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Durchfall

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Durchfallerkrankungen sind sehr verbreitet: In Deutschland trifft es Erwachsene im Durchschnitt einmal im Jahr, Kinder erkranken noch öfter. Meistens ist Durchfall die Folge einer Infektion mit Viren, am häufigsten mit den sehr ansteckenden Noroviren und Rotaviren. Eine Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis) kann aber auch durch Bakterien wie Salmonellen oder Campylobacter ausgelöst werden.

Bei normalem Durchfall genügt es meist, den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen und abzuwarten, bis die Infektion vorübergeht. Starker oder länger anhaltender Durchfall muss jedoch behandelt werden, weil er zu einem gefährlichen Flüssigkeits- und Salzverlust führen kann – vor allem bei kleinen Kindern und älteren Menschen.

Auf einen Blick

  • Eine Magen-Darm-Infektion beginnt oft mit plötzlichem Erbrechen und Durchfall – also weichem oder flüssigem Stuhlgang mindestens dreimal in 24 Stunden.
  • Durchfall wird häufig von sehr ansteckenden Noro- und Rotaviren ausgelöst.
  • In der Regel reicht es, genug zu trinken und abzuwarten, bis der Durchfall nach einigen Tagen überstanden ist.
  • Wenn es zu Schwindel, Kreislaufproblemen oder anderen Anzeichen für einen starken Flüssigkeitsverlust kommt, ist ärztlicher Rat sinnvoll.



Symptome

Oft beginnt eine Magen-Darm-Infektion plötzlich mit schwallartigem Erbrechen oder starkem Durchfall. Von Durchfall spricht man, wenn jemand innerhalb von 24 Stunden mindestens dreimal sehr weichen oder flüssigen Stuhlgang hat. Durchfall wird oft von Bauchschmerzen, -krämpfen und Blähungen begleitet. Durchfall und Übelkeit gehen manchmal auch mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher.

Schwindel und Kreislaufprobleme können darauf hinweisen, dass der Körper zu viel Flüssigkeit und Salze (Elektrolyte) verloren hat. Dann ist rasche ärztliche Hilfe nötig. Andere Gründe, bei Durchfall ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind:

  • keine Besserung nach 48 Stunden
  • hohes Fieber
  • Blut im Stuhl (der Stuhl enthält rotes Blut oder ist schwarz)
  • Schleim, der dem Stuhl aufgelagert ist
  • starke Schmerzen

Ursachen und Risikofaktoren

Durchfall kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Zu den häufigsten gehört eine Magen-Darm-Infektion durch die sehr ansteckenden Noro- oder Rotaviren, an der meist kleine Kinder und ältere Menschen erkranken. Bakterielle Magen-Darm-Infektionen werden in Deutschland meist durch Campylobacter oder Salmonellen ausgelöst. Auf Reisen können je nach Reiseziel und hygienischen Verhältnissen außerdem Infektionen mit Shigellen, bestimmten Kolibakterien oder Parasiten zu Durchfall führen.

Durchfall kann auch andere Ursachen haben als Infektionen. Dazu gehören

  • ungewohntes Essen, zum Beispiel auf (Fern-)Reisen,
  • Lebensmittelunverträglichkeiten wie Gluten- oder Laktoseintoleranz,
  • ein „nervöser Darm“ (Reizdarmsyndrom),
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sowie
  • Arzneimittel-Nebenwirkungen: Insbesondere Antibiotika lösen manchmal Durchfall aus, weil sie die normale Darmflora angreifen.

Verlauf

Akute Durchfallerkrankungen sind meist nach wenigen Tagen bis einer Woche überstanden. Hält der Durchfall länger als zwei Wochen an, spricht man von anhaltendem Durchfall.

Folgen

Meistens ist akuter Durchfall harmlos. Bei starkem, wässrigem Durchfall oder häufigem Erbrechen mit hohem Flüssigkeitsverlust ist es aber wichtig, rechtzeitig ärztlichen Rat einzuholen, um ein Kreislaufversagen zu vermeiden. Das gilt vor allem für Säuglinge und Kleinkinder, Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Ältere. Da bei älteren Menschen oft das Durstgefühl nachlässt und sie dann zu wenig trinken, ist bei ihnen die Gefahr einer Austrocknung (Dehydratation) besonders groß.

Verschiedene Anzeichen können auf einen starken Flüssigkeitsverlust hindeuten:

  • Der Allgemeinzustand verschlechtert sich.
  • Augen, Wangen oder Gesicht sind eingefallen.
  • Atmung oder Herzschlag sind schneller als normal.
  • Die Haut ist nicht mehr elastisch: Wenn man sie am Arm oder Bauch leicht zusammendrückt, wird sie danach nicht gleich wieder glatt, sondern es bleibt eine kleine Falte stehen.
  • Es kommt zu starkem Durst, Benommenheit, dunklem Urin oder fehlendem Harndrang sowie zu trockenen Augen, Lippen oder einer trockenen Zunge.
  • Bei älteren Menschen treten manchmal auch Brustschmerzen oder Muskelkrämpfe auf.

Diagnose

Bei einem Arztbesuch fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst

  • ob die Symptome plötzlich oder allmählich aufgetreten sind,
  • wie der Stuhl beschaffen ist (Konsistenz und Aussehen),
  • seit wann der Durchfall besteht und wie häufig er ist,
  • ob auch Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen oder Fieber auftreten und
  • was vor Beginn des Durchfalls gegessen wurde.

Wichtig ist zudem,

  • ob man vor Kurzem auf Reisen war,
  • welche Medikamente eingenommen wurden oder werden,
  • ob es bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten gibt oder
  • ob eine chronische Erkrankung wie etwa ein Diabetes besteht.

Bei blutigem oder anhaltendem Durchfall kann eine Stuhl- oder Blutprobe nötig sein, um festzustellen, welche Erreger die Infektion ausgelöst haben. Das Gleiche gilt für Durchfall mit Schleimauflagerung.

Vorbeugung

Viren und Bakterien werden durch Kontakt mit dem Stuhl, Erbrochenem, mit verunreinigten Gegenständen, Wasser oder Nahrungsmitteln übertragen. Sie können durch eine Schmierinfektion zum Beispiel auf Toiletten, Türgriffe oder Kleidungsstücke gelangen. Fasst man diese an und führt die Hand dann zum Mund, ist eine indirekte Ansteckung möglich.

Bei einer akuten Durchfallerkrankung ist deshalb vor allem regelmäßiges gründliches Händewaschen mit Seife sehr wichtig, um sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Auch eine Händedesinfektion kann hilfreich sein. Falls es zu Hause ein zweites WC gibt, kann ein erkranktes Familienmitglied dieses allein benutzen.

Kleidung wird am besten bei mindestens 60 Grad gewaschen. Wichtig ist, in der Küche und bei der Zubereitung von Speisen verstärkt auf eine gute Hygiene zu achten. Wer akuten Durchfall hat, sollte wenn möglich keine Speisen für andere zubereiten. Personen, die im Lebensmittelbereich arbeiten, ist das sogar verboten.

Bei einer Reise in subtropische oder tropische Länder kann es je nach Hygienestandards nötig sein, auf rohes, ungeschältes Obst und Gemüse zu verzichten und kein Leitungswasser zu trinken. Fisch oder Fleisch sollten gut durchgebraten oder gekocht sein.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Säuglinge unter sechs Monaten gegen Rotaviren impfen zu lassen. Die Schluckimpfung soll etwa 2 bis 3 Jahre vor einer Infektion schützen.

Behandlung

Wer Durchfall hat, verliert Flüssigkeit und Elektrolyte. Deshalb ist es das Wichtigste, diesen Verlust auszugleichen. Bei akutem Durchfall reicht dafür zum Beispiel gezuckerter Tee in Kombination mit Salzgebäck. Häufig wird empfohlen, magenschonende Kost wie Reis, Bananen oder Zwieback zu essen. Manche verzichten auch auf Kaffee, Fruchtsäfte, Limonaden, Alkohol und fettige Speisen, um den Darm nicht zusätzlich zu reizen.

Akuter Durchfall bei Jugendlichen und Erwachsenen muss nicht besonders behandelt werden. Bei kleinen Kindern und alten Menschen sowie bei starkem Durchfall ist es sinnvoll, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust mit einer Rehydratationslösung aus der Apotheke oder Drogerie (auch Elektrolyt- / Glukoselösungen genannt) wieder auszugleichen. Dabei handelt es sich um Pulver zum Auflösen in Wasser. Sie enthalten Salze, Mineralstoffe und Traubenzucker. Als Ersatz – zum Beispiel auf Reisen – kann man auch folgende Zutaten in einen Liter abgepacktes oder abgekochtes Wasser geben und darin verrühren:

  • 4 Teelöffel Zucker,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • ein Glas abgepackten Orangensaft.

Gut zu wissen

Manchmal wird empfohlen, zusätzlich Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Mikroorganismen (Probiotika) zu verzehren. Studien zeigen jedoch, dass sie die Dauer des Durchfalls wahrscheinlich nicht verkürzen.

Daneben können – je nach Dauer und Schwere der Symptome – weitere Behandlungen infrage kommen:

  • Medikamente wie Loperamid oder Racecadotril beruhigen den Darm und können die Häufigkeit der Toilettengänge verringern. Beide Medikamente sollten bei Kindern nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden. Racecadotril ist für Kinder verschreibungspflichtig und wird für Kinder unter fünf Jahren nicht routinemäßig empfohlen.
  • Manchmal werden bestimmte Hefetabletten (Perenterol) empfohlen, die die Ausscheidung der Erreger beschleunigen und die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora unterstützen sollen. Auch die Einnahme von Kohletabletten, die vorher in Wasser aufgelöst werden, soll die Beschwerden lindern. Es gibt aber keine aussagekräftigen Studien, um Nutzen und Schaden dieser Behandlungsmöglichkeiten ausreichend beurteilen zu können. Schwer kranke oder Personen mit sehr geschwächtem Immunsystem sollten keine Hefetabletten einnehmen, da nicht auszuschließen ist, dass die Hefen selbst eine Infektion auslösen.
  • Antibiotika kommen nur bei einer bakteriellen Darminfektion infrage. Gegen Viren können sie nichts ausrichten.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mit unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Einige Magen-Darm-Infektionen gehören zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Das heißt, die Ärztin oder der Arzt muss das örtliche Gesundheitsamt benachrichtigen. Meldepflicht besteht beispielsweise bei nachgewiesener Infektion mit Noro- oder Rotaviren, Salmonellen oder Campylobacter.

Bei Kindern unter sechs Jahren, die eine Gemeinschaftseinrichtung (Kindertagesstätte, Kindergarten) besuchen, ist eine Magen-Darm-Infektion generell meldepflichtig. Das heißt, wenn eine Ärztin oder ein Arzt eine Infektionskrankheit feststellt, ist sie oder er verpflichtet, dies innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Damit erkrankte Kinder niemanden anstecken, dürfen sie erst wieder in die Kita oder zur Schule gehen, wenn sie zwei Tage keinen Durchfall mehr hatten.

Laut Infektionsschutzgesetz dürfen Personen in Lebensmittelberufen, bei denen der Verdacht auf eine Darminfektion besteht, die daran erkrankt sind oder die Salmonellen ausscheiden, erst dann wieder arbeiten, wenn sich in drei untersuchten Stuhlproben keine Erreger mehr nachweisen lassen. Auch danach sollten sie in den folgenden 4 bis 6 Wochen sicherheitshalber besonders streng auf Händehygiene am Arbeitsplatz achten.

Quellen

Bundesministerium der Justiz (BMJ), Bundesamt für Justiz (BfJ). Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz – IfSG). 2022.

Dalby-Payne JR, Elliott EJ. Gastroenteritis in children. BMJ Clin Evid 2011: pii: 0314.

Ejemot-Nwadiaro RI, Ehiri JE, Arikpo D et al. Hand-washing promotion for preventing diarrhoea. Cochrane Database Syst Rev 2021; (1): CD004265.

Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. Informationen für Beschäftigte und Reisende: Cholera. 2022.

Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. Merkblatt für Beschäftigte und Reisende: Durchfall (Diarrhoe). 2023.

Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. Merkblatt für Beschäftigte und Reisende: Krankheitsprävention und Hygiene im Ausland (Kurzfassung). 2023.

Gordon M, Akobeng A. Racecadotril for acute diarrhoea in children: systematic review and meta-analyses. Arch Dis Child 2016; 101(3): 234-240.

Gottlieb T, Heather CS. Diarrhoea in adults (acute). BMJ Clin Evid 2011: pii: 0901.

Guo Q, Goldenberg JZ, Humphrey C et al. Probiotics for the prevention of pediatric antibiotic-associated diarrhea. Cochrane Database Syst Rev 2019; (4): CD004827.

Liang Y, Zhang L, Zeng L et al. Racecadotril for acute diarrhoea in children. Cochrane Database Syst Rev 2019; (12): CD009359.

National Collaborating Centre for Women's and Children's Health. Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis: Diagnosis, Assessment and Management in children younger than 5 years (Clinical Guideline). 2009.

Ogilvie I, Khoury H, Goetghebeur MM et al. Burden of community-acquired and nosocomial rotavirus gastroenteritis in the pediatric population of Western Europe: a scoping review. BMC Infect Dis 2012; 12: 62.

Pfeiffer ML, DuPont HL, Ochoa TJ. The patient presenting with acute dysentery – a systematic review. J Infect 2012; 64(4): 374-386.

Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Berlin: RKI; 2021.

Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Rotaviren-Gastroenteritis. 2019.

World Health Organization (WHO). The treatment of diarrhoea. A manual for physicians and other senior health workers. Genf: WHO; 2005.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 08.02.2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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