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Eichelentzündung (Balanitis)

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Wenn die Eichel gerötet ist und schmerzt, handelt es sich wahrscheinlich um eine Eichelentzündung (Balanitis). Oft ist auch die Vorhaut mitentzündet und schmerzhaft angeschwollen. Dann sprechen Fachleute von einer Balanoposthitis.

Eichel und Vorhaut des Penis können sich sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen entzünden. Eine typische Ursache ist eine Infektion, zum Beispiel mit Bakterien oder Pilzen. Aber auch Allergien oder Verletzungen sind mögliche Auslöser.

Zu wenig, aber auch zu viel Intimhygiene kann das Risiko für eine Eichelentzündung erhöhen. Außerdem tritt sie oft bei einer Vorhautverengung (Phimose) auf.

Zur Behandlung werden vor allem behutsames Sauberhalten der Eichel sowie Cremes, Salben oder Sitzbäder empfohlen. Wenn sich die Eichel häufiger entzündet, können Ärztinnen und Ärzte dazu beraten, ob eine Beschneidung sinnvoll ist.

Auf einen Blick

  • Bei einer Eichelentzündung (Balanitis) sind die Eichel und meist auch die Vorhaut des Penis schmerzhaft gerötet, oft auch geschwollen und wund.
  • Die Ursache ist häufig eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen.
  • Eine Vorhautverengung erhöht das Risiko für Eichelentzündungen.
  • Die richtige Hygiene beugt einer Entzündung vor und reicht oft auch als Behandlung aus.

Symptome

Bei einer Entzündung von Eichel und Vorhaut ist die Penisspitze gerötet, oft auch geschwollen und wärmer als sonst. Eichel und Vorhaut können jucken, brennen oder schmerzen – besonders wenn man sie berührt oder die Vorhaut auf der Eichel verschiebt.

Bei manchen Jungen und Männern sammelt sich zwischen Vorhaut und Eichel Flüssigkeit oder Eiter. Die Entzündung kann zudem einen ungewohnten, üblen Geruch hervorrufen. Manchmal bilden sich auch Beläge oder wunde Stellen, die bluten und später verkrusten. Eichel und Vorhaut können dadurch verkleben. Die geschwollene oder verklebte Vorhaut lässt sich oft nicht mehr ganz hinter die Eichel zurückziehen – auch wenn die Vorhaut vorher nicht verengt war.

Grafik: Eichelentzündung bei einem erwachsenen Mann mit zurückgestreifter Vorhaut

Eichelentzündung bei einem erwachsenen Mann mit zurückgestreifter Vorhaut

Grafik: Eichelentzündung bei einem Kind mit Vorhautverengung

Eichelentzündung bei einem Kind mit Vorhautverengung

Manche Jungen und Männer haben außerdem Ausfluss oder spüren ein Brennen beim Wasserlassen. Das kann darauf hinweisen, dass sich die Eichelentzündung auf die Harnröhre ausgebreitet hat. Gerade bei Kindern kann auch der ganze Penis anschwellen.

Ursachen

Die Ursache für eine Eichelentzündung (Balanitis) ist oft eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen – Letzteres vor allem bei Kleinkindern, die noch Windeln tragen. Mögliche Auslöser sind auch Viren wie humane Papillomviren oder Erreger sexuell übertragbarer Erkrankungen wie der Syphilis oder Gonorrhoe.

Wird die Eichel stark gerieben, gequetscht oder die Vorhaut überdehnt, können kleine Verletzungen entstehen. Auch das kann zu einer Entzündung führen.

Manchmal löst auch eine Allergie eine Eichelentzündung aus, etwa gegen latexhaltige Kondome oder Inhaltsstoffe von Pflege- oder Gleitmitteln.

Auch eine Schuppenflechte oder chronische Hautentzündungen können sich an Eichel und Vorhaut bemerkbar machen. Selten ist eine Eichelentzündung eine Nebenwirkung von Medikamenten, zum Beispiel von manchen Antibiotika.

Risikofaktoren

Wenn Eichel und Vorhaut nicht regelmäßig gereinigt werden, sammeln sich zwischen Vorhaut und Eichel

  • Urin,
  • Schweiß,
  • Smegma aus Talg und abgestorbenen Hautzellen und
  • Spermareste.

Sie bilden einen Nährboden für Krankheitserreger. Dann kommt es leichter zu einer Eichelentzündung (Balanitis).

Wenn die Vorhaut die Eichel eng umschließt und sich nur teilweise oder gar nicht hinter die Eichel zurückschieben lässt, erschwert das die Körperpflege. Deshalb macht eine Vorhautverengung (Phimose) Eichelentzündungen wahrscheinlicher.

Aber auch zu viel Hygiene im Intimbereich ist ungünstig: „Scharfe“ Reinigungsmittel wie Handseife sowie kräftiges Reiben und Trockenrubbeln kann die Haut angreifen und zu Entzündungen führen.

Generell haben Menschen mit Diabetes oder einem – zum Beispiel durch Medikamente – geschwächten Immunsystem ein erhöhtes Risiko für Entzündungen, auch an Eichel und Vorhaut.

Häufigkeit und Verlauf

Eichelentzündungen kommen vom Säuglings- bis ins Seniorenalter vor. Fachleute gehen davon aus, dass insgesamt zwischen 12 und 20 Prozent der männlichen Bevölkerung schon damit zu tun hatten.

Wenn der entzündete Bereich mehrmals täglich vorsichtig, aber sorgfältig gereinigt wird, klingt eine Eichelentzündung meist ohne weitere Behandlung ab. Zeigt sich nach einer Woche keine Besserung, ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen.

Folgen

In der Regel heilt eine Eichelentzündung ohne Folgen ab. Wenn doch Komplikationen auftreten, handelt es sich meist um

  • eine Harnwegsinfektion: Die Entzündung ist dann auf die Harnröhre oder Blase übergegangen.
  • eine Vorhautverengung: Das Gewebe in der Vorhaut kann vernarben – vor allem bei Jungen und Männern, die häufig eine Eichelentzündung haben. Dadurch kann eine Vorhautverengung entstehen, auch wenn die Vorhaut ursprünglich weit genug war (sekundäre Phimose). Dann kommt es unter Umständen öfter zu Eichelentzündungen, weil eine Vorhautverengung das Risiko dafür erhöht.

Sehr selten führt die entzündliche Schwellung dazu, dass der Urin nicht mehr abfließen kann. Das ist ein Notfall, der rasch behandelt werden muss, damit sich der Urin nicht in Blase und Nieren zurückstaut.

Diagnose

Eine Eichelentzündung lässt sich meist anhand der schmerzhaften Rötung und Schwellung von Eichel und Vorhaut feststellen.

Säuglinge und Kleinkinder können ihre Beschwerden nicht schildern – häufiges Schreien und Weinen weisen darauf hin, dass sie Schmerzen haben. In diesem Alter ist bei vielen Jungen die Vorhaut noch recht eng oder sogar mit der Eichel verklebt – das ist ganz normal. Eltern, die vermuten, dass ihr Kind eine Eichelentzündung hat, sollten deshalb nicht versuchen, die Vorhaut gegen Widerstand zurückzuziehen, um sich die Eichel genauer anzusehen. Stattdessen ist ein Besuch in der kinder- oder hausärztlichen Praxis ratsam.

Auch für Jugendliche und erwachsene Männer ist ärztlicher Rat sinnvoll – vor allem, wenn

  • die Beschwerden nicht innerhalb einer Woche abklingen oder
  • sich Eichel und Vorhaut schon häufiger entzündet haben.

Dann kann man sich zum Beispiel an die Hausärztin, den Hausarzt oder eine Facharztpraxis für Urologie oder Hautkrankheiten wenden.

Wenn nötig, nimmt die Ärztin oder der Arzt mit einem Wattestäbchen oder -bürstchen einen Abstrich von Eichel, Vorhaut und Harnröhrenöffnung. Im Labor lässt sich feststellen, ob und welche Erreger die Entzündung verursacht haben. Weitere Untersuchungen – etwa Blut- oder Urintests – können sinnvoll sein, um zu prüfen, ob die Entzündung auf die Harnwege übergegangen ist oder eine sexuell übertragbare Erkrankung hinter den Beschwerden steckt. Auch Risikofaktoren wie ein Diabetes lassen sich damit feststellen.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Eichelentzündungen ist das richtige Maß an Hygiene wichtig: Es reicht, Eichel und Vorhaut regelmäßig, zum Beispiel beim Duschen, mit klarem, lauwarmem Wasser sanft abzuspülen. Dabei sollte man aber nicht „schrubben“ oder heftig an der Vorhaut ziehen – und keine Seife oder „scharfe“ Waschlotionen oder Duschgels, Peelings oder After-Shave verwenden.

Diese sanfte Reinigung ist zusätzlich sinnvoll, wenn sich zwischen Eichel und Vorhaut etwas angesammelt haben könnte – zum Beispiel Schweiß nach dem Sport, Smegma, Spermareste oder Gleitmittel nach dem Sex.

Bei kleinen Jungen ist es wichtig, die Windeln regelmäßig und häufig genug zu wechseln und dabei auch die Penisspitze zu reinigen. Auch hier gilt: sorgfältig, aber behutsam – also ohne hautreizende Pflegemittel und ohne Zurückschieben der Vorhaut, sofern diese eng oder mit der Eichel verklebt ist.

Wenn die Vorhaut nach der Pubertät noch so eng ist, dass sie sich auch bei schlaffem Penis nicht zurückschieben lässt, ist die Reinigung schwierig. Jugendliche und Männer können sich dann ärztlich beraten lassen und entscheiden, ob und wie sie die Vorhautverengung beseitigen möchten – etwa durch kortisonhaltige Cremes oder eine Beschneidung.

Behandlung

Meist reicht es aus, den entzündeten Bereich etwa 2- bis 3-mal am Tag vorsichtig zu reinigen – am besten mit klarem, lauwarmem Wasser. Zum Abtrocknen kann man auf Baumwolltupfer oder Kompressen aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt zurückgreifen, die man nur einmal verwendet.

Man kann versuchen, den Heilungsprozess mit Umschlägen und Sitzbädern mit antiseptischen Zusätzen wie Octenidin zu fördern. Bei stärkeren Schmerzen eignen sich Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol.

Spätestens wenn sich die Beschwerden innerhalb einer Woche nicht bessern, ist ärztlicher Rat sinnvoll. Die Ärztin oder der Arzt kann die genaue Ursache bestimmen und passende Mittel zum Auftragen empfehlen:

  • Bei Eichelentzündungen infolge einer Reizung oder Allergie eignen sich kortisonhaltige Cremes und Salben.
  • Bei einer bakteriellen Infektion kommen antibiotikahaltige Mittel infrage.
  • Bei einer Pilzinfektion werden Mittel mit pilzabtötenden Wirkstoffen (Antimykotika) empfohlen.

Man wendet die Mittel in der Regel so lange an, bis die Entzündung abgeklungen ist. Sind die Beschwerden aber nach 7 Tagen Behandlung unverändert oder nach 14 Tagen nicht vollständig verschwunden, ist ein erneuter Besuch in der ärztlichen Praxis ratsam.

Dabei ist zu beachten: Salben und Cremes können Kondome aus Latex angreifen, sodass sie nicht mehr sicher schützen.

Wenn Bakterien die Ursache für die Entzündung sind, verschreibt die Ärztin oder der Arzt möglicherweise Antibiotika-Tabletten oder -Saft. Diese Mittel zum Einnehmen kommen auch infrage, wenn sich Cremes aufgrund einer Vorhautverengung nicht gut auf die entzündete Eichel und Vorhautinnenseite auftragen lassen. Man nimmt Tabletten oder Saft in der Regel eine Woche lang ein. Auch hier gilt: Ändert die Behandlung nichts an den Beschwerden, sollte man erneut die Ärztin oder den Arzt aufsuchen.

Kommt es wegen einer Vorhautverengung immer wieder zu Eichelentzündungen, beraten Ärztinnen und Ärzte zu den Behandlungsmöglichkeiten – zum Beispiel einer Beschneidung. Sie ist aber erst möglich, wenn die Entzündung von Eichel und Vorhaut komplett abgeheilt ist.

Komplikationen sind bei einer Balanitis selten. Wer Fieber, sehr starke Schmerzen oder geschwollene Lymphknoten in der Leiste bekommt, sollte zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Dasselbe gilt, wenn der gesamte Penis anschwillt. Wenn man aufgrund der Entzündung nicht mehr Wasser lassen kann, ist sofort ärztliche Hilfe nötig.

Weitere Informationen

Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mit unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

Javaid AA, Powell K, Awad K. Guideline review NICE Clinical Knowledge Summary: balanitis in children. Arch Dis Child Educ Pract Ed 2022; 107(2): 131-132.

Perkins OS, Cortes S. Balanoposthitis. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022.

Pschyrembel Online. 2022.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Erstellt am 03.05.2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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