Krätze (Fachbegriff: Skabies) ist eine ansteckende Krankheit, bei der die Haut mit winzigen Parasiten befallen ist: den Krätzmilben. Die Milben graben sich in die oberste Hautschicht ein und legen dort Eier ab. Die Haut juckt und es bildet sich ein Hautausschlag. Krätzmilben ernähren sich nicht vom Blut, sondern von Zellresten und Zellflüssigkeit des Menschen.
Übertragen werden Krätzmilben meist über längeren engen Körperkontakt, etwa beim Kuscheln oder Austausch von Zärtlichkeiten. Eine Krätze kann unangenehm und belastend sein. Sie ist aber gut behandelbar: Die Milben sterben in der Regel nach dem Auftragen bestimmter Cremes oder nach der Einnahme spezieller Tabletten ab. Nach einiger Zeit verschwinden dann auch die Symptome.
Das Hauptsymptom der Krätze ist ein starker, oft quälender Juckreiz, der nachts meist am stärksten ist. Damit reagiert das Immunsystem des Körpers auf die Milben und ihre Ausscheidungen. Manchmal jucken auch Körperstellen, die nicht direkt von Krätzmilben befallen sind. Ein weiteres typisches Symptom ist ein Hautausschlag. Er kann bestehen aus:
Wenn die juckenden Stellen aufgekratzt werden, kommt es oft auch zu kleinen Wunden.
Hautausschlag bei Krätze
Wenn sich die Symptome zeigen, liegt die Ansteckung meist schon 2 bis 5 Wochen zurück. Steckt man sich erneut an, treten die Beschwerden deutlich früher auf.
Bei Menschen, die besonders viel Wert auf Hautpflege legen – sich also besonders gründlich waschen und eincremen –, kann der Ausschlag mitunter schwer zu erkennen sein (sogenannte „gepflegte Skabies“). Eine gute Körperhygiene schützt aber nicht davor, sich anzustecken.
Vorzugsweise befallen Krätzmilben Stellen, an denen die Haut besonders dünn ist. Dazu zählen beispielsweise die Zwischenräume der Finger und Zehen, die Seiten der Hände und Füße, Handgelenke, Ellenbeugen, Kniekehlen, Achseln, der Bereich um die Brustwarzen, die Nabelgegend, das Gesäß und der Penis. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Menschen mit geschwächtem Immunsystem können auch Kopf, Nacken, Rumpf, Nägel, Hand- und Fußflächen betroffen sein.
Häufig betroffene Hautbereiche bei Krätze
Krätze wird durch winzige Parasiten verursacht, die die Haut befallen. Mit einer Größe von etwa 0,3 bis 0,5 Millimetern sind weibliche Krätzmilben gerade noch als Punkt erkennbar. Männliche Milben sind noch kleiner und siedeln nur auf der Hautoberfläche.
Befruchtete Weibchen suchen sich eine dünne Stelle und dringen in die oberste Schicht der Haut ein. Dort graben sie bis zu einen Zentimeter lange Gänge, legen täglich bis zu vier Eier und scheiden Kot aus.
Es entsteht ein Kreislauf: Aus den Eiern schlüpfen Larven, die in der Haut heranreifen. Wenn sie geschlechtsreif werden, wandern sie an die Hautoberfläche und paaren sich dort. Meist leben nur etwa 10 bis 15 ausgewachsene Milben gleichzeitig in oder auf der Haut eines Menschen.
Weibliche Krätzmilben können in der Haut etwa 4 bis 6 Wochen alt werden. Außerhalb des menschlichen Körpers sterben sie bei normaler Raumtemperatur aber in der Regel nach 1 bis 2 Tagen. Männliche Milben sterben, nachdem sie ein Weibchen befruchtet haben.
Krätzmilben unter der Haut mit Gangsystem
Krätzmilben können nicht springen oder fliegen. Um auf einen anderen Menschen zu gelangen, ist ein enger Körperkontakt von etwa 5 bis 10 Minuten nötig. Daher verbreitet sich Krätze häufig in der Familie oder Partnerschaft – etwa beim Stillen, Kuscheln, Spielen oder Schlafen in einem gemeinsamen Bett. Auch wer eine Person mit Krätze betreut oder pflegt, kann sich anstecken. Kurzer Kontakt wie etwa Händeschütteln oder eine Umarmung reichen für eine Übertragung meist nicht aus. Je mehr Milben auf der Haut sind und je länger der Hautkontakt ist, desto höher ist das Risiko, sich anzustecken.
Erwachsene übertragen Krätzmilben häufig beim Sex. Deshalb haben sexuell aktive Menschen mit wechselnden Sexualpartnerinnen und -partnern ein erhöhtes Risiko, sich anzustecken.
Krätzmilben können auch bei guter Körperhygiene übertragen werden. Schlechte hygienische Bedingungen gelten dennoch als ein Risikofaktor.
Krätze kann Menschen in jedem Lebensalter treffen. Die Häufigkeit schwankt aber je nach Region und Klima:
In Europa kommt die Krätze seltener vor. Hier stecken sich vor allem Kinder und ihre Mütter an, Personen mit Immunschwäche und Erwachsene, die sexuell sehr aktiv sind. Außerdem bricht Krätze manchmal in Gemeinschaftseinrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen, Wohnheimen und Krankenhäusern aus.
Krätzmilben verursachen erst nach einigen Wochen Beschwerden. Doch schon bevor Betroffene erste Anzeichen bemerken, können sie andere Menschen anstecken.
Unbehandelt wird Krätze meist chronisch. Das heißt, sie bleibt dauerhaft bestehen und heilt nicht von allein aus. Nur selten verschwinden die Milben nach mehreren Jahren auch ohne eine Behandlung.
Vor allem der Juckreiz kann den Schlaf und die Konzentration stören. Ekel oder Scham können eine zusätzliche Belastung sein.
Durch Kratzen entstehen häufig kleine Hautverletzungen, in die leicht Bakterien eindringen können. Wenn sie sich verbreiten, kann es zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien kommen. Die Haut ist dann stark gerötet und nässt, manchmal bilden sich auch Eiter und Schorf.
Bei immungeschwächten oder älteren Menschen kann sich eine besonders starke Form der Krätze entwickeln: die Borkenkrätze (Scabies crustosa). Dabei kommt es zu großflächigen Rötungen, die mit dicken Schuppen und Krusten bedeckt sind. Weil die Immunreaktion schwächer ausfällt, besteht kaum oder gar kein Juckreiz. Die Borkenkrätze ist besonders ansteckend, weil sehr viele Milben in und auf der Haut leben.
Symptome wie Juckreiz und typische Hautveränderungen deuten auf die Krätze hin – erst recht, wenn man Kontakt zu Betroffenen hatte. Bei einem Verdacht ist es wichtig, zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen.
Hautärztinnen und -ärzte erkennen Krätze meist schon anhand der typischen Hautveränderungen und Beschwerden.
Um sicherzugehen, kann die Ärztin oder der Arzt mit einer Art beleuchteter Lupe (Dermatoskop) nach Milben in der Haut suchen. Auch eine mikroskopische Untersuchung ist möglich: Die Ärztin oder der Arzt öffnet eine verdächtige Stelle mit einer dünnen Nadel oder schabt eine dünne Hautschicht ab. Unter dem Mikroskop lassen sich Milben, ihre Eier und Ausscheidungen auch schon erkennen, bevor der Hautausschlag auftritt.
Ohne Verdacht auf Krätze im näheren Umfeld ist es weder nötig noch möglich, einer Ansteckung vorzubeugen. Händewaschen, Desinfektionsmittel und Kondome schützen nicht davor, sich anzustecken.
Nach einer Ansteckung kommt es vor allem darauf an, die Krätzmilben nicht an andere Menschen weiterzugeben. Wichtig ist, erst wieder enge Körperkontakte und Sex zu haben, wenn die Behandlung abgeschlossen ist.
Wer die Erkrankung nicht sofort bemerkt, kann andere bereits angesteckt haben. Deshalb ist es wichtig, Menschen, mit denen man engen Kontakt hatte, zu informieren. Dann können sie sich untersuchen und, falls nötig, behandeln lassen.
Selten gelangen Krätzmilben über gemeinsam genutzte Bettwäsche, Handtücher oder Kleidung auf die Haut. Auch eine erneute Ansteckung ist auf diesem Weg selten, aber möglich. Um das zu verhindern, sind einige Hygienemaßnahmen ratsam:
Ziel der Behandlung ist es, die Milben und ihre Eier abzutöten. Dazu verschreibt die Ärztin oder der Arzt geeignete Medikamente. Es gibt sie als Mittel zum Auftragen auf die Haut und als Tabletten.
Die Standardtherapie ist eine Creme mit dem Wirkstoff Permethrin. Sie wird am besten am Abend auf den gesamten Körper unterhalb des Kinns aufgetragen und bleibt über Nacht für mindestens 8, besser 12 Stunden auf der Haut. Nach dem Einwirken über Nacht kann man am nächsten Morgen wieder duschen und sich waschen. Fachleute empfehlen eine Wiederholung der Behandlung nach 7 bis 10 Tagen. Wenn die Creme die Milben nicht abtötet oder aus anderen Gründen nicht infrage kommt, ist es möglich, Tabletten einzunehmen oder andere Cremes zu verwenden.
Bei der besonders ansteckenden Borkenkrätze werden Tabletten und Cremes miteinander kombiniert.
Nach der ersten Behandlung ist man in der Regel nach 36 Stunden nicht mehr ansteckend. Es ist normal, dass die Haut noch einige Wochen juckt und gerötet ist. Um die Beschwerden zu lindern, kann es hilfreich sein, vorübergehend juckreizstillende Tabletten einzunehmen oder entzündungshemmende Cremes aufzutragen. Wenn die Symptome auch nach einer zweiten Behandlung nicht nachlassen, ist es wichtig, erneut ärztlichen Rat einzuholen.
Enge Kontaktpersonen wie Familienangehörige, Personen aus dem gleichen Haushalt oder Sexualpartnerinnen und -partner behandeln sich am besten gleichzeitig. So lässt sich vermeiden, dass es immer wieder zu einer wechselseitigen Ansteckung kommt.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Erstellt am 09.03.2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025
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