Die Diagnose Prostatakrebs ist für die meisten Männer und ihre Angehörigen erst einmal ein Schock. Doch so beunruhigend die Diagnose ist: Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit den größten Heilungschancen. Denn er wächst oft sehr langsam und lässt sich meist gut behandeln.
Von einem örtlich begrenzten Prostatakrebs spricht man, wenn der Krebs auf die Prostata begrenzt ist und weder Lymphknoten befallen noch Metastasen gebildet hat.
Örtlich begrenzter Prostatakrebs verursacht keine Beschwerden. Der Krebs löst normalerweise erst Beschwerden aus, wenn er weiter fortgeschritten ist. Dann kann er zu Problemen wie einem verstärkten Harndrang oder einem schwächeren Harnstrahl führen. Probleme beim Wasserlassen werden aber meist nicht durch Krebs, sondern durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata verursacht. Sie ist bei Männern über 50 sehr häufig. Selten kann auch Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit auf Prostatakrebs hindeuten.
Ein sehr weit fortgeschrittener Krebs kann sich über die Lymphbahnen oder den Blutkreislauf in andere Körperregionen ausbreiten, wie zum Beispiel die Knochen. Dies kann Symptome wie Knochenschmerzen auslösen.
Die genauen Ursachen für Prostatakrebs sind nicht bekannt. Bestimmte Faktoren können das Risiko für Prostatakrebs etwas erhöhen. Die wichtigsten sind:
Häufig werden auch bestimmte Lebensmittel wie rotes Fleisch oder Tomaten mit Krebs in Verbindung gebracht. Es ist jedoch nicht durch aussagekräftige Studien belegt, dass Männer ihr Risiko für Prostatakrebs oder den Krankheitsverlauf durch eine bestimmte Ernährung beeinflussen können.
Das Risiko für Prostatakrebs nimmt mit dem Alter zu. Bei Männern unter 50 Jahren tritt Prostatakrebs sehr selten auf.
Die folgenden Tabellen zeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Mann in einem bestimmten Alter in den nächsten zehn Jahren die Diagnose Prostatakrebs erhält und ob er daran stirbt. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte. Das individuelle Risiko eines Mannes hängt auch davon ab, ob und welche Risikofaktoren er hat.
Heutiges Alter | Anteil der Männer, bei denen in den nächsten 10 Jahren Prostatakrebs festgestellt wird |
---|---|
45 | 4 von 1000 |
55 | 23 von 1000 |
65 | 56 von 1000 |
75 | 59 von 1000 |
Quelle: RKI 2021 |
Heutiges Alter | Anteil der Männer, die in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs sterben |
---|---|
45 | weniger als 1 von 1000 |
55 | 2 von 1000 |
65 | 7 von 1000 |
75 | 18 von 1000 |
Quelle: RKI 2021 |
Prostatakrebs kann unterschiedlich verlaufen. Wie er bei einem bestimmten Mann verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Die Prognose hängt unter anderem vom Tumorstadium und der Aggressivität des Tumors ab. Die folgende Tabelle zeigt den Einfluss von Tumorstadium und Aggressivität auf die Krebssterblichkeit.
Krebstyp | Anteil der Männer, die in den nächsten 5 Jahren an Prostatakrebs sterben |
---|---|
alle Männer mit Prostatakrebs (örtlich begrenzte und fortgeschrittene Tumoren) | über 10 % |
Männer mit örtlich begrenztem Prostatakrebs | 3 % |
Männer mit örtlich begrenztem Prostatakrebs und einer geringen Aggressivität (Niedrig-Risiko-Prostatakrebs) | unter 1 % |
Quelle: RKI 2021, Hamdy 2016 |
Durch die Untersuchung einer Gewebeprobe und andere Tests lässt sich abschätzen, ob ein Tumor eher schnell oder nur sehr langsam wächst. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs wächst, wird Progressionsrisiko genannt.
Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach Beschwerden, um die Symptome grob einzuordnen und Hinweise auf mögliche Ursachen zu bekommen (Anamnese). Danach kommen verschiedene Untersuchungen infrage:
Anhand der Untersuchungen lässt sich einschätzen, ob und wie schnell der Tumor voraussichtlich wachsen wird (Progressionsrisiko).
Zwei der beschriebenen Untersuchungen werden auch zur Früherkennung von Prostatakrebs angeboten:
Die transrektale Ultraschalluntersuchung ist zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht geeignet. Daher raten die medizinischen Fachgesellschaften zur Früherkennung davon ab.
Welche Behandlungen bei Prostatakrebs infrage kommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören:
Je nach Situation kann man sich für eine der folgenden Möglichkeiten entscheiden:
Wenn Prostatakrebs weiter fortgeschritten ist, kommen verschiedene Varianten der Hormon- und Chemotherapie infrage, die sein Wachstum abbremsen sollen.
Welche Behandlungsstrategie man wählt, ist zum großen Teil eine Frage der persönlichen Abwägung: Für den einen ist es wichtiger, Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz möglichst zu vermeiden. Der andere will so sicher wie möglich sein, dass der Krebs entfernt wurde, und nimmt dafür die Risiken der Behandlung in Kauf.
Bei älteren Männern, die vielleicht noch andere Erkrankungen haben, können die Risiken und Belastungen durch Operation oder Strahlentherapie schwerer wiegen als der mögliche Nutzen dieser Behandlungen. Dann kommt ein sogenanntes abwartendes Beobachten („watchful waiting“) infrage. Hierbei behandelt man nicht den Krebs, sondern nur mögliche Beschwerden (lindernde oder „palliative“ Behandlung). Im Gegensatz zur „aktiven Überwachung“ kann dabei auf belastende Kontrolluntersuchungen verzichtet werden.
Weitere Informationen über Prostatakrebs und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten finden sich beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums und den Patientenratgebern der medizinischen Leitlinie zur Behandlung von Prostatakrebs.
Wir informieren auch darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Deutschen Krebshilfe (DKH). Prostatakarzinom (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 043-022OL (Leitlinienprogramm Onkologie). 2021.
Drost FH, Osses DF, Nieboer D et al. Prostate MRI, with or without MRI-targeted biopsy, and systematic biopsy for detecting prostate cancer. Cochrane Database Syst Rev 2019; (4): CD012663.
Hamdy FC, Donovan JL, Lane JA et al. 10-year outcomes after monitoring, surgery, or radiotherapy for localized prostate cancer. N Engl J Med 2016; 375(15): 1415-1424.
Klein EA, Thompson IM, Jr., Tangen CM et al. Vitamin E and the risk of prostate cancer: the Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial (SELECT). JAMA 2011; 306(14): 1549-1556.
Robert Koch-Institut (RKI), Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID). Krebs in Deutschland für 2017/2018. Berlin: RKI; 2021.
Vernooij RW, Lancee M, Cleves A et al. Radical prostatectomy versus deferred treatment for localised prostate cancer. Cochrane Database Syst Rev 2020; 6: CD006590.
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Aktualisiert am 10.08.2022
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