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Mandelentzündung

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Halsschmerzen können viele Ursachen haben. Meist sind sie Folge einer Rachenentzündung durch Erkältungsviren, die dann auch die Mandeln befallen können. Seltener ist eine bakterielle Entzündung der Gaumenmandeln. Welcher Erreger die Entzündung ausgelöst hat, ist allerdings nicht leicht zu erkennen.

Kinder und Jugendliche erkranken sehr viel häufiger an einer Mandelentzündung als Erwachsene. Eine Entzündung der Mandeln (Tonsillitis) tritt plötzlich auf und ist schmerzhaft, heilt aber meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen wieder ab. Eine Mandelentzündung kann aber auch mehrmals wiederkehren. Dies kann belastend sein, führt aber nur selten zu Komplikationen.

Es ist wichtig, eine Mandelentzündung von einer Mandelvergrößerung (Tonsillenhyperplasie) zu unterscheiden. Dies sind unterschiedliche Erkrankungen.

Auf einen Blick

  • Halsschmerzen, Fieber und geschwollene, gelblich belegte Gaumenmandeln sind typische Anzeichen einer Mandelentzündung.
  • Ursache sind Bakterien oder Viren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden.
  • Eine Mandelentzündung heilt meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab. Komplikationen sind selten.
  • Gegen die Beschwerden stehen schmerzlindernde Mittel zur Verfügung, bei bakteriellen Halsentzündungen unter Umständen auch Antibiotika.
  • Bei häufigen Mandelentzündungen kann eine Operation infrage kommen.

Symptome

Typische Symptome einer akuten Mandelentzündung sind:

  • Halsschmerzen
  • geschwollene und stark gerötete Mandeln mit gelblichem Belag
  • Schluckbeschwerden
  • geschwollene und schmerzende Halslymphknoten
  • Fieber über 38° C
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Mundgeruch

Wenn Viren die Ursache der Entzündung sind, wird sie zudem häufig von Erkältungsbeschwerden wie Husten und Schnupfen begleitet.

Oft ist außer den Mandeln auch der Rachen entzündet (Pharyngitis). Von einer Mandelentzündung spricht man, wenn die Entzündung vorwiegend die Mandeln betrifft.

Besonders bei Kindern kann sich die Erkrankung auch durch untypische Zeichen wie Bauchschmerzen äußern. Manchmal ist ihnen zudem übel und sie müssen sich übergeben.

Grafik: Blick in den Mund: Geschwollene, entzündete Mandeln mit Belag

Blick in den Mund: Geschwollene, entzündete Mandeln mit Belag

Ursachen

Bakterien und Viren können durch Tröpfcheninfektion übertragen werden – das heißt, sie werden beim Sprechen oder Niesen in winzigen Tröpfchen in die Luft gesprüht und gelangen so auf die Schleimhäute eines anderen Menschen, wo sie sich vermehren.

Bakterielle Mandelentzündungen werden meist durch bestimmte Streptokokken ausgelöst. Aber nicht jeder, der die Bakterien im Körper hat, bekommt eine Mandelentzündung.

Eine Mandelentzündung kann im Rahmen einer Scharlach-Infektion auftreten, die ebenfalls von Bakterien verursacht wird. Auch Virusinfektionen wie das Pfeiffersche Drüsenfieber können mit einer Entzündung der Mandeln einhergehen.

Verlauf

Bei einer akuten Mandelentzündung klingen Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab. Das Fieber lässt oft etwas eher nach als die Halsschmerzen. Es kann aber länger dauern, bis die Mandeln abgeschwollen sind.

Folgen

Komplikationen sind selten. Die häufigste Komplikation ist eine Eiteransammlung um die Mandeln herum – ein sogenannter Peritonsillarabszess. Dieser kann im Rahmen einer bakteriellen Mandelentzündung entstehen und von selbst wieder abheilen. Es besteht aber das Risiko, dass sich die Entzündung in das umliegende Gewebe im Hals- und Brustbereich ausbreitet oder sich eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickelt. Das kann zu schweren Komplikationen führen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Abszess behandelt wird. Folgende Symptome können auf einen Peritonsillarabszess hinweisen:

  • sehr starke einseitige Halsschmerzen und Beschwerden beim Schlucken
  • allgemeine Schwäche und Fieber
  • Ohrenschmerzen (vor allem einseitige)
  • das Gefühl, beim Sprechen einen Kloß im Hals zu haben
  • Schwierigkeiten, den Mund zu öffnen

Schätzungen gehen davon aus, dass sich bei höchstens 1 bis 10 von 1000 Menschen, die wegen Beschwerden wie Halsschmerzen ärztlich behandelt wurden, ein Abszess bildet. Ähnlich selten entsteht aus einer Mandelentzündung eine Mittelohrentzündung.

Eine sehr seltene Komplikation ist das rheumatische Fieber. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Entzündung mehrerer Gelenke, des Herzmuskels und der Herzklappen. Rheumatisches Fieber tritt nur nach einer Infektion mit bestimmten Streptokokken auf. Es wird geschätzt, dass in Deutschland pro Jahr weniger als 1 von 100.000 Kindern daran erkrankt. Auch Nierenentzündungen sind sehr seltene Komplikationen einer bestimmten Streptokokken-Infektion: Laut Schätzungen erkranken pro Jahr 6 von 100.000 Kindern daran.

Diagnose

Bei Halsschmerzen kann eine ärztliche Untersuchung helfen, folgende Fragen zu beantworten:

  • Ist eine Mandelentzündung die Ursache der Beschwerden?
  • Wie stark ist die Entzündung?
  • Handelt es sich um eine bakterielle Mandelentzündung?
  • Wird sie voraussichtlich auch ohne Behandlung mit Antibiotika rasch abklingen?
  • Ist das Risiko für Komplikationen erhöht?
  • Ist eine Antibiotikatherapie nötig?

Die Ärztin oder der Arzt wird den Rachen untersuchen und nach den genauen Beschwerden fragen. Für eine bakterielle Mandelentzündung spricht es, wenn die Mandeln geschwollen und belegt sind und man Fieber hat, aber keinen Husten.

Zusätzlich kann ein sogenannter Schnelltest gemacht werden. Für Kinder bis zum 16. Lebensjahr wird er von den Krankenkassen bezahlt. Dabei wird ein Abstrich von den Mandeln genommen und auf Streptokokken untersucht. Das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor, ist aber nicht immer richtig. Wenn der Abstrich ins Labor geschickt wird, fällt das Testergebnis genauer aus, ist aber erst nach 1 bis 2 Tagen da.

Nur in Ausnahmen wird Blut abgenommen und untersucht, beispielsweise um andere Erkrankungen auszuschließen.

Behandlung

Die Behandlung soll in erster Linie die Beschwerden lindern und Komplikationen vorbeugen. Bei einer akuten Mandelentzündung kommen dazu folgende Medikamente infrage:

Antibiotika können die Krankheitsdauer etwas verkürzen. Zudem ist man spätestens 24 Stunden nach Behandlungsbeginn nicht mehr ansteckend. Sie können auch das Risiko von Komplikationen senken – allerdings sind diese ohnehin die Ausnahme. Da Antibiotika nur begrenzt gegen die Beschwerden helfen und Nebenwirkungen haben, kann man häufig auf eine Einnahme verzichten.

Viele Menschen empfinden es als wohltuend, Halsbonbons zu lutschen oder die Beschwerden mit Hausmitteln zu lindern, etwa mit Halswickeln und Gurgeln mit Salzwasser oder Tee.

Wiederkehrende Mandelentzündungen können ebenfalls mit Schmerzmitteln oder Antibiotika behandelt werden. Bei häufigen Beschwerden ist es auch möglich, die Mandeln operativ entfernen zu lassen.

Um zu klären, ob eine Operation infrage kommt, kann die Entscheidungshilfe zur Mandelentzündung bei Kindern oder die Entscheidungshilfe zur Mandelentzündung bei Erwachsenen verwendet werden. Beide fassen die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zusammen.

Weitere Informationen

Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Halsschmerzen. DEGAM-Leitlinie Nr. 14 (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-010. 2020.

Georgalas CC, Tolley NS, Narula PA. Tonsillitis. BMJ Clin Evid 2014: pii: 0503.

Kenealy T. Sore throat. BMJ Clin Evid 2014: pii: 1509.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 30.11.2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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