Im Wochenbett erholen sich Mutter und Kind von den Anstrengungen der Geburt. Der Körper der Mutter verändert sich: Die Gebärmutter bildet sich zurück und Geburtswunden heilen. Die Hormone stellen sich von der Schwangerschaft auf das Stillen um.
Eltern und Kind lernen sich kennen, finden in die neue Situation hinein und bauen eine besondere Bindung auf. Um diese Zeit zu genießen und die Partnerin zu unterstützen, planen viele Väter oder Co-Mütter eine berufliche Pause ein.
Das Wochenbett bringt aber auch Herausforderungen mit sich – besonders beim ersten Kind, wenn noch alles neu ist. In dieser Zeit unterstützt und berät eine Hebamme. Außerdem ist die Hilfe von Familie und Freundeskreis sehr wertvoll. Sie kann besonders wichtig sein, wenn es aufgrund der Lebensumstände schwierig ist, sich zu schonen und auszuruhen – etwa, weil man sich noch um andere Kinder oder Angehörige kümmern muss.
Die meisten Frauen bringen ihr Kind in einer Klinik zur Welt. Dort bleiben sie normalerweise etwa drei Tage, nach einem Kaiserschnitt auch länger. Auf der Wöchnerinnen-Station helfen Pflegekräfte und Hebammen – etwa bei Fragen zum Stillen oder zum Füttern mit der Flasche. Das Kind kann die meiste Zeit bei der Mutter sein.
Ärztinnen und Ärzte untersuchen das Kind regelmäßig. Hatte die Frau einen Kaiserschnitt, wird die Wunde versorgt. Der Partner oder die Partnerin können ebenfalls viel Zeit in der Klinik verbringen und das Kind mitversorgen.
Manche Frauen entscheiden sich, schon wenige Stunden nach der Geburt mit dem Baby nach Hause zu gehen (ambulante Geburt). Dies ist möglich, wenn die Geburt ohne Komplikationen verlaufen ist und es beiden gut geht. Geburten im Geburtshaus sind immer ambulant. Nach einer ambulanten Geburt oder Hausgeburt ist es wichtig, dass die Frau eine Hebamme hat, die zu Hause regelmäßig nach ihr und dem Kind schaut.
Bis das Kind zwölf Wochen alt ist, haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine Wochenbett-Betreuung durch eine Hebamme (Nachsorge-Hebamme). Sie ist für viele Mütter und ihre Familien eine wichtige Hilfe. In den Tagen nach der Geburt oder Entlassung aus der Klinik macht die Hebamme meist täglich Hausbesuche. Hat sich alles ein wenig eingespielt, kommt sie seltener vorbei – je nach Bedarf.
Die Hebamme unterstützt bei Fragen rund ums Stillen oder Fläschchen-Geben sowie der Pflege des Kindes. Sie versorgt den Nabel des Babys und prüft, wie Geburtswunden der Mutter verheilen (zum Beispiel ein Dammriss oder eine Kaiserschnittwunde). Sie schaut, ob das Kind gesund ist, ob es gut trinkt und wie es ausscheidet. Außerdem gibt sie Tipps für den Alltag mit dem Kind und berät zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten.
Nach der Geburt erholt sich der Körper der Mutter allmählich und die körperlichen Veränderungen der Schwangerschaft bilden sich zurück. Direkt nach der Geburt setzt der Wochenfluss ein. Das ist eine Blutung, die ungefähr sechs Wochen anhält und besonders in den ersten zehn Tagen sehr stark sein kann. In dieser Zeit kann es auch zu Nachwehen kommen, die sich anfühlen wie starke Menstruationsschmerzen. Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter wieder auf ihre normale Größe zusammenzieht.
Weil die Rückbildung und Heilung eine Weile dauert, wird empfohlen, in den ersten Wochen nach der Geburt auf belastende Tätigkeiten wie schweres Heben und Tragen sowie Sportarten, die den Beckenboden belasten, zu verzichten. Leichte körperliche Übungen sind aber möglich. Dazu kann beispielsweise die Hebamme beraten. Etwa 6 bis 8 Wochen nach der Geburt kann die Frau mit einem Rückbildungskurs beginnen. Mit gezielten Übungen wird dort die Muskulatur von Beckenboden, Rücken und Bauch gekräftigt. Für gesetzlich Versicherte sind diese Kurse kostenlos.
Viele Frauen wiegen nach der Schwangerschaft noch einige Zeit mehr als vorher. Direkt nach der Geburt ist aber keine günstige Zeit, um gezielt abzunehmen. Bei den meisten Frauen dauert es etwa ein halbes Jahr, bis sie sich ihrem ursprünglichen Gewicht wieder annähern.
Ein Baby muss rund um die Uhr versorgt werden. Es wird gestillt oder mit Flaschennahrung gefüttert, gewickelt, gebadet und beruhigt. In den ersten Monaten schläft das Kind sehr viel, wacht aber auch häufig auf. Erst mit der Zeit entwickelt es einen Tag-Nacht-Rhythmus. Wie lange das dauert, kann von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein.
Durch das Stillen bekommt das Kind, was es zum Wachsen und Gedeihen braucht. Manchmal dauert es eine Weile, bis sich Mutter und Kind beim Stillen aufeinander eingestellt haben und alles gut klappt. Hebammen und Stillberaterinnen können dabei unterstützen – zum Beispiel, indem sie dabei helfen, eine gute Stillposition zu finden. Sie beraten auch bei Problemen, etwa einem Milchstau oder wunden Brustwarzen.
Kann oder möchte die Frau nicht stillen, ist Flaschennahrung die Alternative. Auch diese enthält ausreichend Nährstoffe. Beim Stillen und Fläschchen-Geben bekommt das Baby aber nicht nur Nahrung, sondern auch viel Nähe. Das unterstützt das gegenseitige Kennenlernen.
Das Kind braucht nicht nur Nahrung und neue Windeln, sondern vor allem Geborgenheit und Nähe. Kuscheln und Hautkontakt, das Baby halten, stillen oder baden – all das macht es ihm leichter, sich an das neue Leben außerhalb des Mutterleibs zu gewöhnen. Außerdem fördert es die Entstehung der besonderen Bindung zwischen Eltern und Kind (Bonding). Mit der Zeit lernen die Eltern ihr Kind immer besser kennen. Das hilft ihnen dabei, seine Signale zu verstehen und passend zu reagieren.
Das Bonding beginnt normalerweise direkt nach der Geburt, wenn das Neugeborene der Mutter auf den Bauch oder die Brust gelegt wird. Auch der Partner oder die Partnerin kann das Baby in Empfang nehmen. Wenn die Mutter eine Vollnarkose hatte oder das Kind medizinisch behandelt werden muss, ist der erste intensive Hautkontakt vielleicht erst später möglich. Der Beginn des Bondings kann aber nachgeholt werden.
Die hormonelle Umstellung nach einer Geburt, Schlafmangel und die neue Lebenssituation können Frauen trotz aller Freude über ihr Kind auch zu schaffen machen: Glück und Stress liegen oft nah beieinander. Ohne ausreichende Unterstützung stellt sich leicht ein Gefühl der Überforderung ein. Bekannt ist das Phänomen des „Babyblues“, einer kurzen Phase heftiger Stimmungsschwankungen und unerklärlicher Traurigkeit nach der Geburt. Diese dauert meist nur wenige Tage. Hält die Traurigkeit länger als zwei Wochen an, kann das ein Zeichen für eine Wochenbett-Depression sein. Meist ist dann Hilfe von außen nötig.
In den ersten Lebenswochen werden mehrere ärztliche Untersuchungen angeboten, die von den Krankenkassen bezahlt werden: direkt nach der Geburt (U1), zwischen dem 3. und 10. Lebenstag (U2) und in der 4. bis 5. Lebenswoche (U3). Während dieser Früherkennungsuntersuchungen – auch U-Untersuchungen genannt – werden unter anderem die Herzgeräusche, Reflexe und die Atmung geprüft. Das Kind wird gemessen, gewogen und es wird Blut abgenommen. Zudem erhält es Vitamin K, um Blutungen vorzubeugen.
Für die meisten Mütter ist ihr Partner oder ihre Partnerin in der Zeit des Wochenbetts die wichtigste Bezugsperson. Auch andere Familienmitglieder, enge Freundinnen und Freunde können in dieser Zeit wichtige emotionale und praktische Unterstützung bieten. Viele Eltern freuen sich, wenn sie von alltäglichen Anforderungen entlastet werden, wie Einkaufen, Kochen oder Putzen. Auch Hilfe bei der Versorgung älterer Kinder in der Familie ist meist gern gesehen.
Bei Problemen und Fragen zur Gesundheit von Mutter und Kind, zum Stillen und zur Versorgung des Babys stehen Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen zur Verfügung.
Geht es der Mutter nach der Geburt gesundheitlich nicht gut, kann sie bei der gesetzlichen Krankenkasse eine Haushaltshilfe beantragen. Außerdem gibt es die sogenannten Frühen Hilfen. Das sind kostenlose Angebote für Familien mit Kindern bis drei Jahren. Die Frühen Hilfen richten sich insbesondere an Eltern, die sich überfordert fühlen und den Wunsch nach Unterstützung haben. Sie sind auch für Familien da, die besondere Hilfen benötigen, etwa weil das Baby krank ist oder eine Behinderung hat.
Ausführliche Informationen über das Wochenbett bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Eine Liste von Beratungsangeboten für das erste Lebensjahr bietet auch das Portal „Gesund ins Leben“ des Bundeszentrums für Ernährung.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Familienplanung.de.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHW). Die vaginale Geburt am Termin (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 015-083. 2020.
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA). Mutterschafts-Richtlinien.
IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.
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Erstellt am 28.06.2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2026
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)