Darmkrebs gehört zu den häufigeren Krebserkrankungen in Deutschland. Wenn von Darmkrebs gesprochen wird, ist damit meist Krebs im Dickdarm gemeint. Krebs im Dünndarm ist sehr selten.
Darmkrebs entsteht fast immer aus Wucherungen, die sich in der Schleimhaut des Dickdarms bilden, sogenannten Darmpolypen. Aber längst nicht alle Polypen entwickeln sich zu einem Krebs – und wenn, dauert es viele Jahre. Eine Möglichkeit zur Vorbeugung ist die Darmspiegelung, bei der Polypen entfernt werden können.
Wenn man an Darmkrebs erkrankt, kann sich das ganze Leben verändern. Was nach der Diagnose passiert, hängt unter anderem vom Stadium der Erkrankung ab. Im Frühstadium reicht es aus, den Tumor operativ zu entfernen. Ist der Krebs weiter fortgeschritten, kommen auch zusätzliche Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung infrage.
Für Menschen mit Darmkrebs gibt es viele Unterstützungsangebote. Sie können unter anderem helfen, die Erkrankung seelisch zu bewältigen und den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern.
Darmkrebs verursacht anfangs oft keine Beschwerden und kann dadurch zunächst unbemerkt bleiben. Manchmal äußert er sich zum Beispiel durch Schmerzen im Bauch oder veränderte Stuhlgewohnheiten. So kann sich die Häufigkeit oder übliche Tageszeit der Toilettengänge verändern, man neigt eher zu Verstopfung oder Durchfall, oder beides wechselt sich ab. Schwarzer oder sehr dunkler Stuhl kann auf Blutspuren hinweisen und ebenfalls ein Anzeichen für Darmkrebs sein. Bei fortgeschrittenem Darmkrebs können unerklärlicher Gewichtsverlust, Übelkeit und Appetitlosigkeit hinzukommen.
Diese Symptome können jedoch auch viele andere Ursachen haben. Meist steckt entweder etwas Harmloses dahinter oder die Symptome deuten auf eine andere Erkrankung hin, zum Beispiel auf vergrößerte Hämorrhoiden oder eine entzündliche Darmerkrankung.
Darmkrebs entsteht, wenn Zellen in der Darmschleimhaut entarten, sich ungehindert vermehren und in umliegendes Gewebe hineinwachsen. Meist entstehen Zellveränderungen zufällig. Normalerweise beseitigt das Abwehrsystem des Körpers bösartig veränderte Zellen. Dies gelingt aber nicht immer: Mit zunehmendem Alter häufen sich Fehler bei der Zellteilung, gleichzeitig werden die körpereigenen Reparaturmechanismen schwächer. Die meisten Krebsarten treten deshalb vor allem bei älteren Menschen auf.
Bei den meisten Menschen lässt sich kein bestimmter Auslöser für Darmkrebs finden. Ungefähr 5 von 100 Erkrankten haben aber eine erbliche Form von Darmkrebs. Dabei handelt es sich entweder um die „familiäre adenomatöse Polyposis“ oder um das „hereditäre nicht polypöse kolorektale Karzinomsyndrom“. Diese beiden Formen treten meist schon in jungen Jahren auf.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für Darmkrebs etwas. Dazu gehören vor allem:
Andere Faktoren wie die Ernährung, Diabetes oder Übergewicht haben im Vergleich dazu einen eher geringen Einfluss.
Das Risiko für Darmkrebs nimmt mit dem Alter zu: Viele Menschen, die Darmkrebs haben, sind bereits über 75 Jahre alt. Bei unter 50-Jährigen ist Darmkrebs sehr selten.
Manchmal wird Darmkrebs als typische Männerkrankheit gesehen. Dies ist ein Irrtum: Zwar tritt die Erkrankung bei Männern häufiger und oft auch in einem früheren Alter auf, Frauen können aber genauso daran erkranken.
Die folgenden Tabellen zeigen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, in einem bestimmten Alter in den folgenden zehn Jahren an Darmkrebs zu erkranken. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte – das Erkrankungsrisiko eines Menschen hängt auch von seinen persönlichen Risikofaktoren ab.
Alter | Anzahl der Männer, die in den nächsten zehn Jahren an Darmkrebs erkranken | Anzahl der Männer, die in den nächsten zehn Jahren an Darmkrebs sterben |
---|---|---|
50 | 7 von 1000 | 2 von 1000 |
55 | 13 von 1000 | 4 von 1000 |
60 | 18 von 1000 | 6 von 1000 |
65 | 24 von 1000 | 9 von 1000 |
Alter | Anzahl der Frauen, die in den nächsten zehn Jahren an Darmkrebs erkranken | Anzahl der Frauen, die in den nächsten zehn Jahren an Darmkrebs sterben |
---|---|---|
50 | 5 von 1000 | 1 von 1000 |
55 | 8 von 1000 | 2 von 1000 |
60 | 10 von 1000 | 3 von 1000 |
65 | 14 von 1000 | 5 von 1000 |
Über das gesamte Leben betrachtet, sterben schätzungsweise 32 von 1000 Männern und 26 von 1000 Frauen an Darmkrebs.
Darmkrebs entwickelt sich über viele Jahre. Eine erste, noch harmlose Stufe sind gutartige Wucherungen der Schleimhaut – sogenannte Polypen. Sie sind bei älteren Menschen weit verbreitet: Etwa ein Drittel der Erwachsenen über 55 Jahre hat zumindest einen Polypen im Darm.
Manche Darmpolypen sehen wie Warzen oder kleine Hügel aus, andere wie gestielte Pilze. Die große Mehrzahl bleibt klein und harmlos. Manche wachsen aber über Jahre weiter, und einige werden bösartig.
Wenn sich ein Polyp bösartig entwickelt, wächst er tiefer in die Darmwand ein und wird zu einem Krebs (Karzinom). Schreitet er weiter fort, können sich Krebszellen in andere Organe wie die Leber ausbreiten und dort Absiedlungen (Metastasen) bilden.
Wie die Erkrankung verläuft, hängt von vielen Faktoren ab. Wenn ein kleiner, örtlich begrenzter Darmtumor im frühen Stadium entfernt wird, sind die Aussichten (Prognose) gut: Die meisten Menschen sind nach der Operation geheilt. Wenn ein Darmkrebs schon fortgeschritten ist, sind die Chancen auf vollständige Heilung schlechter. Haben sich Metastasen gebildet, ist eine Heilung meistens nicht mehr zu erwarten. Die Behandlung zielt dann darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen und trotz Darmkrebs so lange wie möglich eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Ob ein Krebs vollständig entfernt wurde, zeigt sich in der Regel in den ersten fünf Jahren nach der Behandlung. Wie hoch das Risiko für ein erneutes Auftreten ist, hängt unter anderem davon ab, in welchem Stadium der Krebs war.
Bei einem Verdacht auf Darmkrebs wird zunächst eine Darmspiegelung gemacht. Dabei untersucht die Ärztin oder der Arzt den gesamten Dickdarm mit einem speziellen Endoskop. Es können auch Gewebeproben entnommen und im Labor auf Krebszellen untersucht werden. Normalerweise dauert es einige Tage, bis das Untersuchungsergebnis zurückkommt. Bei manchen Menschen ist es nicht möglich, den gesamten Dickdarm mit dem Endoskop zu untersuchen – zum Beispiel wegen einer Verengung oder Verklebung. In diesem Fall kann der Darm mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht werden.
Durch einen Ultraschall des Bauchraums, ein Röntgenbild des Rumpfes und ein Abtasten des Mastdarms untersucht die Ärztin oder der Arzt, ob sich ein Krebs bereits ausgebreitet hat. Bei einem Verdacht auf Metastasen können weitere Untersuchungen Aufschluss geben, wie ein CT des Bauchraums oder des Brustkorbs.
Vor einer Behandlung wird außerdem Blut entnommen, um es auf einen Tumormarker zu untersuchen: das carcinoembryonale Antigen (CEA). Dieser Bluttest kann hilfreich sein, um den Erfolg einer Behandlung einzuschätzen.
Wenn ein Darmkrebs nach einer Behandlung erneut auftritt, wird manchmal eine Positronen-Emissions-Tomografie gemacht.
Darmkrebs lässt sich früh erkennen und sogar wirksam vorbeugen. Aus diesem Grund bietet die gesetzliche Krankenversicherung allen Versicherten die Möglichkeit, an der Darmkrebs-Früherkennung teilzunehmen.
Die Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs richten sich an Menschen im Alter von 50 bis 75 Jahren ohne besonderes Darmkrebsrisiko. Menschen mit erhöhtem Risiko – zum Beispiel mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen – werden häufigere Untersuchungen empfohlen.
In Deutschland bieten die Krankenkassen zwei Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs an:
Eine dritte Variante der Früherkennung ist die kleine Darmspiegelung (Sigmoidoskopie). Diese Untersuchung wird in Deutschland im Rahmen der Früherkennung jedoch nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Grundsätzlich gilt: Wer Beschwerden hat, kann die Ursache immer kostenlos abklären lassen – gleichgültig, ob und wann zuletzt eine Früherkennungsuntersuchung wahrgenommen wurde.
Zur allgemeinen Vorbeugung von Darmkrebs gibt es viele Empfehlungen: Dazu gehören ausreichend Bewegung sowie eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen, wenig rotem oder verarbeitetem Fleisch und wenig Alkohol. Bislang gibt es aber keine eindeutigen Belege dafür, dass dies vor Darmkrebs schützen kann.
In Studien wurde auch getestet, ob die längerfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie ASS Darmkrebs vorbeugen kann. Dies wird derzeit nicht empfohlen, weil unsicher ist, ob sie tatsächlich schützen, und weil sie Nebenwirkungen haben können.
Durch eine Operation wird Darmkrebs nach Möglichkeit vollständig entfernt. Bei Tumoren im frühen Stadium ist unter Umständen gar keine weitere Therapie nötig. Wenn der Krebs weiter fortgeschritten ist, kommen weitere Behandlungen wie eine Bestrahlung oder Chemotherapie infrage.
Wer Darmkrebs hatte, wird oft auch nach einer erfolgreichen Behandlung eine Phase der Unsicherheit durchmachen, weil man erst nach einigen Jahren sicher sein kann, dass man wirklich dauerhaft geheilt ist.
Nach der Behandlung fühlen sich viele Menschen noch für eine Weile geschwächt und können im Alltag nicht mehr so aktiv sein wie vorher. Es braucht seine Zeit, bis es gelingt, die Diagnose, die Therapie und ihre Folgen zu verarbeiten.
Wenn der Mastdarm von Krebs betroffen ist und operiert werden muss, gelingt es nicht immer, den Schließmuskel zu erhalten. Dann ist ein künstlicher Darmausgang (Stoma) erforderlich. Es kann länger dauern, sich daran zu gewöhnen, da man den Stuhlgang nur noch eingeschränkt kontrollieren kann und den Umgang mit dem künstlichen Darmausgang erst einmal erlernen muss. Gerade am Anfang schämen sich viele Menschen und ziehen sich zurück.
Obwohl eine Darmkrebs-Erkrankung einen großen Einschnitt im Leben bedeutet, gelingt es mit der Zeit oft, damit umzugehen und trotzdem ein erfülltes Leben zu führen.
Weitere Informationen über Darmkrebs und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten finden sich beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums und den Patientenratgebern der medizinischen Leitlinie zur Behandlung von Darmkrebs. Dort gibt es auch Informationen zu Unterstützungsangeboten wie Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
Wir informieren auch darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
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Jellema P, van der Windt DA, Bruinvels DJ et al. Value of symptoms and additional diagnostic tests for colorectal cancer in primary care: systematic review and meta-analysis. BMJ 2010; 340: c1269.
IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.
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Aktualisiert am 14.07.2021
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