Das Spurenelement Eisen ist ein lebenswichtiger Nährstoff. Etwa 3 bis 5 Gramm Eisen befinden sich im Körper von Erwachsenen, das meiste davon in den roten Blutkörperchen. Der Körper braucht das Eisen unter anderem, um den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) zu bilden. Hämoglobin ist Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und mitverantwortlich für den Transport von Sauerstoff in alle Zellen und Organe. Außerdem ist Eisen unter anderem wichtig für die Energiegewinnung und Zellteilung.
Wir nehmen Eisen mit der Nahrung zu uns. Eine ausgewogene Ernährung reicht normalerweise aus, um den Eisenbedarf zu decken. Wer jedoch zu wenig Eisen zu sich nimmt, entwickelt einen Eisenmangel. Das kann passieren, wenn der Eisenbedarf besonders hoch ist – zum Beispiel in der Schwangerschaft oder in Wachstumsphasen von Kindern. Zudem können ein Blutverlust und verschiedene Krankheiten einen Eisenmangel auslösen.
Ein anhaltender Eisenmangel kann zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Eisenmangel lässt sich aber mit Eisenpräparaten gut behandeln. Zudem ist es wichtig, die Ursache für den Mangel – wenn möglich – zu beheben.
Ein leichter Eisenmangel bleibt meist unbemerkt. Bei einem stärkeren Mangel können vielfältige Symptome auftreten, darunter:
Zudem haben einige Betroffene das starke Bedürfnis, auf Eiswürfeln oder zerstoßenem Eis zu kauen (Pagophagie).
Die häufigsten Ursachen für Eisenmangel sind:
Außerdem tritt Eisenmangel häufig bei Menschen mit einer Herzschwäche auf. Selten hat ein Eisenmangel genetische Ursachen.
Eisenmangel ist die häufigste Mangelerscheinung weltweit. In Europa sind etwa 5 bis 10 % der Menschen betroffen. Bei Frauen vor den Wechseljahren tritt der Eisenmangel häufiger auf, vor allem aufgrund von Regelblutungen (Menstruation). Auch Kinder sind häufiger betroffen, weil sie in Wachstumsphasen mehr Eisen benötigen.
Schätzungen zufolge haben etwa 2 bis 5 % der Menschen in Europa eine Blutarmut aufgrund von Eisenmangel (Eisenmangel-Anämie).
Manchmal legt sich ein Eisenmangel schnell wieder: Nach einer Blutspende oder Verletzung bildet der Körper meist rasch neue rote Blutkörperchen und füllt seine Eisenspeicher mit Eisen aus der Nahrung wieder auf.
Ein Eisenmangel kann aber auch länger anhalten oder immer wieder auftreten, zum Beispiel bei starken Regelblutungen. Verliert der Körper zu häufig Blut, kann er es unter Umständen nicht mehr vollständig ersetzen.
Ein Eisenmangel verläuft in drei Stadien:
Ein schwacher oder vorübergehender Eisenmangel verursacht meist keine Schwierigkeiten. Fehlt jedoch über längere Zeit zu viel Eisen, kommt es zu einer anhaltenden Blutarmut. Dann kann das Blut nicht mehr genug Sauerstoff in die Zellen und Organe transportieren. Diese arbeiten dadurch schlechter. Es treten verschiedene Beschwerden auf, bis hin zu Organschäden oder einer Herzschwäche. Man wird auch anfälliger für Infekte.
Wenn schwangere Frauen eine Eisenmangel-Anämie haben, steigt das Risiko für Komplikationen wie eine Frühgeburt oder Untergewicht des Neugeborenen. Daher werden die Eisenwerte bei Schwangeren regelmäßig kontrolliert.
Bei Kleinkindern kann ein schwerer und anhaltender Eisenmangel zu Entwicklungsstörungen führen.
Einen Eisenmangel stellen Ärztinnen und Ärzte mit einer Blutuntersuchung fest. Dabei werden verschiedene Werte gemessen und in ihrem Zusammenspiel beurteilt – unter anderem,
Wird ein Eisenmangel oder eine Eisenmangel-Anämie festgestellt, fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach möglichen Ursachen und macht eine körperliche Untersuchung. Falls nötig, folgen weitere Untersuchungen: Zum Beispiel kann mit einer Stuhlprobe, einer Magen- oder Darmspiegelung nach Blutungen gesucht werden. Für Frauen kann ein Besuch in einer frauenärztlichen Praxis sinnvoll sein, etwa bei einer starken Regelblutung.
Um genügend Eisen zu sich zu nehmen, reicht es normalerweise, sich ausgewogen zu ernähren. Eisenreiche Nahrungsmittel sind beispielsweise Fleisch, Spinat, Linsen, Kichererbsen, Thunfisch, Haferflocken und Cashewkerne. Vitamin C fördert die Eisenaufnahme.
Eisenpräparate vorbeugend einzunehmen, hat in der Regel keine Vorteile, eher im Gegenteil: Es kann auch schaden, zu viel Eisen zu sich zu nehmen. Daher ist es wichtig, mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen, bevor man Eisenpräparate einnimmt.
Wenn möglich, wird die Ursache des Eisenmangels behandelt. Dazu gehört beispielsweise die Therapie von Magen-Darm-Erkrankungen, die Blutungen verursachen. Auch bei starker Regelblutung gibt es Behandlungsmöglichkeiten.
Ein leichter Eisenmangel (Stadium 1) ist meist unproblematisch und wird in der Regel nicht mit Medikamenten behandelt. Je nach Situation kann es aber sinnvoll sein, über die Nahrung mehr Eisen zu sich zu nehmen.
Bei einem stärkeren Eisenmangel (Stadium 2) oder einer Blutarmut (Stadium 3) kommen Eisenpräparate infrage – zum Beispiel in Form von Tabletten oder Tropfen. Bei einer Blutarmut wird empfohlen, sie noch mindestens drei Monate lang einzunehmen, nachdem sich die Blutwerte normalisiert haben. So werden auch die Eisenspeicher aufgefüllt. Manchmal kommen auch Infusionen infrage. Zusätzlich ist es wichtig, auf eine eisenreiche Ernährung zu achten. Eine Ernährungsberatung kann dabei helfen.
Eisenpräparate können Nebenwirkungen haben, etwa Bauchschmerzen, Verstopfung und Übelkeit. Sehr hohe Dosen können auch Organe schädigen. Wichtig ist, Eisenpräparate kindersicher aufzubewahren, denn besonders für Kinder kann eine Überdosis gefährlich sein.
Die Hausarzt- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man selbst oder ein Kind krank ist oder man bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Bei einem Eisenmangel können auch Fachärztinnen oder Fachärzte – etwa für Frauenheilkunde (Gynäkologie), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Kardiologie) oder Nierenerkrankungen (Nephrologie) – unterstützen.
In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). Eisenmangel und Eisenmangelanämie (Leitlinie). 2022.
Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH). Eisenmangelanämie (S1-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 025-021. 2021.
Ko CW, Siddique SM, Patel A et al. AGA Clinical Practice Guidelines on the Gastrointestinal Evaluation of Iron Deficiency Anemia. Gastroenterology 2020; 159(3): 1085-1094.
Pschyrembel Online. 2023.
Snook J, Bhala N, Beales ILP et al. British Society of Gastroenterology guidelines for the management of iron deficiency anaemia in adults. Gut 2021; 70(11): 2030-2051.
World Health Organization (WHO). WHO guideline on use of ferritin concentrations to assess iron status in individuals and populations. Geneva: WHO; 2020.
IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.
Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.
Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.
Erstellt am 19.04.2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2026
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)