Viele Menschen sprechen von einer „Grippe“, wenn sich eine Erkältung ankündigt. Beide Krankheiten verlaufen aber sehr unterschiedlich und lassen sich durch typische Anzeichen und Beschwerden voneinander unterscheiden.
Erkältungen sind viel häufiger als eine Grippe. Der wesentliche Unterschied: Während sich eine Erkältung langsam entwickelt, schlagen Grippeviren rasch und heftig zu – auch bei Menschen, die sonst gesund sind. Das heißt, man fühlt sich schnell sehr krank.
Eine Erkältung verläuft meist harmlos und klingt mit oder ohne Behandlung oft innerhalb einer Woche wieder ab. Bei einer Grippe ist ärztlicher Rat sinnvoll, und manchmal dauert es einige Zeit, bis man sich wieder vollständig erholt hat.
Eins haben Erkältung und Grippe aber gemeinsam: Behandelt werden vorwiegend die Beschwerden. Gegen Grippeviren gibt es bisher nur Medikamente, die allenfalls die Dauer der Erkrankung leicht verkürzen. Man kann jedoch viel tun, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Viele Symptome einer echten Grippe – auch Influenza genannt – ähneln denen einer gewöhnlichen Erkältung sowie denen einer Covid-19-Erkrankung: Sie kann zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie einer verstopften oder laufenden Nase führen. Typisch für eine Grippe ist aber, dass sie nicht nur die Atemwege, sondern den ganzen Körper betrifft. Sie setzt meist schnell und mit recht starken Beschwerden ein. Diese lassen meist innerhalb einer Woche deutlich nach. Erschöpfung und Husten können aber länger anhalten.
Zu den Symptomen gehören:
Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es auch zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen kommen.
Bei Verdacht auf eine Grippe ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. Dies gilt vor allem, wenn bereits andere Krankheiten bestehen, die das Risiko für Komplikationen erhöhen – etwa eine chronische Lungenerkrankung oder Diabetes. Ärztlicher Rat ist zudem sinnvoll, wenn Erkrankte Kontakt zu Menschen mit erhöhtem Risiko haben.
Eine Grippe wird durch Viren ausgelöst. Viren sind mikroskopisch kleine Erreger, kleiner noch als Bakterien. Sie vermehren sich sehr schnell, wenn sie erst einmal in den Körper gelangt sind. Das Abwehrsystem des Körpers braucht einige Zeit, bis es genug Antikörper gebildet hat, um die Virusinfektion zu bekämpfen.
Es gibt Hunderte von Grippeviren, die in Gruppen eingeteilt werden. Am gefährlichsten sind die Virusgruppen „Influenza A“ und „Influenza B“. Wer sich mit einem bestimmten Grippevirus ansteckt, entwickelt nach überstandener Erkrankung eine Unempfindlichkeit (Immunität) gegen dieses Virus. Da sich die Grippeviren aber ständig verändern, können von Jahr zu Jahr ganz neue Virustypen entstehen. Deshalb ist man nach einer überstandenen Grippe nicht dauerhaft geschützt.
Eine recht häufige Folgeerkrankung der Grippe ist eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Dabei füllen sich die Hohlräume rund um die Nase mit einer infektiösen Flüssigkeit. Eine Nasennebenhöhlenentzündung äußert sich häufig durch Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase.
Bei Säuglingen und Kleinkindern lösen Atemwegsinfekte oft eine Mittelohrentzündung aus.
Selten nimmt die Grippe einen schweren Verlauf und führt zu Komplikationen wie einer Lungenentzündung (Pneumonie). Dieses Risiko besteht insbesondere bei Menschen mit einem schwächeren Immunsystem: Säuglingen und Kleinkindern, Schwangeren sowie Menschen über 60 Jahre oder mit Lungen- oder Immunerkrankungen. Ein sehr schwerer Krankheitsverlauf kann lebensgefährlich werden.
Erkältungs- und Grippeviren verbreiten sich auf dem Weg der sogenannten Tröpfcheninfektion: Wer infiziert ist, versprüht beim Husten oder Niesen virenhaltige Tröpfchen. Auch beim Naseputzen gelangen Viren auf das Taschentuch und die Hände. Von dort erreichen sie andere Menschen oder Gegenstände. Über Gegenstände wie Türklinken oder Haltegriffe in der U-Bahn, die von vielen Menschen angefasst werden, werden Viren leicht von Person zu Person übertragen. Zudem begünstigt direkter Kontakt durch Händeschütteln oder Umarmungen die Übertragung von Erkältungs- und Grippeviren.
Um sich und andere vor solchen Viren zu schützen, ist es daher am besten, ihre Verbreitung zu verhindern. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass man sich häufig gründlich die Hände wäscht, in die Armbeuge und nicht in die Hände hustet, regelmäßig lüftet und keine benutzten Taschentücher herumliegen lässt.
Auch ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz kann dabei helfen, sich selbst und andere vor einer Ansteckung zu schützen.
Selbst wenn die Beschwerden schon wieder abklingen, ist man noch bis zu einer Woche ansteckend. Daher ist es gut, in dieser Zeit mit möglichst wenigen Menschen Kontakt zu haben und zum Beispiel zu Hause zu arbeiten, wenn das möglich ist.
Eine andere Möglichkeit zum Schutz vor Grippeviren ist die Grippeimpfung.
Bei einer Grippe ist es zunächst wichtig, sich zu schonen, bis die Beschwerden vorüber sind. Um Grippebeschwerden zu lindern, greifen viele Menschen zu Hausmitteln wie Hühnerbrühe und Kräutertees. Auch viel zu trinken, gilt als wichtig. Wissenschaftliche Belege, dass sich dadurch die Genesung beschleunigt, gibt es allerdings nicht.
Gegen Erkältungen, Husten und Grippe werden viele frei verkäufliche Produkte wie Vitaminpräparate oder Inhalationsgeräte beworben. Es gibt jedoch keine überzeugenden Nachweise dafür, dass sie bei Grippe helfen. Schmerzmittel wie Paracetamol, ASS (zum Beispiel in „Aspirin“) und Ibuprofen können Schmerzen lindern und das Fieber senken. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) ist für Kinder und Jugendliche nicht geeignet, da er eine seltene, aber gefährliche Nebenwirkung auslösen kann: das Reye-Syndrom.
Neben diesen rezeptfreien Medikamenten gibt es spezielle Grippemedikamente. In Deutschland wird insbesondere Oseltamivir (Handelsname: Tamiflu) eingesetzt. Oseltamivir ist verschreibungspflichtig und muss innerhalb von zwei Tagen nach Erkrankungsbeginn eingenommen werden. Wenn die Symptome schon länger bestehen, kann das Mittel den Verlauf der Grippe nicht mehr beeinflussen. Es gibt Hinweise, dass Oseltamivir die Krankheitsdauer um knapp einen Tag verkürzen kann. Es führt jedoch oft zu Übelkeit und Erbrechen. Ob es vor Folgeerkrankungen und schweren Komplikationen schützt, ist unklar.
Manche Menschen glauben, dass Antibiotika auch bei Grippe helfen. Antibiotika wirken aber nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren. Daher helfen sie nur, wenn sich zusätzlich zur Virusinfektion Bakterien in den Atemwegen angesiedelt haben. Wenn keine Komplikationen auftreten, die auf eine bakterielle Infektion hindeuten, ist die Einnahme von Antibiotika bei Grippe sinnlos.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Aktualisiert am 19.10.2022
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