Viele Menschen haben einen erhöhten Blutdruck (Hypertonie). Normalerweise spürt man ihn nicht. Er lässt sich nur feststellen, indem man den Blutdruck misst.
Bleibt der Blutdruck über lange Zeit erhöht, belastet er die Gefäße. Das kann zu Herzinfarkten und Schlaganfällen beitragen und Herz und Nieren schädigen. Dabei gilt: Je höher der Blutdruck, desto größer das Erkrankungsrisiko.
Um den Blutdruck zu senken, genügt manchmal eine Änderung des Lebensstils. Es kommen aber auch blutdrucksenkende Medikamente infrage.
Ein erhöhter Blutdruck ist meistens nicht zu spüren. Nur wenn er extrem hoch ist, löst er manchmal Symptome wie Schwindel und Sehstörungen aus. Das kann ein Notfall sein.
Ein über Jahre bestehender Bluthochdruck kann aber andere Erkrankungen nach sich ziehen, die Beschwerden auslösen können. Eine Herzschwäche kann zum Beispiel zu Kurzatmigkeit und Wassereinlagerungen in den Beinen führen. Herzrhythmusstörungen können Herzklopfen auslösen. Eine koronare Herzkrankheit („Verkalkung“ der Herzkranzgefäße) kann sich bei körperlicher Anstrengung – zum Beispiel beim Treppensteigen – mit Brustschmerzen bemerkbar machen.
Das Herz versorgt die Organe und Gewebe im Körper mit Blut: Mit jedem Herzschlag zieht sich der Herzmuskel zusammen und pumpt Blut in den Kreislauf. Dabei übt das Blut Druck auf die Gefäßwände aus – das nennt man den Blutdruck.
Der Körper reguliert den Blutdruck nach Bedarf. Wenn man entspannt ist oder schläft, ist der Blutdruck normalerweise am niedrigsten. Er steigt, wenn die Muskeln bei körperlicher Anstrengung mehr Blut benötigen. Auch Stress oder Angst können den Blutdruck erhöhen. Bei den meisten Menschen nimmt er außerdem mit steigendem Alter etwas zu.
Wechselnde Blutdruckwerte sind also ganz normal und gehören zu einem aktiven Leben dazu. Bei vielen Menschen ist der Blutdruck aber dauerhaft zu hoch. Oft lässt sich dafür keine bestimmte Ursache finden. Fachleute sprechen dann von einem „essenziellen“ oder „primären“ Bluthochdruck.
Bei etwa 5 von 100 Menschen mit zu hohem Blutdruck lässt sich eine Ursache feststellen. Das kann zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine verengte Nierenarterie sein. Man spricht dann von „sekundärem“ Bluthochdruck.
Manchmal erhöhen auch Medikamente den Blutdruck etwas. Dazu gehören zum Beispiel
Wie hoch der Blutdruck ist, hat viel mit dem Lebensstil zu tun. Die wichtigsten Risikofaktoren für Bluthochdruck sind:
Es gibt aber auch schlanke, sportliche und ernährungsbewusste Menschen, die Bluthochdruck haben – zum Beispiel aufgrund einer familiären Veranlagung.
Auch Umweltfaktoren wie eine erhöhte Luftverschmutzung durch Straßenverkehr können den Blutdruck erhöhen.
Etwa 50 % der Männer und etwa 40 % der Frauen in Deutschland haben einen erhöhten Blutdruck. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Etwa 15 % der Erwachsenen mit Bluthochdruck wissen nicht, dass sie erhöhte Werte haben.
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann verschiedene Organe schädigen. Unter anderem führt ein ständig erhöhter Druck in den Arterien dazu, dass diese steifer werden. Das Herz muss dann dauerhaft mehr arbeiten, um ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen.
Mögliche Folgeerkrankungen eines Bluthochdrucks sind:
Bluthochdruck ist aber nur einer von mehreren Risikofaktoren für solche Folgeerkrankungen. Andere sind eine familiäre Veranlagung, ungünstige Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht und Rauchen. Zudem steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter an.
Betrachtet man alle Faktoren zusammen, lässt sich statistisch abschätzen, wie wahrscheinlich Folgeerkrankungen eines Bluthochdrucks in der persönlichen Situation sind. Dabei können Risikorechner helfen, die in der Hausarztpraxis eingesetzt werden.
Das Risiko für Folgeerkrankungen lässt sich durch einen gesünderen Lebensstil und blutdrucksenkende Medikamente verringern.
Der Blutdruck lässt mit verschiedenen Geräten in der Arztpraxis oder zu Hause messen. Er unterliegt natürlichen Schwankungen. Deshalb verlässt man sich nicht auf eine einzelne Messung, sondern bestimmt den Blutdruck mehrmals hintereinander.
Ob in der Arztpraxis oder zu Hause: Um aussagekräftige Werte zu bekommen, ist eine sorgfältige und mehrfache Blutdruckmessung wichtig.
Der Blutdruck wird in der Einheit „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg) gemessen. Man unterscheidet dabei zwei Werte, die stets zusammen angegeben werden, zum Beispiel 128 zu 85. Der erste Wert gibt den Druck in den Gefäßen an, wenn sich das Herz zusammenzieht (systolischer Blutdruck). Der zweite misst den Gefäßdruck, wenn der Herzmuskel erschlafft (diastolischer Blutdruck).
Ein normaler Blutdruck liegt bei Erwachsenen unter 140 zu 90. Die Diagnose Bluthochdruck wird gestellt, wenn
Wenn in der Arztpraxis ein erhöhter Blutdruck festgestellt wird, schließen sich weitere Messungen an, um die Diagnose zu bestätigen. In der Regel wird eine Langzeitmessung über 24 Stunden empfohlen, weil sie am aussagekräftigsten ist. Dazu trägt man eine Blutdruckmanschette, die mit einem mobilen Messgerät verbunden ist. Alternativ kann man selbst zu Hause mehrfach den Blutdruck messen – oder er wird nach vier Wochen erneut in der Arztpraxis bestimmt.
Um mögliche Folge- oder Begleiterkrankungen eines Bluthochdrucks zu erkennen, fragt die Ärztin oder der Arzt außerdem zum Beispiel nach
Durch eine Blut- und Urinuntersuchung kann unter anderem die Nierenfunktion überprüft werden. Ein EKG kann Hinweise auf Herzrhythmusstörungen geben.
Welche Untersuchungen sinnvoll sind, ist individuell und hängt vom Alter und den persönlichen Risikofaktoren ab.
Wer einen erhöhten Blutdruck hat, kann selbst einiges tun, um ihn zu senken. Manche Menschen bekommen ihren Blutdruck in den Griff, indem sie
Zusätzlich oder alternativ dazu kann der Blutdruck auch mit Medikamenten gesenkt werden. Dies kommt infrage, wenn man seinen Lebensstil nicht umstellen kann oder möchte – oder wenn dies nicht ausreichend hilft.
Was man gegen Bluthochdruck tun möchte, ist eine persönliche Entscheidung. Ein leicht erhöhter Blutdruck lässt sich oft schon mit einer Änderung des Lebensstils auf normale Werte senken. Bei stark erhöhtem Blutdruck sind dafür oft Medikamente nötig. Die Medikamente haben jedoch auch Nebenwirkungen – und ihr Nutzen ist nicht für alle gleich, sondern hängt von dem persönlichen Risiko für Folgeerkrankungen ab.
Vor der Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Behandlung ist es sinnvoll, sich gut über die Vor- und Nachteile zu informieren. Diese Entscheidungshilfe unterstützt dabei.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit einer Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie. AWMF-Registernr.: nvl-009. 2023.
Schikowski T, Wigmann C, Fuks KB et al. Blutdruckmessung in der NAKO – methodische Unterschiede, Blutdruckverteilung und Bekanntheit der Hypertonie im Vergleich zu anderen bevölkerungsbezogenen Studien in Deutschland [Blood pressure measurement in the NAKO German National Cohort (GNC) – differences in methods, distribution of blood pressure values, and awareness of hypertension compared to other population-based studies in Germany]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2020; 63(4): 452-464.
Young MT, Jansen K, Cosselman KE et al. Blood Pressure Effect of Traffic-Related Air Pollution: A Crossover Trial of In-Vehicle Filtration. Ann Intern Med 2023; 176(12): 1586-1594.
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Aktualisiert am 22.05.2024
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