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Masern

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Masern werden durch Viren verursacht und sind hoch ansteckend – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Eine Masernerkrankung bleibt meist ohne Folgen, ist aber nicht harmlos.

Masernviren schwächen die körpereigene Abwehr über Monate. Es kann außerdem zu weiteren Infektionen wie einer Mittelohr- oder Lungenentzündung kommen. Sehr selten führen Masern zu einer Hirnentzündung, die tödlich sein kann.

Um die Ausbreitung der Infektion und damit auch solche ernsten Folgen zu verhindern, sollten möglichst alle Kinder geimpft werden. Das gilt auch für Erwachsene, die nicht oder nur einmal geimpft wurden oder noch keine Masern hatten.

Auf einen Blick

  • Masern führen zu Hautausschlag und erkältungsähnlichen Beschwerden.
  • Die Virusinfektion ist hoch ansteckend.
  • Sie bleibt zwar meist ohne Folgen, kann aber auch ernste Komplikationen haben.
  • Eine Impfung schützt vor Masern und hilft, ihre Ausbreitung zu verhindern.

Symptome

Eine Maserninfektion verläuft meist in zwei Phasen. Anfangs führt sie zu Beschwerden wie:

Innerhalb weniger Tage sinkt das Fieber zunächst wieder. Danach entwickelt sich ein hellroter Hautausschlag und die Temperatur steigt erneut an. Es kann auch zu einem Fieberkrampf kommen.

Der fleckige Ausschlag beginnt im Gesicht und hinter den Ohren und breitet sich dann am ganzen Körper aus. Die Flecken werden dabei größer und fließen ineinander. Wenn der Ausschlag nach einigen Tagen abklingt, schuppt sich die Haut oft. Nach etwa einer Woche sinkt das Fieber wieder.

Grafik: Kind mit typischem Hautausschlag bei Masern

Kind mit typischem Hautausschlag bei Masern

Selten verläuft die Infektion auch milder, mit kaum sichtbarem Hautausschlag und weniger Beschwerden. Diese abgeschwächte Form („mitigierte“ Masern) ist dennoch ansteckend. Sie kann vor allem auftreten, wenn man nur einmal geimpft wurde und deshalb keinen vollständigen Impfschutz hat. Auch bei Neugeborenen kommen mitigierte Masern vor.

Ursachen

Masern werden durch Viren ausgelöst, die sich bei einer Infektion unter anderem im Nasen- und Rachenraum befinden. Sie werden meist durch Tröpfchen und Aerosole übertragen, die durch Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen entstehen. Tröpfchen sind relativ groß und sinken schnell zu Boden. Aerosole sind dagegen sehr klein, können länger in der Luft schweben und sich in Räumen verteilen. Die Viren können auch an den Händen oder an Gegenständen wie Türgriffen haften und sich so übertragen (Schmierinfektion).

Ein kurzer Kontakt mit einer erkrankten Person reicht aus, um sich anzustecken. Masern verbreiten sich besonders leicht in Gruppen, in denen viele Personen nicht geimpft sind.

Häufigkeit

Seit der Einführung der Masernimpfung in den 1960er-Jahren erkranken sehr viel weniger Menschen als früher. In Deutschland sind es insgesamt etwa 300 bis 2000 pro Jahr. Die Masern waren früher eine Kinderkrankheit – inzwischen erkranken vor allem ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene.

Einzelne Ausbrüche sind meist auf bestimmte Regionen oder Orte beschränkt, in denen zu wenige Personen geimpft sind.

Verlauf

So gut wie jeder Mensch, der sich mit Masern ansteckt, erkrankt auch. Die Infektion macht sich etwa 1 bis 2 Wochen nach der Ansteckung bemerkbar. Bis man sich erholt hat, dauert es normalerweise zwei weitere Wochen.

Ansteckungsgefahr für andere besteht schon 3 bis 5 Tage, bevor sich der Hautausschlag entwickelt. Etwa fünf Tage nach Auftreten des Hautausschlags ist man nicht mehr ansteckend.

Masern bekommt man nur einmal im Leben: Wer die Masern durchgemacht hat, ist lebenslang immun gegen die Erkrankung.

Folgen

In den ersten Monaten nach einer Maserninfektion ist das Immunsystem geschwächt – manchmal auch für einige Jahre. Deshalb ist man anfälliger für andere Infektionen wie zum Beispiel:

  • Mittelohrentzündung
  • Kehlkopfentzündung
  • Bronchitis
  • Lungenentzündung
  • Magen-Darm-Infekte

Für Erwachsene und Kleinkinder sind Masern oft belastender als für ältere Kinder oder Jugendliche.

Meist hat eine Maserninfektion keine bleibenden Folgen. Es kann jedoch zu folgenden schweren Komplikationen kommen:

  • Gehirnentzündung (Enzephalitis): Diese tritt bei etwa 1 von 1000 Erkrankten einige Tage nach der Ansteckung auf. Die Entzündung kann zu Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen führen und lebensgefährlich sein. Auch bleibende Schäden des Gehirns sind möglich.
  • Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE): Diese sehr seltene, schwere Gehirnentzündung tritt erst einige Jahre nach einer Maserninfektion auf. Sie führt zu einer fortschreitenden Erkrankung des Nervensystems und endet immer tödlich. Etwa 1 bis 5 von 10.000 Masernerkrankten entwickeln eine SSPE.

Säuglinge und Kleinkinder sowie Erwachsene haben ein höheres Risiko für Komplikationen. Auch Immungeschwächte sind anfälliger.

Infiziert sich eine Frau während der Schwangerschaft mit Masern, kann eine Früh- oder Fehlgeburt die Folge sein.

Diagnose

Ärztinnen und Ärzte erkennen Masern oft am typischen Hautauschlag und den sonstigen Beschwerden. Allerdings können Masern leicht mit anderen Infektionen wie Röteln oder Scharlach verwechselt werden, da sich die Symptome ähneln. Aus diesem Grund wird bei Verdacht auf eine Maserninfektion immer ein Rachenabstrich oder eine Urinprobe im Labor auf das Virus untersucht. Zusätzlich kann man Blut abnehmen und auf Antikörper untersuchen.

Vorbeugung

Vor Masern schützt eine wirksame und sichere Impfung. Sie wird allen Kindern und allen nach 1970 geborenen Erwachsenen empfohlen, die bisher nicht oder nur einmal geimpft wurden.

Die Masernimpfung wird mit der Impfung gegen Mumps und Röteln kombiniert (MMR-Impfung) oder zusätzlich mit der Impfung gegen Windpocken (MMRV-Impfung). Ein Einzelimpfstoff gegen Masern ist in Deutschland nicht verfügbar.

Zum ersten Mal wird im Alter von 11 Monaten geimpft, zum zweiten Mal im Alter von 15 Monaten. Wenn ein Kind schon früher in eine Kindertagesstätte geht, ist die Erstimpfung auch ab neun Monaten möglich.

Nach der zweiten Impfung sind etwa 95 bis 100 der Geimpften gegen Masern geschützt. Der Schutz hält meist ein Leben lang. Nur sehr selten infiziert man sich trotz Impfung mit Masern. Dies betrifft vor allem Menschen, die nur einmal geimpft sind.

Die Masernimpfung ist wichtig, damit sich die Erkrankung nicht ausbreiten kann. Wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, sind auch Menschen geschützt, die nicht geimpft werden können – zum Beispiel Säuglinge. Dies wird als Gemeinschaftsschutz oder Herdenimmunität bezeichnet. Ab wann sie erreicht ist, hängt davon ab, wie ansteckend eine Krankheit ist. Da Masern hoch ansteckend sind, müssen möglichst viele Menschen dagegen geimpft sein.

Seit 2020 besteht eine Nachweispflicht für Masernimmunität: Für alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr muss vor Eintritt in den Kindergarten, die Schule oder andere Gemeinschaftseinrichtungen nachgewiesen werden, dass sie gegen Masern geimpft oder immun sind. Die Nachweispflicht gilt auch für Personen, die nach 1970 geboren wurden und in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Arztpraxen, in Gemeinschaftseinrichtungen oder -unterkünften arbeiten. Der Impfschutz lässt sich mit dem Kinderuntersuchungsheft (gelbes Heft), dem Impfausweis oder einem ärztlichen Attest belegen. Eine Immunität kann durch einen Bluttest auf Antikörper nachgewiesen werden.

Behandlung

Gegen Masernviren gibt es keine wirksamen Medikamente. Mit Schmerzmitteln oder fiebersenkenden Medikamenten lassen sich aber die Beschwerden lindern.

Wichtig sind Schonung und Bettruhe, damit der Körper sich erholt. Falls es zu Komplikationen kommt, kann ein Krankenhausaufenthalt nötig werden.

Leben und Alltag

Personen, die an Masern erkrankt sind, müssen den Kontakt mit anderen Menschen meiden, um sie nicht anzustecken. Sie dürfen keine Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Pflegeheime besuchen oder dort arbeiten. Das gilt auch für öffentliche Veranstaltungen, Feiern und andere Anlässe, wo sich das Virus schnell verbreiten kann.

Es ist wichtig, alle Kontaktpersonen über die Erkrankung oder den Verdacht auf Masern zu informieren. So sollte man auch Arztpraxen vor dem Besuch Bescheid sagen, damit sie Schutzmaßnahmen ergreifen können. Menschen, die nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind, sollten sich nach dem Kontakt mit einer erkrankten Person möglichst innerhalb von drei Tagen impfen lassen.

Die Ansteckungsgefahr ist erst vorüber, nachdem die Beschwerden abgeklungen sind – und frühestens am fünften Tag nach Auftreten des Hautausschlags.

Weitere Informationen

Masern sind eine meldepflichtige Erkrankung. Die Ärztin oder der Arzt muss bereits einen Verdacht auf Masern sofort dem zuständigen Gesundheitsamt melden.

Weitere Informationen zu Masern finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie beim Robert Koch-Institut (RKI).

Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mit unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

Di Pietrantonj C, Rivetti A, Marchione P et al. Vaccines for measles, mumps, rubella, and varicella in children. Cochrane Database Syst Rev 2021; (11): CD004407.

Robert Koch-Institut (RKI). Aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health. Epidemiologisches Bulletin 2020; 2020(10).

Robert Koch-Institut (RKI). Infektionskrankheiten A-Z: Masern. 2023.

Robert Koch-Institut (RKI). Infektionskrankheiten A-Z: Mumps. 2021.

Robert Koch-Institut (RKI). Infektionskrankheiten A-Z: Röteln. 2021.

Young MK, Nimmo GR, Cripps AW et al. Post-exposure passive immunisation for preventing measles. Cochrane Database Syst Rev 2014; (4): CD010056.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 20.09.2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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