Eine Infektion mit Chlamydien (genauer: mit der Art „Chlamydia trachomatis“) zählt neben der Gonorrhoe zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die Erreger befallen vor allem die Schleimhäute am Gebärmutterhals, in der Harnröhre oder im After. Es kann zu eitrigem oder wässrigem Ausfluss sowie zu Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen kommen. Oft bleibt die Infektion aber ohne Beschwerden. Ohne es zu merken, kann man dann Sexpartnerinnen und -partner anstecken.
Wird die Infektion nicht behandelt, kann sie zu Entzündungen und Verwachsungen der inneren Geschlechtsorgane führen. Vor allem für Frauen kann das auch lange nach der Ansteckung ernste Folgen haben: Eine unbehandelte Chlamydien-Infektion ist einer der häufigsten Gründe für Unfruchtbarkeit bei Frauen.
Es ist deshalb sinnvoll, bei Verdacht auf eine Chlamydien-Infektion sowie bei einem erhöhten Ansteckungsrisiko einen Test machen zu lassen. Wird eine Infektion festgestellt, lässt sie sich gut mit Antibiotika behandeln.
Es gibt auch Chlamydien-Arten, die nicht sexuell übertragbar sind und andere, in Deutschland eher seltene Erkrankungen hervorrufen – etwa der Augen oder Atemwege. Um sie geht es in dieser Gesundheitsinformation nicht.
Wenn sich die Chlamydien in der Schleimhaut des Gebärmutterhalses einnisten, kann es zu wässrig-schleimigem oder eitrigem Ausfluss kommen. Befallen die Bakterien die Harnröhre, sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie häufiger Harndrang möglich. Ist der Enddarm befallen, kann es zu Juckreiz und Ausschlag um den After sowie Blut und Schleim am Kot kommen.
Viele infizierte Personen haben aber keine Symptome: Etwa 80 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer bleiben beschwerdefrei. Wenn man sich über Oralverkehr angesteckt hat und Erreger in den Mund oder Rachen gelangt sind, verläuft die Infektion fast immer symptomlos. Nur selten kommt es zu Halsschmerzen.
Selten gelangen die Chlamydien in die Augen – etwa wenn man beim Sex erst eine infizierte Körperstelle berührt und sich danach ins Auge fasst. Dann kann sich eine Bindehautentzündung mit geröteten, juckenden oder brennenden Augen entwickeln.
Chlamydien sind Bakterien. Sie dringen in Zellen ein, vermehren sich dort und infizieren dann benachbarte Zellen. Chlamydien, die sexuell übertragbare Infektionen auslösen, sind vor allem in Schleimhautzellen des Genitalbereichs zu finden. Sie nisten sich meist in der Harnröhre und am Gebärmutterhals ein, können aber auch den Enddarm, den Mund-Rachen-Raum oder die Bindehaut des Auges befallen.
Beim Sex mit einer infizierten Person kann man sich anstecken. Das Risiko ist erhöht, wenn man Sex mit häufig wechselnden Partnerinnen oder Partnern hat und dabei auf Kondome verzichtet.
Chlamydien werden in erster Linie über den direkten Kontakt beim Sex übertragen, aber auch über Sexspielzeuge. Eine Ansteckung zum Beispiel über Oberflächen wie Saunabänke oder über gemeinsam benutzte Handtücher ist sehr unwahrscheinlich.
Es ist auch möglich, die Infektion bei sich selbst über die Hände auf andere Körperstellen – etwa in die Augen – zu übertragen.
Auch bei der Geburt ist eine Übertragung möglich: Vom Genitalbereich einer erkrankten Frau können die Erreger auf das Neugeborene gelangen.
Infektionen mit Chlamydien zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Fachleute gehen davon aus, dass weltweit etwa 100 Millionen Menschen daran pro Jahr erkranken. Genaue Zahlen für Deutschland gibt es nicht.
Bei Frauen wird eine Chlamydien-Infektion etwas häufiger festgestellt als bei Männern. Zu den meisten Infektionen kommt es bei Frauen zwischen 15 und 25 Jahren, bei Männern bis 35 Jahren.
Manche anderen Chlamydien-Unterarten können ebenfalls eine Geschlechtskrankheit auslösen – das sogenannte Lymphogranuloma venereum. Sie sind in Deutschland insgesamt selten und kommen eher in tropischen Ländern vor.
Wenn es überhaupt zu Symptomen kommt, beginnen diese meist 1 bis 3 Wochen nach der Ansteckung.
Bleibt die Infektion unbemerkt und unbehandelt, kann sie lange bestehen bleiben. In dieser Zeit kann man Sexpartnerinnen und -partner anstecken. Außerdem ist es möglich, dass sich die Chlamydien im Körper ausbreiten und Komplikationen verursachen.
Auch wenn eine Chlamydien-Infektion erfolgreich behandelt wurde, kann man sich später erneut anstecken – eine durchgemachte Infektion führt nicht zu einer Immunität.
Normalerweise breitet sich eine Chlamydien-Infektion nicht weiter aus. Es kann aber zu einer „aufsteigenden Infektion“ kommen. Das bedeutet, dass sich die Erreger von der zuerst infizierten Schleimhaut aus entlang des Genitaltrakts verbreiten.
Vom Penis ausgehend kann es zu Entzündungen der Prostata, der Samenbläschen, Samenleiter und Nebenhoden kommen.
Vom Gebärmutterhals aus können die Bakterien die Gebärmutterschleimhaut, Eileiter und Eierstöcke infizieren und eine Entzündung verursachen. Manchmal breitet diese sich auf das gesamte Becken einer Frau oder den Bauchraum um die Leber herum aus.
Solche Entzündungen können zum Beispiel zu Blutungen und Verwachsungen an Gebärmutter und Eierstöcken führen – mit der Folge, dass eine Frau keine Kinder mehr bekommen kann oder es zu einer Eileiterschwangerschaft, einer Fehl- oder Frühgeburt kommt.
Selten kommt es auch zu Gelenkentzündungen.
Wenn Beschwerden wie ungewöhnlicher Ausfluss und Probleme beim Wasserlassen auftreten und man sich beim Sex angesteckt haben könnte, sind Tests auf sexuell übertragbare Infektionen sinnvoll – darunter auch ein Test auf Chlamydien. Außerdem wird Personen mit einem erhöhten Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten empfohlen, sich regelmäßig auch ohne solche Beschwerden testen zu lassen.
Für den Test ist in der Regel eine Urinprobe nötig – dabei ist es wichtig, direkt die erste Portion beim Wasserlassen aufzufangen (sogenannter Erststrahlurin). Es ist auch möglich, die Chlamydien per Abstrich nachzuweisen. Der Abstrich kann von Gebärmutterhals, Scheide, Harnröhre, Enddarm, Rachen oder Bindehaut entnommen werden. Im Labor werden die Urinprobe oder der Abstrich dann auf Chlamydien untersucht.
Man kann einen Chlamydien-Test in der Haus- oder Facharztpraxis – etwa für Dermatologie, Urologie oder Gynäkologie – machen lassen. Aber auch Gesundheitsämter oder Checkpoints der Aidshilfen vor Ort bieten die Untersuchung an – zum Teil auch anonym. Es gibt außerdem die Möglichkeit, sich telefonisch beraten und die Testmaterialien nach Hause schicken zu lassen. Dann nimmt man die Abstriche oder Urinproben selbst vor, schickt die Proben zur Auswertung in ein Labor und erhält das Ergebnis per SMS oder Telefon.
Kondome, Femidome (Kondome für die Frau) und Lecktücher (Dental Dams) verringern das Risiko, sich mit Chlamydien anzustecken. Sie können eine Ansteckung aber nicht immer verhindern. Wenn Symptome auf eine Chlamydien-Infektion hindeuten, ist ein zügiger Test sinnvoll. So kann sie rasch erkannt und behandelt werden – das verhindert die Weitergabe der Erreger und beugt Folgen der Erkrankung vor.
Gesetzlich versicherte Frauen bis 25 Jahre können sich jährlich kostenlos auf Chlamydien testen lassen.
Auch in der Schwangerschaft ist der Test auf Chlamydien kostenlos. Er wird in der ersten Vorsorgeuntersuchung angeboten. Werden Chlamydien festgestellt, wird eine Behandlung mit Antibiotika empfohlen. Dann ist das Kind vor einer Übertragung bei der Geburt geschützt.
Regelmäßige Tests sind auch sinnvoll, wenn man aus anderen Gründen ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen hat – zum Beispiel wenn man ungeschützten Sex mit häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern hat. In der Regel zahlt man den Test dann selbst.
Eine Chlamydien-Infektion lässt sich gut behandeln: Dazu nimmt man in der Regel eine Woche lang das Antibiotikum Doxycyclin als Tabletten ein. Alternativ – etwa in der Schwangerschaft – kommen andere Antibiotika infrage. Je nach Wirkstoff und Dosierung ist die Therapie dann länger oder kürzer – manchmal nur einen Tag. Wenn Komplikationen aufgetreten sind, ist meist eine längere Behandlung mit mehreren Wirkstoffen nötig.
Bis zum Ende der Behandlung ist es wichtig, auf Sex zu verzichten – bei eintägiger Therapie auch in der Woche danach. Fachleute empfehlen, dass sich Personen, mit denen man in den letzten sechs Monaten Sex hatte, ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen.
Meist macht man 6 bis 8 Wochen nach Behandlungsbeginn bei der Ärztin oder dem Arzt einen erneuten Chlamydien-Test. Damit wird überprüft, ob die Bakterien vollständig abgetötet wurden. Solche Kontrolluntersuchungen sind besonders sinnvoll für Schwangere sowie Menschen, bei denen die Beschwerden trotz Therapie anhalten.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert auf der Webseite www.liebesleben.de über sexuell übertragbare Erkrankungen wie eine Chlamydien-Infektion und gibt unter anderem praktische Tipps zur Vorbeugung. Dort gibt es auch eine Online- und Telefonberatung.
Auch die Deutsche Aidshilfe bietet Informationen zum Thema und Möglichkeiten, sich telefonisch oder online beraten zu lassen.
Außerdem hilft ein Online-Service der Aidshilfe, die nächstgelegene Einrichtung zu finden, bei der man sich auf Chlamydien oder andere sexuell übertragbare Erkrankungen testen lassen kann.
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Erstellt am 31.05.2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2026
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