Das vordere Kreuzband ist eines der vier großen Bänder, die das Knie stabil halten. Es ist das Band, das am häufigsten reißt. Ursache sind meist Sportunfälle, zum Beispiel ein Sturz beim Skifahren oder ein Verdrehen des Knies beim Fußball.
Ein Riss des vorderen Kreuzbands kann, muss aber nicht immer operiert werden. Dies hängt unter anderem vom Ausmaß der Verletzung, von der Stabilität des Knies und vom Alter ab. Für die Wahl der Behandlung ist aber auch die persönliche Situation wichtig – zum Beispiel, welchen Beruf man hat und welchen Sport man weiter ausüben möchte.
Auch das hintere Kreuzband kann reißen. Dies kommt aber viel seltener vor und ist nicht Thema dieser Informationen.
Wenn das vordere Kreuzband reißt, ist oft ein Knack- oder Knallgeräusch zu hören. Das Knie schwillt meist unmittelbar nach der Verletzung an und schmerzt, vor allem, wenn man es bewegt. Manchmal kann man nach einem Kreuzbandriss normal auftreten. Allerdings fühlt sich das Knie instabil an – so als würden sich Ober- und Unterschenkel leicht verschieben. Dieses Gefühl kann zum Beispiel entstehen, wenn man in die Knie geht, seitwärts geht sowie bei Drehbewegungen. Oft stellt es sich ein, wenn das Bein mit dem gesamten Körpergewicht belastet wird, etwa beim Treppensteigen.
Bei etwa 90 % der Kreuzbandrisse sind neben dem vorderen Kreuzband noch andere Bänder oder Knorpel am Knie mitverletzt:
Zudem sind meist auch die Knochen geprellt. Diese Verletzung führt meist zu stärkeren Schmerzen und weiteren Beschwerden.
Das vordere und hintere Kreuzband sowie das Außen- und Innenband verbinden die Ober- und Unterschenkelknochen miteinander. Das vordere Kreuzband hat dabei folgende Aufgaben:
Zudem enthält das vordere Kreuzband spezielle Sinneszellen (Rezeptoren), die Muskelreflexe steuern, um das Knie zu stabilisieren.
Ansicht des rechten Knies von vorne und von der Seite
Querschnitt des rechten Kniegelenks, Ansicht von oben
Starke Belastungen können das vordere Kreuzband zum Reißen bringen, wenn man zum Beispiel
Zu Kreuzbandrissen kommt es vor allem bei Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Skifahren. Frauen haben beim Ballsport ein höheres Risiko für Kreuzbandrisse als Männer. Dafür werden verschiedene Gründe diskutiert: Unter anderem haben Frauen meist eine schwächer ausgeprägte rückseitige Oberschenkelmuskulatur.
Die meisten Kreuzbandrisse passieren beim Ballsport. Am häufigsten sind Sportlerinnen und Sportler zwischen 15 und 45 Jahren betroffen. Je länger und intensiver man den Sport ausübt, desto höher wird insgesamt das Risiko für einen Kreuzbandriss. Eine Zusammenfassung von über 50 Studien mit Ballsportlerinnen und -sportlern zeigt:
verletzen sich irgendwann das vordere Kreuzband.
Wenn ein Kreuzbandriss erfolgreich behandelt wird, funktioniert das Knie später bei etwa 80 bis 90 % der Betroffenen wieder normal oder fast normal. Sind die Verletzungen ausgeheilt, treiben die meisten weiter Sport. Allerdings entscheiden sich etwa 20 bis 30 % aus Angst vor einer weiteren Verletzung dafür, die Sportart zu wechseln oder beim Sport einen Gang herunterzuschalten – auch wenn dies oft nicht nötig wäre.
Langfristig erhöht ein Riss des vorderen Kreuzbands das Risiko, früher eine Kniearthrose zu entwickeln – vor allem, wenn zusätzlich die Menisken verletzt wurden. Eine Zusammenfassung von Studien über einen Zeitraum von gut zehn Jahren zeigt:
Das Kniearthrose-Risiko hängt nicht davon ab, wie der Riss behandelt wird.
Sichtbare Veränderungen auf einem Röntgenbild bedeuten allerdings nicht, dass es auch zu Beschwerden kommt. Aus anderen Studien weiß man, dass Röntgenbilder oft nicht viel über Beschwerden aussagen. Zudem kann man auch nach einem Kreuzbandriss selbst für ein gut funktionierendes Knie sorgen, indem man das Knie gut trainiert.
Um einen Riss des vorderen Kreuzbands festzustellen, fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und dem Unfallhergang. Sie oder er tastet das Knie ab und macht verschiedene Untersuchungen. Dabei werden der Ober- und / oder Unterschenkel bewegt, um die Stabilität des Knies zu prüfen.
Bei Bedarf liefert eine Magnetresonanztomografie (MRT) genaue Bilder des Knies mit den Bändern und Menisken. Durch eine Röntgenuntersuchung kann festgestellt werden, ob Knochen gebrochen sind – aber nicht, ob Bänder beschädigt oder gerissen sind.
Bestimmte Übungen vor dem Sport können helfen, Risse des vorderen Kreuzbands zu vermeiden. Zur Vorbeugung gibt es spezielle Programme aus Übungen zum Aufwärmen, zur Kräftigung der Rumpf- und Beinmuskulatur und zur Verbesserung des Gleichgewichts, der Koordination und Schnellkraft. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen beispielsweise das über den Deutschen Fußballbund verfügbare Programm FIFA 11+ und das von der Deutschen Kniegesellschaft entwickelte Programm Stop-X.
Solche Programme wurden für Sportarten mit einem erhöhten Risiko für Kreuzbandrisse entwickelt, wie Fußball oder Handball. Sie lohnen sich vor allem für sehr aktive Sportlerinnen und Sportler. Denn das Verletzungsrisiko beim Ballsport hängt vom Umfang des Trainings und der Zahl der Wettkämpfe ab.
Wenn das vordere Kreuzband gerissen ist, braucht das Knie zuerst einmal Ruhe. Direkt nach dem Unfall sollte es hochgelegt und gekühlt werden, bis die akuten Schmerzen und die Schwellung zurückgehen. Ein Druckverband und entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können ebenfalls sinnvoll sein. In den Tagen nach der Verletzung kann eine Gehhilfe das Knie entlasten – vor allem, wenn es sehr instabil ist.
Zur Behandlung eines gerissenen Kreuzbands gibt es zwei Möglichkeiten:
Wenn das Knie operiert werden soll, wartet man nach dem Unfall üblicherweise 2 bis 4 Wochen mit dem Eingriff. In dieser Zeit kann die Schwellung zurückgehen und sich das Knie beruhigen. Wenn es zum Zeitpunkt der Operation noch steif, geschwollen oder entzündet ist, kann sich das Gewebe im Knie verhärten und später die Beweglichkeit einschränken. Vor der OP wird deshalb mit geeigneten Übungen die Beweglichkeit des Knies verbessert und die Muskulatur gestärkt.
Nach der Operation ist dann eine je nach Sportart 4 bis 12 Monate dauernde Heil- und Trainingsphase nötig.
Bislang gibt es nur eine größere Studie, die die konservative mit der operativen Behandlung verglichen hat. Sie zeigte, dass eine konservative Behandlung bei gut 50 % der Betroffenen auch langfristig erfolgreich ist – im Vergleich zu 80 bis 90 % bei der Operation. Nach aktuellem Wissen hat es aber keine Nachteile für die Kniefunktion, wenn man das Knie zunächst konservativ behandelt und es, wenn nötig, später noch operiert. Allerdings ist das Risiko für weitere Verletzungen nach einer konservativen Behandlung etwas höher – zum Beispiel an den Menisken.
Medizinische oder persönliche Gründe, die eher für eine Operation sprechen, sind:
Ob man sich für oder gegen eine Operation entscheidet, ist auch eine Frage der persönlichen Abwägung. Manche Menschen möchten eine Operation möglichst vermeiden und versuchen es ohne Eingriff. Andere befürchten, dass nach einer konservativen Behandlung später doch eine Operation nötig wird, und lassen sich lieber gleich operieren.
Nach einer Operation dauert es Monate, bis ein Kreuzbandersatz vollständig eingeheilt und seinen neuen Aufgaben gewachsen ist. Um den Ersatz zu entlasten und das Knie zu stabilisieren, sind kräftige Oberschenkelmuskeln wichtig. Sie zu stärken und das Knie an das neue Kreuzband zu gewöhnen, ist das Ziel der Rehabilitation. Es dauert eine Weile, bis das Gefühl für das Knie zurückkehrt und man es so selbstverständlich bewegen kann wie vor dem Unfall.
Wenn das Kreuzband nicht operiert wird, hilft eine Reha, die Muskeln durch gezieltes Training soweit aufzubauen, dass sie das Knie stabil halten. Eine Physiotherapie ist daher bei allen Behandlungen sinnvoll.
In der Regel ist es 4 bis 6 Monate nach einer Operation möglich, mit leichten Sportarten zu beginnen. Intensiver Ball- oder Kampfsport kommt meist erst nach 9 bis 12 Monaten infrage. Bei einer konservativen Behandlung verkürzt sich die Genesungszeit um etwa 2 bis 3 Monate.
Wie die Rehabilitation genau abläuft und wie lange sie dauert, hängt unter anderem ab von
Es ist manchmal schwer zu akzeptieren, dass es so lange dauert und so viel Aufwand nötig ist, bis die frühere Leistungsfähigkeit zurückkehrt. Neben konsequentem Training ist deshalb Geduld eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Rehabilitation.
Es ist hilfreich, sich schon vor der Operation auf die Zeit der Rehabilitation vorzubereiten, zum Beispiel
Wenn man viel mit Gehstützen gehen muss, kann dies manchmal zu anderen Beschwerden führen, zum Beispiel Muskelkater und Verspannungen in Rücken, Nacken oder Schultern. Auch dem kann man durch Training vor der OP vorbeugen.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Aktualisiert am 11.01.2023
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