Wenn Geräusche leiser und dumpfer klingen als zuvor oder sich das Ohr verstopft anfühlt, kann ein Ohrenschmalz-Pfropf der Grund sein. Dann hat sich viel Ohrenschmalz angesammelt und den äußeren Gehörgang verstopft – also den Bereich zwischen Ohrmuschel und Trommelfell.
Ohrenschmalz (Cerumen) besteht aus Fetten und anderen Stoffen, die die Ohrenschmalzdrüsen absondern. Dieses Drüsensekret übernimmt wichtige Aufgaben: Es hält die Haut des Gehörgangs geschmeidig und schützt das Innere des Ohres vor Krankheitserregern. Außerdem reinigt es das Ohr, indem es Staubpartikel, abgestorbene Hautschuppen und Haare nach draußen transportiert. Wie viel Ohrenschmalz entsteht, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und hat nichts mit Hygiene zu tun.
Durch die Bewegung des Unterkiefers – zum Beispiel beim Sprechen und Essen – wird das zähe Ohrenschmalz in Richtung Ohrmuschel geschoben und so allmählich aus dem Ohr hinausbefördert.
Wenn sehr viel Ohrenschmalz entsteht oder nicht mehr so gut abtransportiert wird, kann sich ein Pfropf bilden.
Gehörgang mit Ohrenschmalz-Pfropf
Ein Ohrenschmalz-Pfropf führt meist dazu, dass man schlechter hört: Geräusche klingen leiser oder dumpf oder Gespräche werden nicht mehr gut verstanden. Außerdem kann sich das Ohr verstopft anfühlen, wehtun oder jucken.
Weitere mögliche Beschwerden sind:
Sind beide Ohren verstopft, können solche Beschwerden beidseitig auftreten.
Manchmal treten die Symptome nur nach dem Duschen oder Schwimmen auf oder verstärken sich dann. Der Grund dafür ist, dass Wasser den Pfropf aufweicht und ihn aufquellen lässt.
Wenn die Selbstreinigung des äußeren Gehörgangs nicht funktioniert und das Ohrenschmalz im Ohr bleibt, bildet sich ein Pfropf: Die zähe Masse sammelt sich an und kann sich verhärten. Sie blockiert den Gehörgang dann ganz oder teilweise.
Bei einigen Menschen bildet sich mehr Ohrenschmalz, als aus dem Ohr transportiert werden kann. Im Alter wird das Ohrenschmalz außerdem trockener und fließt langsamer ab. Zudem werden die Härchen im Gehörgang mit der Zeit gröber und können so den Abtransport zusätzlich behindern.
Aber auch äußere Einflüsse können die Selbstreinigung des Ohres stören – zum Beispiel, wenn man versucht, mit Watte- oder Ohrenstäbchen oder mit anderen Gegenständen wie einer Pinzette nachzuhelfen. Auf diese Weise wird meist ein Teil des Ohrenschmalzes tiefer ins Ohr geschoben. Außerdem besteht dabei die Gefahr, das Trommelfell oder den äußeren Gehörgang zu verletzen. Sichtbares Ohrenschmalz lässt sich aber gefahrlos mit einem weichen Tuch aus der Ohrmuschel entfernen.
Auch Hörgeräte, im Ohr getragene Kopfhörer (Ohrhörer) oder Ohrstöpsel zum Schutz vor Lärm, Staub oder Wasser können bei häufigem Gebrauch dazu beitragen, dass sich Ohrenschmalz im Gehörgang ansammelt.
Weitere Risikofaktoren für einen Ohrenschmalz-Pfropf sind:
Vermutlich sind auch Menschen mit einer Hauterkrankung wie einem seborrhoischen Ekzem anfälliger für Ohrenschmalz-Pfropfen.
Etwa 5 % aller Erwachsenen haben einen Ohrenschmalz-Pfropf. Besonders häufig sind ältere Menschen sowie Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Down-Syndrom betroffen: Schätzungsweise jeder dritte von ihnen hat damit zu tun. Warum es bei einer geistigen Behinderung häufiger zu einem Ohrenschmalz-Pfropf kommt, ist unklar.
Auch bei Kindern kommen Ohrenschmalz-Pfropfen häufiger vor – etwa 10 % sind betroffen.
Wer schlecht hört, kann Gesprächen, Telefonaten oder Hör- und Fernsehbeiträgen nicht mehr so gut folgen. Je stärker die Hörminderung ist, desto schwieriger wird es, am sozialen Leben teilzunehmen. Betroffene können sich dadurch isoliert fühlen oder an Lebensqualität verlieren. Schwerhörigkeit kann das Risiko für eine Depression erhöhen. Außerdem kann die geistige Leistungsfähigkeit für die Dauer der Hörminderung beeinträchtigt sein: Infolge eines Ohrenschmalz-Pfropfs sind zum Beispiel Lern- und Konzentrationsstörungen möglich – insbesondere bei älteren Menschen.
Besonders Kinder und ältere Menschen bemerken manchmal gar nicht, dass sie schlechter hören und dadurch eingeschränkt sind.
Manchmal behindert ein Ohrenschmalz-Pfropf auch eine ärztliche Ohruntersuchung, weil er die Sicht auf das Trommelfell blockiert. Außerdem sind Hörtests bei einem Ohrenschmalz-Pfropf nicht aussagekräftig – zum Beispiel für ein neues Hörgerät oder bei einer U-Untersuchung.
Zunächst fragt die Ärztin oder der Arzt nach den genauen Beschwerden und danach, seit wann sie bestehen.
Bei Verdacht auf einen Ohrenschmalz-Pfropf schaut sie oder er mit einem speziellen Instrument in das Ohr. Dafür wird die Ohrmuschel leicht nach hinten und oben gezogen. So kann die Ärztin oder der Arzt erkennen, ob die Sicht bis zum Trommelfell frei oder blockiert ist. Die Untersuchung kann auch klären, ob die Beschwerden von einer Entzündung oder einem Fremdkörper im äußeren Gehörgang stammen.
Um einzuschätzen, welche Behandlungen infrage kommen, erfragt oder prüft die Ärztin oder der Arzt beispielsweise, ob
Um zu verhindern, dass Ohrenschmalz immer wieder zurück ins Ohr gedrückt wird, kann man seltener Ohrhörer oder Ohrstöpsel tragen und sie regelmäßig säubern. Wer ein Hörgerät trägt, kann dieses nachts beiseitelegen. Wichtig ist außerdem, das Ohr nicht selbst mit Watte- oder Ohrstäbchen zu reinigen – denn dies schiebt das Ohrenschmalz oft nur tiefer ins Ohr.
In Drogerien, Apotheken und Online-Shops sind verschiedene Ohrentropfen und -sprays sowie Ohrspülungen und -duschen rezeptfrei erhältlich. Sie sollen die Ohren reinigen und so verhindern, dass sich zu viel Ohrenschmalz ansammelt. Am besten bespricht man mit einer Ärztin oder einem Arzt, ob diese sinnvoll sind, welche Mittel infrage kommen und wie sie sicher angewendet werden. Denn vor allem bei einer Ohrentzündung (Mittelohrentzündung oder Gehörgangsentzündung), einer Verletzung, einem Loch im Trommelfell oder bei Paukenröhrchen sind Tropfen und Spülungen nicht geeignet. Bei Ohrduschen ist es wichtig, sie richtig anzuwenden, damit das Trommelfell nicht verletzt wird und es nicht zu Schwindel kommt.
Normalerweise reinigt sich das Ohr von selbst. Wer aber zur Ansammlung von Ohrenschmalz neigt und schon einmal einen Pfropf hatte, kann den überschüssigen Schmalz regelmäßig in einer Arztpraxis entfernen lassen. Wie häufig dies nötig ist, hängt davon ab, wie schnell der Gehörgang verstopft. Häufig reicht es aus, alle paar Monate in die Praxis zu kommen.
Um einen Ohrenschmalz-Pfropf zu entfernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Die Hausarzt- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Bei Problemen mit den Ohren helfen insbesondere Hals-Nasen-Ohren-Ärztinnen und -Ärzte weiter. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.
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Erstellt am 22.05.2024
Nächste geplante Aktualisierung: 2027
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