Bei einer Hernie (auch Eingeweidebruch oder Bruch genannt) treten meist Bauchfell oder Eingeweide durch eine Lücke in der Bauchwand hervor. Das Bauchfell ist eine Haut, die den Bauchraum auskleidet und die meisten seiner Organe ganz oder teilweise umschließt.
Eine Hernie ist meist von außen an der Wölbung zu erkennen. Der Inhalt wird Bruchsack genannt. Innere Organe wie der Darm oder der Magen können in ihn hineinragen. Ob eine Hernie Probleme bereitet, hängt davon ab, wo sie entsteht und wie groß sie ist.
Die häufigsten Hernien sind:
Eine Sonderform ist der Zwerchfellbruch. Er entsteht, wenn sich eine der Lücken im Zwerchfell weitet und sich das Bauchfell oder Teile des Magens vom Bauch- in den Brustraum wölben. Ein solcher Bruch ist von außen nicht sichtbar und wird deshalb als „innere Hernie“ bezeichnet.
Die meisten Brüche bleiben dauerhaft bestehen, wenn sie nicht behandelt werden. Eine Ausnahme sind Nabelbrüche bei Säuglingen, die in den ersten beiden Lebensjahren meist von selbst verheilen.
Die häufigsten Hernienarten
Die meisten Bauchwandbrüche sind als Vorwölbungen zu tasten oder auch zu sehen. Nicht alle Hernien führen zu Beschwerden. Sie können jedoch auch Schmerzen, Brennen, Druckgefühle und ein Ziehen verursachen, besonders bei körperlicher Belastung. Manche Menschen haben nur Beschwerden, wenn sie die Bauchmuskeln stark anspannen. Große Bauchwandbrüche, die man von außen deutlich sieht, sind sehr unangenehm und können psychisch stark belasten.
Wenn der Darm im Bereich des Bruchs eingeengt wird, kann es zu Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Verstopfung bis hin zum Darmverschluss kommen. Bei einem Leistenbruch kann Gewebe in den Hodensack gelangen, der dann stark anschwillt (Hodenbruch).
Starke oder neu auftretende Schmerzen an der Hernie oder zusätzlich Übelkeit und Erbrechen weisen darauf hin, dass der Bruchsack eingeklemmt ist. Dies kann ernsthafte Komplikationen wie eine Bauchfellentzündung nach sich ziehen.
Ein Zwerchfellbruch führt zu anderen Beschwerden als ein Bauchwandbruch. Bei dieser inneren Hernie kann es zu Sodbrennen, Schluck- und Atembeschwerden kommen. Die Beschwerden können mit Medikamenten behandelt oder der Bruch durch eine Operation behoben werden.
Sowohl eine schwache Bauchmuskulatur als auch schwaches Bindegewebe machen anfälliger für Hernien. Manche Menschen haben von Geburt an ein schwaches Bindegewebe, andere erst in höherem Alter. Auch eine Krankheit oder eine Operation können das Gewebe und die Muskeln schwächen.
Bei starkem Übergewicht ist der Druck im Bauchinnenraum erhöht. Übergewicht erhöht aber nur das Risiko für Narben- und Nabelbrüche, nicht das für Leistenbrüche. Auch Tumoren oder Wasseransammlungen im Bauch können den Druck auf die Bauchwand erhöhen.
Schwangere sind ebenfalls anfälliger für Bauchwandbrüche.
Rauchen oder Krankheiten wie Diabetes können die Wundheilung stören und dadurch Narbenhernien nach Operationen am Bauch begünstigen.
Schweres Heben, Husten oder Pressen können eine vorhandene Hernie vergrößern. Ob eine Hernie dadurch auch verursacht werden kann, hängt vermutlich von der Art der Hernie ab. Bei Leistenbrüchen etwa ist dies wissenschaftlich nicht geklärt.
Am häufigsten ist der Leistenbruch: Etwa 25 von 100 Männern und 2 von 100 Frauen bekommen mindestens einmal eine Hernie an der Leiste. An zweiter Stelle folgen Nabel- und Narbenbrüche. Nach einer Bauchwand-Operation entwickeln je nach Art des Eingriffs bis zu 15 von 100 Menschen eine Narbenhernie. Seltener sind Oberbauch-, Schenkel- und Zwerchfellbrüche.
Ein unbehandelter Bruch kann mit der Zeit größer werden, deutlicher hervortreten und häufiger Beschwerden verursachen. Ernsthafte Probleme sind selten.
Manchmal wird jedoch der Bruchsack eingeengt und klemmt zum Beispiel den Darm ein. Dann kann es zu einem Darmverschluss mit heftigen Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Dies passiert beispielsweise bei einem Schenkelbruch häufiger als bei einem Leistenbruch, weil die Lücke in der Bauchwand enger ist.
Sind auch die Blutgefäße abgeklemmt, kann das vorgefallene Gewebe absterben und eine Bauchfellentzündung nach sich ziehen. Nur sehr selten dünnt die Haut über dem Bruch aus und stirbt ab. Dann kann sich der Bereich entzünden oder der Bruchsack nach außen hervortreten.
Eine eingeklemmte Hernie ist immer ein Notfall und muss innerhalb weniger Stunden operiert werden. Deshalb ruft man am besten sofort einen Notarztwagen (112) oder lässt sich in ein Krankenhaus fahren.
Hernien sind häufig sofort erkennbar. Untersucht wird zunächst im Stehen, dabei bittet die Ärztin oder der Arzt darum, zu pressen und zu husten. Im Liegen kann sie oder er die Größe des Bruchsacks besser ertasten und prüfen, ob sich der Bruch in den Bauchraum zurückschieben lässt. Mit einem Stethoskop kann der Bruchsack auf Darmgeräusche abgehört werden.
Manchmal ist eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung hilfreich. Eine Röntgenaufnahme, Computertomografie oder Kernspintomografie ist nur selten nötig.
Es hängt von der Art der Hernie ab, ob und wie man ihr vorbeugen kann. Um einem Narbenbruch vorzubeugen, ist es beispielsweise sinnvoll, in der ersten Zeit nach einer offenen Bauchoperation Belastungen wie schweres Tragen zu vermeiden. Hat ein Mensch ein sehr hohes Risiko für einen Narbenbruch, kann bei der Operation bereits vorbeugend ein Kunststoffnetz eingesetzt werden.
Gewicht abzunehmen, kann das Risiko für Narben- und Nabelbrüche verringern. Vor einer Leistenhernie schützt Abnehmen dagegen nicht. Ob schweres Tragen bei Leistenbrüchen eine Rolle spielt, ist unklar.
Rauchverzicht kann die Wundheilung verbessern und vermutlich das Risiko senken, nach einer Operation einen Narbenbruch zu bekommen. Wichtig ist zudem eine ausreichende Behandlung von Krankheiten wie Diabetes oder Blutarmut, da auch sie die Wundheilung beeinträchtigen können.
Hernien können nur durch eine Operation beseitigt werden. Bei dem Eingriff wird der Bruchsack zurückgeschoben oder entfernt und die Lücke in der Bauchwand zugenäht. Dabei wird meist zusätzlich ein feines Kunststoffnetz eingesetzt, um die Bauchwand zu stärken und einem Rückfall vorzubeugen.
Bei einer offenen Operation wird durch einen größeren Schnitt im Bereich der Hernie operiert. Bei einer minimalinvasiven Operation (Laparoskopie) werden nur einige kleine Schnitte gesetzt, um ein feines Rohr mit einer Kamera (Laparoskop) und die chirurgischen Instrumente in den Bauchraum oder die Bauchdecke einzuführen. Die Kamera übermittelt die Bilder vom Bauchinneren auf einen Monitor. Welche OP-Verfahren infrage kommen, hängt unter anderem davon ab, um was für einen Bruch es sich handelt und wie groß er ist.
Nicht jeder Bruch muss operiert werden. Wenn er keine Beschwerden macht und das Risiko für Komplikationen gering ist, kann auf einen Eingriff verzichtet werden. Das gilt auch, wenn jemand sehr alt, schwach oder schwer krank ist und von der Hernie kein akutes Risiko ausgeht. Dagegen wird bei einem Leistenbruch meist zu einer Operation geraten.
Von den früher gängigen Bruchbändern – feste gürtelartige Bänder, die den Bruch im Bauchraum halten sollen – wird heute abgeraten. Denn sie beheben den Bruch nicht und können Nebenwirkungen wie Druckgeschwüre haben.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mit unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Aktualisiert am 31.10.2023
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