trichomonaden. Hautarzt 2017; 68(2): 136-148.
Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber Syphilis. 2020.
Robert Koch-Institut (RKI). Syphilis in Deutschland im Jahr 2019 – Neuer Höchststand von Infektionen. Epidemiologisches Bulletin 2020; 49: 3.
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Erstellt am 27.07.2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025
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