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Gutartige Prostatavergrößerung

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Häufiger Harndrang, nächtliche Gänge zur Toilette und das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer wird: Das sind typische Beschwerden bei einer gutartig vergrößerten Prostata. Sie treten meist nach dem 50. Lebensjahr auf und werden im Alter immer häufiger.

Viele Männer stellen sich auf die Beschwerden ein und kommen ganz gut damit zurecht. Für einige werden sie jedoch zu einer starken Belastung: Sie müssen so oft zur Toilette, dass sie nachts nicht mehr genug Schlaf bekommen und tagsüber erschöpft sind. Außerdem können die häufigen Toilettengänge im Alltag sehr stören, da Termine und andere Aktivitäten immer wieder unterbrochen werden müssen.

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata kann sehr lästig sein, ist aber meist harmlos. Falls eine Behandlung nötig wird, besteht in der Regel kein Grund zur Eile. Vor der Entscheidung für eine Behandlung kann man sich in Ruhe über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten informieren. Das ist vor allem vor einer Operation sinnvoll, da ein Eingriff auch zu langfristigen Komplikationen führen kann.

Auf einen Blick

  • Zu einer gutartigen Prostatavergrößerung kommt es bei vielen älteren Männern.
  • Typische Anzeichen sind häufiger Harndrang und Probleme beim Wasserlassen.
  • Die Vergrößerung ist meist harmlos, kann aber im Alltag sehr störend sein und den Schlaf beeinträchtigen.
  • Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
  • Bei starken Beschwerden kann eine Operation infrage kommen.

Symptome

Wenn die Prostata deutlich vergrößert ist, drückt sie auf die Blase und die Harnröhre. Dies kann zu verschiedenen Beschwerden führen:

  • Der Harndrang ist häufiger und stärker als zuvor, besonders in der Nacht.
  • Es dauert eine Weile, bis der Urin kommt.
  • Der Harnstrahl ist schwächer und das Wasserlassen dauert länger als früher.
  • Nach dem Wasserlassen tropft Urin nach und die Blase fühlt sich nicht richtig leer an.

Der medizinische Fachausdruck für diese Beschwerden lautet „Benignes Prostatasyndrom“ (BPS). Oft wird auch von „Benigner Prostatahyperplasie“ (BPH) gesprochen. Damit ist die Vergrößerung (Hyperplasie) der Prostata gemeint. Der Begriff „benigne“ bedeutet gutartig; gemeint ist, dass es sich dabei nicht um Prostatakrebs handelt.

Zwischen der Größe der Prostata und der Stärke der Beschwerden besteht nicht immer ein direkter Zusammenhang: Manche Männer mit stark vergrößerter Prostata haben nur wenige Beschwerden, anderen bereitet bereits eine nur leicht vergrößerte Prostata Probleme.

Ursachen

Die Prostata befindet sich direkt unterhalb der Blase und umschließt einen Teil der Harnröhre. Wenn die Prostata wächst, kann sie auf die Blase, die Harnröhre und die Blasenmuskulatur drücken. Dann kann schon Harndrang spürbar sein, wenn die Blase noch längst nicht gefüllt ist. Der ständige Druck kann zudem die Blasenmuskeln schwächen und dazu führen, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleert. Der Druck der Prostata auf die Harnröhre kann gleichzeitig den Harnfluss behindern.

Das langsame Wachstum der Prostata ist ein normaler Teil des Alterns. Bei einigen Männern vergrößert sich die Prostata aber übermäßig. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt.

Grafik: Lage der Prostata - wie im Text beschrieben

Häufigkeit

Bei Männern unter 40 Jahren ist eine gutartige Prostatavergrößerung selten. Im Alter von 50 bis 59 sind etwa 20 bis 45 von 100 Männern betroffen. Im höheren Lebensalter werden die typischen Beschwerden dann immer häufiger: Bis zu 70 von 100 Männern über 70 Jahre haben damit zu tun.

Verlauf

Die meisten Männer haben leichte bis mittelschwere Beschwerden, auf die sie sich im Alltag einstellen können. Manchmal bessern sich die Symptome vorübergehend wieder. In der Regel nehmen sie allerdings über die Jahre zu, wenn auch sehr langsam. Es kann einige Zeit dauern, bis klar wird, ob sich die Symptome auf einem Niveau einpendeln, mit dem es sich leben lässt, oder ob sie zu belastend werden.

Folgen

Bei manchen Männern mit einer vergrößerten Prostata kommt es zu häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen.

Eher selten führt eine Prostatavergrößerung dazu, dass ein Mann plötzlich kaum noch oder gar nicht mehr Wasser lassen kann. Zu einem Harnverhalt kommt es in fünf Jahren bei etwa 1 bis 3 von 100 Männern mit einer gutartigen Prostatavergrößerung.

Ein Harnverhalt ist ein Notfall und muss rasch behandelt werden. Dabei wird zunächst die Harnblase durch einen Katheter entlastet. Einige Tage danach wird die Prostata in der Regel operativ verkleinert, um den normalen Harnfluss wiederherzustellen.

Diagnose

Eine gutartige Prostatavergrößerung ist zwar der häufigste Grund für Beschwerden beim Wasserlassen, es gibt aber noch andere mögliche Ursachen. Um sie abzuklären, fragt die Ärztin oder der Arzt danach, wie oft man Wasser lassen muss. Das ist oft gar nicht so leicht zu sagen. Deshalb kann es hilfreich sein, ein oder zwei Tage vor dem Arztbesuch eine Strichliste zu führen. Sinnvoll ist auch, der Ärztin oder dem Arzt mitzuteilen, welche Medikamente man nimmt, da Harnwegsbeschwerden auch eine Nebenwirkung mancher Arzneimittel sein können.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird die Prostata untersucht. Dazu zieht die Ärztin oder der Arzt Einweghandschuhe an und tastet die Prostata über den Enddarm mit einem Finger ab, um ihre Größe und Beschaffenheit einzuschätzen (rektale Untersuchung).

Eine Urinprobe hilft dabei, Anzeichen für eine Prostata- oder Harnwegsinfektion zu erkennen. Sie können ähnliche Symptome verursachen wie eine vergrößerte Prostata. Darüber hinaus kann der Urin auf einige andere Erkrankungen hin untersucht werden.

Mit einer Blutuntersuchung wird häufig der sogenannte PSA-Wert bestimmt, um Prostatakrebs auszuschließen (PSA = Prostataspezifisches Antigen). Prostatakrebs kann den PSA-Wert erhöhen. Ein erhöhter Wert kann aber auch viele andere Gründe haben – unter anderem eine gutartig vergrößerte Prostata. Der ohnehin wenig aussagekräftige PSA-Test ist bei Männern mit vergrößerter Prostata daher umstritten. Es lohnt sich, die Vor- und Nachteile gut abzuwägen.

Mit einer Harnstrahlmessung wird geprüft, wie viel Urin pro Sekunde ausgeschieden wird. Dazu uriniert man mit möglichst voller Blase in ein spezielles Gerät, das die Fließgeschwindigkeit des Urins misst.

Eine Ultraschalluntersuchung zeigt, wie stark die Prostata vergrößert ist. Außerdem ist auf dem Ultraschallbild erkennbar, wie viel Urin sich nach dem Wasserlassen noch in der Blase befindet (Restharnbestimmung).

Behandlung

Welche Behandlung bei einer gutartig vergrößerten Prostata infrage kommt, hängt vor allem davon ab, wie belastend die Beschwerden sind, ob es Komplikationen wie häufige Harnwegsentzündungen gibt – und nicht zuletzt davon, wie man die Vor- und Nachteile der Behandlung beurteilt.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:

  • aktives Beobachten der Symptome: Bei leichten Beschwerden und ohne Komplikationen kann es ausreichen, den Alltag umzustellen und etwa einmal im Jahr zur Kontrolluntersuchung zu gehen. Diese Strategie reicht bei etwa 30 von 100 Männern, die wegen einer vergrößerten Prostata ärztlichen Rat einholen.
  • pflanzliche Arzneimittel: Es gibt verschiedene pflanzliche Mittel, die BPS-Symptome lindern sollen und rezeptfrei erhältlich sind. Die meisten dieser Mittel sind aber nicht gut erforscht. Andere haben keinen Einfluss auf Prostatabeschwerden gezeigt. Die deutsche Gesellschaft für Urologie empfiehlt sie daher nicht regelhaft zur Behandlung.
  • Medikamente: Etwa 70 von 100 Männern, die wegen ihrer Beschwerden ärztlichen Rat suchen, entscheiden sich für eine medikamentöse Behandlung. Meist wird das Medikament Tamsulosin eingesetzt. Es entspannt die Prostata- und Blasenmuskulatur und erleichtert dadurch das Wasserlassen.
  • Operationen zur Verkleinerung der Prostata: Mithilfe verschiedener Operationstechniken kann Prostatagewebe entfernt oder zerstört werden. Mögliche Gründe für eine Operation sind ein Harnverhalt, wiederholte Infektionen und starke Beschwerden, die sich anders nicht lindern lassen. Manche Männer entscheiden sich bewusst für eine Operation, nachdem sie die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmöglichkeiten abgewogen haben. Eine häufige Nebenwirkung der Eingriffe sind Störungen beim Samenerguss. Zu Inkontinenz oder Erektionsstörungen kommt es nur selten.

Leben und Alltag

In der Regel entwickeln sich Prostatabeschwerden allmählich über mehrere Jahre. Wenn die Veränderungen langsam voranschreiten, fällt es leichter, sich darauf einzustellen. Trotzdem empfinden es viele Männer als unangenehm und peinlich, wenn sie immer häufiger zur Toilette müssen und Probleme haben, die mit ihren Geschlechtsorganen zusammenhängen.

Die Beschwerden bedeuten aber nicht, dass das Liebesleben der betroffenen Männer und ihrer Partnerinnen oder Partner nicht mehr erfüllend sein kann. Wichtig ist, über die altersbedingten Veränderungen offen zu reden und gemeinsam Strategien zu überlegen, die es erleichtern, sich damit zu arrangieren.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

Alexander CE, Scullion MM, Omar MI et al. Bipolar versus monopolar transurethral resection of the prostate for lower urinary tract symptoms secondary to benign prostatic obstruction. Cochrane Database Syst Rev 2019; (12): CD009629.

Bschleipfer T, Bach T, Berges R et al. S2e-Leitlinie der Deutschen Urologen: Instrumentelle Therapie des benignen Prostatasyndroms (in Überarbeitung). [S2e guideline of the German urologists: Instrumental treatment of benign prostatic hyperplasia]. Urologe A 2016; 55(2): 195-207.

Höfner K, Bach T, Berges R et al. S2e-Leitlinie der Deutschen Urologen: Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms (in Überarbeitung). [S2e guideline of the German urologists: Conservative and pharmacologic treatment of benign prostatic hyperplasia]. Urologe A 2016; 55(2): 184-194.

Kiviniemi K, Suominen T. "Going to the bathroom four or five times a night ... ": seven men talk about their experiences of benign prostatic hyperplasia and the perioperative period. J Clin Nurs 1999; 8(5): 542-549.

Van Exel NJ, Koopmanschap MA, McDonnell J et al. Medical consumption and costs during a one-year follow-up of patients with LUTS suggestive of BPH in six european countries: report of the TRIUMPH study. Eur Urol 2006; 49(1): 92-102.

Verhamme KM, Dieleman JP, Bleumink GS et al. Incidence and prevalence of lower urinary tract symptoms suggestive of benign prostatic hyperplasia in primary care – the Triumph project. Eur Urol 2002; 42(4): 323-328.

Wilt TJ, N'Dow J. Benign prostatic hyperplasia. Part 1: Diagnosis. BMJ 2008; 336(7636): 146-149.

Wilt TJ, N'Dow J. Benign prostatic hyperplasia. Part 2: Management. BMJ 2008; 336(7637): 206-210.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 28.06.2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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