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Jodmangel-Struma (Kropf)

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Die Schilddrüse befindet sich im Hals unterhalb des Kehlkopfs. Sie bildet Hormone, die für viele Abläufe im Körper wichtig sind. Dafür benötigt sie Jod, das in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt, beispielsweise in Meeresfisch oder Milchprodukten.

Für eine vergrößerte Schilddrüse (Struma) gibt es verschiedene Ursachen – die häufigste ist Jodmangel. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer „Jodmangel-Struma“. Ist die Struma von außen gut zu erkennen, wird sie auch „Kropf“ genannt.

Eine Struma, die durch Jodmangel hervorgerufen wurde, verursacht in der Regel keine Beschwerden – es sei denn, sie ist so groß geworden, dass sie zum Beispiel auf den Kehlkopf oder die Speiseröhre drückt. Dann kann es unter anderem zu Schluckbeschwerden oder Heiserkeit kommen.

Andere mögliche Ursachen für eine Struma sind Knoten in der Schilddrüse, Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen wie etwa die Basedow-Krankheit. Dann kann es zu einer Überfunktion oder zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen, das heißt, es werden zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet.

Auf einen Blick

  • Eine Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse.
  • Der häufigste Grund dafür ist, dass man zu wenig Jod zu sich nimmt.
  • Beschwerden treten meist nur auf, wenn die vergrößerte Schilddrüse zu viel Platz im Hals in Anspruch nimmt.
  • Zur Vorbeugung und Behandlung reicht es oft aus, sich jodreich zu ernähren. Manchmal ist es nötig, zusätzlich Jod als Tabletten einzunehmen.

Symptome

Anfangs sieht und spürt man eine Struma nicht. Wird sie jedoch nicht behandelt und wächst weiter, ist sie irgendwann am Hals sichtbar.

Grafik: Von außen sichtbare Struma

Von außen sichtbare Struma

In diesem Stadium können Beschwerden auftreten, wenn die stark vergrößerte Drüse auf die Speiseröhre, den Kehlkopf oder die Luftröhre drückt. Dadurch kann es zu einem Kloßgefühl im Hals, Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder Atembeschwerden kommen.

Grafik: Normal große und vergrößerte Schilddrüse

Normal große und vergrößerte Schilddrüse

Ursachen

Die Ursache für eine Jodmangel-Struma ist – wie der Name schon sagt – zu wenig Jod. Die Schilddrüse benötigt dieses Spurenelement, das in Lebensmitteln wie Meeresfisch, Milchprodukten oder Eiern vorkommt, um Hormone zu produzieren.

Nimmt man über längere Zeit zu wenig Jod auf, kann eine normal große Schilddrüse daraus nicht genügend Hormone bilden und beginnt zu wachsen. So kann sie das vorhandene Jod besser nutzen und die Schilddrüsenhormone auf einem normalen Niveau halten. Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) treten bei der Jodmangel-Struma deshalb normalerweise nicht auf.

Häufigkeit und Verlauf

Bei etwa 90 Prozent aller Menschen mit einer vergrößerten Schilddrüse ist Jodmangel die Ursache. Weltweit sind knapp zwei Milliarden Menschen von Jodmangel betroffen.

Sehr ausgeprägte Formen der Jodmangel-Struma sind inzwischen in Deutschland selten. Sie treten nur auf, wenn die Erkrankung nicht erkannt wird und man weiterhin zu wenig Jod zu sich nimmt. Irgendwann kann es dann dazu kommen, dass die vergrößerte Schilddrüse den Jodmangel nicht mehr ausgleichen kann und letztlich doch zu wenig Hormone produziert. Dann kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Diagnose

Eine Schilddrüsenvergrößerung lässt sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) gut erkennen. Dabei können Ärztinnen und Ärzte genau ausmessen, wie groß die Schilddrüse ist. Die Untersuchung ist aber nur notwendig, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung besteht.

Eine Jodmangel-Struma lässt sich manchmal auch am Hals ertasten oder in fortgeschrittenem Stadium von außen erkennen. Dann sind manchmal gestaute Blutgefäße am Hals sichtbar. Auch ein Pfeifton beim Einatmen kann auf eine Struma hindeuten.

Wurde eine Struma festgestellt, werden spezielle Bluttests gemacht. Sie zeigen, ob die Schilddrüse genug Hormone bildet. Um Hinweise zu bekommen, ob ein Jodmangel die Ursache sein könnte, fragt die Ärztin oder der Arzt nach den Ernährungsgewohnheiten.

Gut zu wissen:

Die Ursachen einer Struma sowie andere Erkrankungen der Schilddrüse lassen sich mit verschiedenen Tests feststellen. Im Text „Schilddrüsenuntersuchungen verstehen“ sind sie alle kurz erklärt.

Vorbeugung

Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sowie Schwangere und Stillende haben einen hohen Bedarf an Jod. In Deutschland wird deshalb empfohlen,

  • 1- bis 2-mal pro Woche Meeresfisch zu essen – also zum Beispiel Hering, Scholle oder Kabeljau,
  • regelmäßig Milch, Milchprodukte und Eier zu sich zu nehmen,
  • mit jodiertem Speisesalz zu würzen und
  • beim Einkauf von gesalzenen Lebensmitteln wie Fertiggerichten, Wurst oder Brot darauf zu achten, dass Jodsalz verwendet wurde.

Jodiertes Salz und Produkte mit Jodsalz zu verwenden, ist besonders für Menschen wichtig, die sich vegetarisch oder vegan ernähren.

Schwangere und Stillende sollten sich jodreich ernähren und zusätzlich 100 bis 150 Mikrogramm Jod pro Tag als Tabletten einnehmen.

Dass man zu viel Jod zu sich nimmt, ist unwahrscheinlich – es sei denn, man isst größere Mengen stark jodhaltiger Lebensmittel aus Algen oder Seetang. Bei diesen Speisen sollte man entsprechende Hinweise zur Verzehrmenge auf der Packung beachten.

Behandlung

Eine Behandlung der Struma hat das Ziel, die Schilddrüse wieder zu verkleinern oder zumindest einer weiteren Vergrößerung vorzubeugen. Dazu wird die Ursache – der Jodmangel – behoben. Dafür reicht es meist schon, dass man sich ausgewogen ernährt, regelmäßig jodhaltige Lebensmittel wie Fisch isst und jodiertes Speisesalz verwendet.

Bei ausgeprägtem Jodmangel kann es sinnvoll sein, Jod nach ärztlicher Rücksprache zusätzlich in Form von Kaliumjodid-Tabletten einzunehmen.

Gegebenenfalls erhält man eine Zeit lang eine Kombination aus Jod-Tabletten und dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin. Dadurch wird der Hormonspiegel im oberen Normalbereich gehalten. Das soll verhindern, dass die Schilddrüse dazu angeregt wird, weiter zu wachsen.

Manchmal reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, um die Schilddrüse wieder auf Normalgröße zu verkleinern – etwa, wenn die Struma schon lange besteht und sich durch Bindegewebe verfestigt hat. Wer sich daran nicht stört, braucht nichts weiter zu unternehmen. Drückt die Struma aber zum Beispiel auf Luft- und Speiseröhre, kann ein operativer Eingriff nötig sein. Dabei wird die Schilddrüse meist größtenteils entfernt und nur ein Rest Schilddrüsengewebe belassen. Dieser Rest kann zwar noch Hormone produzieren, viele Betroffene müssen nach dem Eingriff aber dauerhaft zusätzlich Schilddrüsenhormone einnehmen. Das soll verhindern, dass der Hormonspiegel absinkt und dadurch das belassene Schilddrüsengewebe wieder zum Wachstum angeregt wird.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

Quellen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine gute Jodversorgung. 2021.

Jameson JL, Mandel SJ, Weetman AP. Disorders of the Thyreoid Gland. In: D. L. Kaspers, S. L. Hauser, J. L. Jameson et al. (Ed). Harrison's Principles of Internal Medicine. McGraw-Hill Education; 2015.

Katagiri R, Yuan X, Kobayashi S, Sasaki S. Effect of excess iodine intake on thyroid diseases in different populations: A systematic review and meta-analyses including observational studies. PLoS One 2017; 12(3): e0173722.

National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Thyroid disease: assessment and management (NICE Guidelines; No. 145). 2019.

Santos JA, Christoforou A, Trieu K et al. Iodine fortification of foods and condiments, other than salt, for preventing iodine deficiency disorders. Cochrane Database Syst Rev 2019; 2(2): CD010734.

World Health Organization (WHO). Goitre as a determinant of the prevalence and severity of iodine deficiency disorders in populations. 2014.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Erstellt am 24.04.2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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