Genitalherpes gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, auch Geschlechtskrankheiten genannt. Die Ursache ist eine Infektion mit Herpes-Viren, die häufig unbemerkt bleibt: Bis zu 90 von 100 Menschen, die sich angesteckt haben, bekommen keine oder nur sehr unauffällige Symptome.
Wenn es zu Beschwerden kommt, können diese belastend sein: Im Genitalbereich entsteht ein schmerzhafter Ausschlag, und oft fühlt man sich zusätzlich krank und fiebrig. Die Symptome klingen meist nach 1 bis 2 Wochen von allein ab. Es gibt jedoch Behandlungen, die die Beschwerden lindern und einen Ausbruch verkürzen können. Nach der Ansteckung bleiben die Herpes-Viren lebenslang im Körper. Wer einmal einen Genitalherpes-Ausbruch hatte, hat deshalb in der Regel immer wieder damit zu tun. Die Ausbrüche werden mit der Zeit aber schwächer und seltener.
Oft kommen zu den körperlichen Beschwerden Sorgen hinzu – zum Beispiel davor, andere Menschen anzustecken. Auch können sich Fragen stellen wie: Wo habe ich mich angesteckt? Wie sage ich es meinem Partner oder meiner Partnerin – und wem sollte ich überhaupt davon erzählen? Kann ich die Infektion auf mein Kind übertragen, wenn ich schwanger bin?
Bei Genitalherpes (auch: Herpes genitalis) kann sich die Haut schmerzhaft entzünden und kleine Bläschen bilden. Sie treten in Grüppchen auf, können einreißen und nässen. Beim Abheilen bilden sich oft Krusten. Die Haut kann auch jucken und brennen, Frauen haben zudem häufig Schmerzen beim Wasserlassen.
Wo Genitalherpes auftritt und wie er aussieht
Bei Männern sind typischerweise Penis, Vorhaut und Hodensack betroffen, bei Frauen Schamlippen, Scheide und Gebärmutterhals. Die Bläschen können aber auch am Damm und im Analbereich, am Po oder an der Innenseite der Oberschenkel auftreten. Bei manchen Menschen kündigt sich ein Ausbruch durch Kribbeln an den Geschlechtsteilen oder Schmerzen im Po, in den Hüften oder Beinen an.
Wenn Genitalherpes zum ersten Mal auftritt, sind die Beschwerden oft besonders stark. Zu den typischen Hauterscheinungen können dann Fieber, Kopfschmerzen, allgemeine Erschöpfung und Muskelschmerzen hinzukommen, oft auch geschwollene Lymphknoten in der Leiste. Weitere Ausbrüche verlaufen meist milder.
Viele Menschen bekommen trotz Infektion keine Symptome oder haben schon beim ersten Ausbruch nur milde Beschwerden. Dagegen kann der Ausbruch bei Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, heftiger sein und länger andauern.
Genitalherpes wird durch Herpes-simplex-Viren verursacht. Es gibt zwei verschiedene Arten:
Für Genitalherpes ist vor allem das Typ-2-Virus verantwortlich. Das Typ-1-Virus verursacht typischerweise Lippenherpes. Ausnahmen sind aber möglich: Wer zum Beispiel gerade einen Lippenherpes hat und beim Oralsex den Genitalbereich der anderen Person mit dem Mund berührt, kann so die Viren übertragen. Die Person kann dann einen Genitalherpes durch Typ-1-Viren bekommen.
Die Genitalherpes-Erreger nisten sich in den Nervenknoten (Ganglien) am unteren Ende der Wirbelsäule ein. Von dort können sie entlang der Nervenstränge in die Haut im Genitalbereich wandern und den Ausschlag auslösen. Die Bläschen enthalten eine große Menge Herpes-Viren, die durch den direkten Hautkontakt beim Sex auf andere Menschen übertragen werden können. Auch eine Infektion über gemeinsam genutzte Sexspielzeuge ist möglich. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, sich zum Beispiel durch Handtücher, Bettwäsche oder Toilettenbrillen anzustecken.
Schwangere können Herpes-Viren während der Geburt auf das Kind übertragen. Dies passiert aber selten.
Genitalherpes wird beim Sex übertragen. Aber nicht für alle sexuell aktiven Menschen ist das Risiko gleich hoch: Bei häufig wechselnden Sexualpartnerinnen und -partnern ist es insgesamt wahrscheinlicher, mit jemandem Sex zu haben, der ansteckend ist.
Eine Herpes-Infektion ist oft nicht zu sehen. Weil Menschen ansteckend sein können, ohne Symptome zu haben, können sie die Herpes-Viren unwissentlich weitergeben.
Man geht davon aus, dass Frauen insgesamt anfälliger für eine Infektion sind als Männer. Das Risiko steigt zudem, wenn man keine Kondome verwendet.
Nicht bei allen Menschen, die sich mit Herpes-Viren anstecken, bricht die Erkrankung auch aus. Warum das so ist, ist nicht genau bekannt.
Mögliche Auslöser für wiederkehrende Genitalherpes-Ausbrüche sind bislang kaum erforscht. Es gibt Hinweise darauf, dass dauerhafte psychische Belastungen Ausbrüche begünstigen könnten. Als mögliche Auslöser gelten auch Sonnenlicht, Erkältungen, körperliche Anstrengung, raue oder enge Kleidung, Hautverletzungen und bei Frauen die Regelblutung.
Genitalherpes gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. In Deutschland tragen schätzungsweise 10 bis 15 von 100 Menschen die Erreger im Körper. Ungefähr 10 bis 30 % von ihnen erkranken an Genitalherpes. Frauen sind insgesamt häufiger betroffen als Männer.
Kommt es zu einem Genitalherpes-Ausbruch, kann die Ansteckung bereits Monate oder Jahre zurückliegen. Wenn Genitalherpes das erste Mal ausbricht, dauert es ohne Behandlung im Durchschnitt 20 Tage, bis die Entzündung abgeheilt ist. Folgeausbrüche verlaufen aber milder und heilen im Schnitt innerhalb von zehn Tagen aus. Wer einmal erkrankt ist, hat in der Regel immer wieder mit Genitalherpes zu tun.
Wie häufig ein Genitalherpes ausbricht, hängt vom Virus-Typ ab:
Die Ausbrüche werden mit der Zeit meist seltener und schwächer.
Vor allem wenn Genitalherpes zum ersten Mal ausbricht, kann es zu stärkeren Beschwerden und Komplikationen kommen. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist das Risiko dafür ebenfalls erhöht.
Mögliche Folgen sind eine Infektion der Scheide mit Hefepilzen, eine Blasenstörung mit Problemen beim Wasserlassen oder selten eine Entzündung der Hirnhaut. Sehr selten kann eine Herpes-Infektion zu größeren Hautausschlägen am Körper führen oder die Augen betreffen.
Dass sich ein Neugeborenes infiziert, passiert zwar selten, birgt aber die Gefahr, dass die Herpes-Infektion auf den gesamten Körper übergreift und lebensbedrohlich verläuft.
Häufig wechselnde Sexualkontakte und der Verzicht auf Kondome erhöhen auch das Risiko für andere sexuell übertragbare Krankheiten. Genitalherpes kann zudem ein Risikofaktor für eine HIV-Infektion sein: Durch die offenen Stellen in der Haut können HI-Viren leichter eindringen.
Um Genitalherpes festzustellen, nimmt die Ärztin oder der Arzt einen Abstrich von einem der betroffenen Hautbereiche. Diese Probe wird dann im Labor auf Herpes-Viren untersucht. Je nach Situation kann dabei auch der Virustyp bestimmt werden.
Allein anhand von Hauterscheinungen und Beschwerden lässt sich Genitalherpes oft nicht sicher feststellen. Zum einen zeigen sich nicht immer die typischen Symptome. Zum anderen kann Genitalherpes anderen Hautkrankheiten und sexuell übertragbaren Infektionen ähneln oder mit ihnen gemeinsam auftreten. So können eine Infektion mit Pilzen oder Chlamydien und Hauterkrankungen wie Schuppenflechte zu ähnlichen Symptomen führen.
Bei Menschen ohne Symptome ist es schwieriger, eine Infektion mit Herpes-Viren festzustellen. Dann kann mit einem Test auf Herpes-Antikörper geprüft werden, ob Antikörper im Blut sind. Finden sich dort HSV-2-Antikörper, könnte es zu Genitalherpes kommen. Bei nachgewiesenen HSV-1-Antikörpern lässt sich nur schwer vorhersagen, ob es zu einem Ausbruch im Genitalbereich oder an der Lippe kommt.
Die Tests können meist auch keine Auskunft darüber geben, seit wann eine Infektion besteht. Wenn man jedoch zum ersten Mal Genitalherpes hat, aber noch keine Antikörper festzustellen sind, liegt die Ansteckung sehr wahrscheinlich noch nicht lange zurück.
Da viele Menschen Herpes-Viren im Körper tragen, kann sich jeder, der sexuell aktiv ist, mit diesen Viren anstecken. Das Risiko für eine Ansteckung lässt sich jedoch deutlich verringern.
Menschen mit Genitalherpes wird empfohlen, auf Sex zu verzichten, sobald sich ein Ausbruch andeutet. Denn das Risiko, jemanden anzustecken, ist während eines Ausbruchs am größten.
Doch auch wer keine Symptome hat, kann das Virus weitergeben. In der symptomfreien Zeit können Kondome das Ansteckungsrisiko senken. Sie können außerdem vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Das gilt auch für Kondome für Frauen (Femidome) und Lecktücher (Dental Dams).
Wenn man Genitalherpes hat, ist es wichtig, damit offen umzugehen. Vor allem in einer festen Partnerschaft oder mit Personen, mit denen man regelmäßig Sex hat, kann man besprechen, ob ein Bluttest auf Antikörper sinnvoll ist. So lässt sich einschätzen, wer infiziert ist, wer welche Virustypen im Körper trägt und ob ein Ansteckungsrisiko besteht. Eine Partnerin oder ein Partner mit HSV-1 kann sich zum Beispiel auch noch mit HSV-2 anstecken.
Wer Genitalherpes hat und virushemmende (antivirale) Medikamente nimmt, ist wahrscheinlich etwas weniger ansteckend. Dafür kommen Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir infrage. Dazu müssen die Mittel jedoch täglich und längerfristig eingenommen werden. Die Anwendung als Creme oder Salbe bietet keinen Schutz. Ob die Medikamente das Ansteckungsrisiko zusätzlich senken, wenn man ohnehin mit Kondomen verhütet, ist unklar.
Eine besondere Situation ist es, wenn eine Schwangere kurz vor der Geburt einen Genitalherpes-Ausbruch bekommt. Weil sich das Kind bei einer vaginalen Geburt anstecken und schwer erkranken könnte, wird dann oft ein Kaiserschnitt empfohlen.
Ein erster Ausbruch von Genitalherpes kann zu starken Beschwerden und manchmal auch zu Komplikationen führen. Daher ist es bei einem Erstausbruch üblich, virushemmende Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir einzunehmen. Die Tabletten können die Beschwerden mildern und den Ausbruch um einige Tage verkürzen. Cremes oder Salben mit virushemmenden Wirkstoffen helfen bei Genitalherpes nicht.
Bei weiteren Ausbrüchen sind die Beschwerden in der Regel weniger stark ausgeprägt. Eine Behandlung ist dann nicht unbedingt nötig. Wenn man einen Folgeausbruch behandelt, reicht es, die Mittel kürzer einzunehmen. Wichtig ist, die Behandlung in den ersten 24 Stunden zu beginnen – am besten, sobald sich die ersten Symptome andeuten. Das ist einfacher, wenn man immer Tabletten zu Hause oder auf Reisen dabeihat.
Bei starken oder sehr häufigen Ausbrüchen kommt auch eine vorbeugende Behandlung mit Medikamenten infrage. Die Mittel werden dann längerfristig eingenommen – also auch in beschwerdefreien Phasen. Dies kann das Risiko für Ausbrüche deutlich senken.
Wenn Genitalherpes zu stärkeren Schmerzen führt, können Schmerzmittel helfen. Viele Frauen, die Schmerzen beim Wasserlassen haben, empfinden auch Sitzbäder als angenehm.
Andere Behandlungen wie Laser oder örtliche Wärmeanwendung sind bislang kaum erforscht. Ob sie helfen können, ist daher unklar.
Zu wissen, dass man Genitalherpes hat, kann psychisch sehr belasten. Gerade wenn der erste Ausbruch in einer festen Partnerschaft auftritt, ist das vielen Menschen unangenehm: Es kann schwerfallen, über die Erkrankung zu sprechen und damit auch Themen wie Sex vor oder außerhalb der Beziehung anzuschneiden. Andere fragen sich, ob ihre Partnerin oder ihr Partner sie vielleicht angesteckt hat oder anstecken könnte.
Es kann helfen, offen miteinander über die Krankheit zu sprechen und sich gemeinsam zu informieren. Das kann Misstrauen beseitigen, denn oft lässt sich gar nicht sicher sagen, wann und bei wem sich jemand angesteckt hat. Das Virus kann ja bereits Monate oder Jahre im Körper gewesen sein.
Auch bei rein sexuellen Kontakten oder wenn sich eine Partnerschaft erst anbahnt, kann es Überwindung kosten, zu berichten, dass man Herpes-Viren in sich trägt. Manche Menschen haben Angst, dann zurückgewiesen zu werden.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert auf www.liebesleben.de über sexuell übertragbare Infektionen und wie man sich davor schützen kann. Dort gibt es auch telefonische und Online-Beratung.
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Aktualisiert am 08.09.2021
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