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Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Eine Blinddarmentzündung macht sich unter anderem durch Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber bemerkbar. Wenn sich ein Eiterherd (Abszess) bildet oder die Entzündung auf die Bauchhöhle übergreift, kann das ernste Komplikationen wie Kreislaufstörungen und eine Blutvergiftung verursachen. Daher wird ein entzündeter Wurmfortsatz meistens so schnell wie möglich operativ entfernt. Das geschieht in der Regel minimalinvasiv – also durch kleine Hautschnitte. Manchmal reicht auch eine Behandlung mit Antibiotika aus.

Bei einer Blinddarmentzündung ist nicht der Blinddarm selbst entzündet, sondern sein sogenannter Wurmfortsatz. Der Wurmfortsatz ist ein innen mit Schleimhaut ausgekleideter Schlauch. Er hängt wie ein Regenwurm am Blinddarmende. Der Fachbegriff für dieses „Anhängsel“ lautet Appendix vermiformis. Deshalb wird eine Blinddarmentzündung von Fachleuten als Appendizitis bezeichnet.

Auf einen Blick

  • Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist der Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet.
  • Häufige Symptome sind Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
  • Wenn sich die Entzündung im Bauch ausbreitet, kann sie lebensbedrohlich werden.
  • Meist wird der entzündete Wurmfortsatz daher möglichst rasch operativ entfernt.
  • Manchmal kann eine Behandlung mit Antibiotika ausreichen.

Grafik: Der Wurmfortsatz hängt am Blinddarmende

Der Wurmfortsatz hängt am Blinddarmende

Symptome

Häufige Beschwerden bei einer Blinddarmentzündung sind:

  • Bauchschmerzen – vor allem im rechten Unterbauch, zu Beginn aber auch häufig im Oberbauch oder um den Nabel herum
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Verstopfung, seltener auch Durchfall
  • Fieber

Eine Blinddarmentzündung kann sich aber auch anders äußern: Schwangere haben zum Beispiel oft Schmerzen im Oberbauch. Bei Kindern und älteren Menschen können die Beschwerden mild sein.

Manchmal treten auch untypische Bauchschmerzen oder Beschwerden beim Wasserlassen auf. Daher ist eine Blinddarmentzündung nicht immer einfach zu erkennen.

Ursachen und Risikofaktoren

Eine eindeutige Ursache für eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nicht bekannt. Fachleute gehen davon aus, dass es eine Entzündung fördern kann, wenn der Wurmfortsatz abknickt oder wenn verhärteter Kot (sogenannte Kotsteine) oder Parasiten (Würmer) in ihn geraten.

Möglicherweise entzündet sich der Wurmfortsatz auch, weil sich hier viele Immunzellen befinden und das Gewebe bei einer allgemeinen Abwehrreaktion mitanschwillt. Auch die Darmflora könnte eine Rolle spielen: Der Wurmfortsatz enthält viele dieser für die Verdauung hilfreichen Bakterien.

Häufigkeit

Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) zählt zu den häufigsten akuten Erkrankungen des Bauchraums, bei denen eine Behandlung nötig ist.

Bei etwa 7 % der Mädchen und Frauen und knapp 9 % der Jungen und Männer entzündet sich im Laufe ihres Lebens der Wurmfortsatz. Dazu kommt es vor allem im Kindes- und Jugendalter. Insgesamt erkrankt etwa 1 von 1000 Personen pro Jahr an einer Appendizitis. In Deutschland werden jährlich über 135.000 Blinddarm-Operationen durchgeführt.

Verlauf

Eine Blinddarmentzündung tritt meist plötzlich auf und macht sich mit Schmerzen, Übelkeit oder Fieber bemerkbar. Oft beginnen die Schmerzen im Oberbauch, nehmen im Laufe einiger Stunden zu und wandern in den rechten Unterbauch.

Fachleute unterscheiden einen unkomplizierten von einem komplizierten Verlauf:

  • Bei der unkomplizierten Appendizitis ist der Wurmfortsatz lediglich entzündet. Man geht mittlerweile davon aus, dass diese Form auch von selbst abklingen kann. In der Regel wird der Wurmfortsatz aber operativ entfernt, um ein Voranschreiten der Entzündung und einen komplizierten Verlauf zu verhindern.
  • Etwa 2 bis 3 von 10 Blinddarmentzündungen verlaufen kompliziert. Dann bildet sich Eiter, der sich zum Beispiel in einer Eiterhöhle (Abszess) sammelt. Die eitrige Entzündung kann sich auf benachbartes Gewebe ausdehnen und den Wurmfortsatz zerstören. Bei einem sogenannten Durchbruch (Perforation) gelangen Eiter, Wundflüssigkeit und Bakterien in die Bauchhöhle. Eine rasche Behandlung ist nötig, um mögliche lebensbedrohliche Folgen zu verhindern.

Kinder und ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen komplizierten Verlauf.

Sehr selten kann sich der Wurmfortsatz auch chronisch entzünden und immer wieder oder über längere Zeit Beschwerden machen. Möglicherweise steckt dahinter auch eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie etwa Morbus Crohn.

Folgen

Wenn eine Blinddarmentzündung in den Bauchraum durchbricht, können die Bauchschmerzen für eine kurze Zeit sogar nachlassen, werden dann aber wieder stärker. Sobald sich die Entzündung im Bauchraum ausdehnt, können folgende Symptome hinzukommen:

  • harte Bauchdecke
  • wegen der Schmerzen gekrümmte Schonhaltung mit angezogenen Beinen
  • Blässe
  • erhöhter Puls
  • kalter Schweiß
  • Benommenheit bis Ohnmacht

Wird eine komplizierte Appendizitis nicht rasch behandelt, steigt das Risiko für lebensbedrohliche Kreislaufstörungen und eine Sepsis (Blutvergiftung).

Nach einer Blinddarmentzündung können Verwachsungen im Bauchraum zurückbleiben. Das kann Bauchschmerzen verursachen oder die Darmfunktion stören.

Diagnose

Oft ist es schwierig, eine Blinddarmentzündung zu erkennen, weil die Symptome so unterschiedlich sein können. Deshalb ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll, wenn über einige Stunden lang Bauchschmerzen bestehen.

Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach, wo genau der Bauch wehtut und ob weitere Beschwerden wie Fieber, Verstopfung oder Erbrechen vorliegen. Außerdem tastet sie oder er den Bauch ab. Wenn bestimmte Stellen des Bauchs bei Druck besonders schmerzen, erhärtet das den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung – oder darauf, dass das Bauchfell, das die Bauchhöhle von innen auskleidet, gereizt oder entzündet ist.

Die Befragung und körperliche Untersuchung reichen aber für eine sichere Diagnose meist nicht aus. Deshalb folgen oft weitere Untersuchungen, vor allem eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums. Das Ultraschallbild zeigt, ob der Wurmfortsatz angeschwollen ist, sich Eiter gebildet oder Flüssigkeit angesammelt hat. Um solche Komplikationen genauer zu erkennen, schließt sich manchmal auch eine Computer- oder Kernspin-Tomografie an. Außerdem wird Blut abgenommen und im Labor auf Entzündungswerte überprüft.

Auch wenn die Diagnose gestellt ist, werden die Beschwerden regelmäßig geprüft und einige der Untersuchungen wiederholt, zum Beispiel bei Kindern – vor allem, wenn sie noch so klein sind, dass sie ihre Beschwerden nicht beschreiben können.

Behandlung

Meistens wird der entzündete Wurmfortsatz innerhalb von 24 Stunden, nachdem die Erkrankung festgestellt wurde, durch einen minimalinvasiven Eingriff (Laparaskopie) entfernt. Dabei werden die nötigen Instrumente und eine Kamera über dünne Röhrchen in den Bauchraum eingeführt und bedient. Auch das entzündete Gewebe lässt sich darüber entfernen. Manchmal wird bei einer Blinddarmentzündung offen operiert – beispielsweise, wenn sich die Entzündung bereits ausbreitet. Dazu ist dann ein größerer Schnitt in der Bauchdecke nötig.

Etwa 30 Minuten vor der Operation erhält man üblicherweise eine Spritze mit Antibiotika, um eine Wundinfektion zu vermeiden. In den Tagen nach der Operation nimmt man meist nur bei einer komplizierten Blinddarmentzündung noch Antibiotika ein.

Manchmal kann auf die Operation verzichtet werden. Bei einer unkomplizierten Blinddarmentzündung ist unter Umständen die Behandlung nur mit Antibiotika eine Alternative. Auch dadurch klingt die Entzündung meist ohne Komplikationen ab. Allerdings ist das Risiko erhöht, dass sich der Wurmfortsatz erneut entzündet und doch eine Operation erforderlich ist.

Sind bereits Eiterherde entstanden, kann manchmal trotzdem mit Antibiotika behandelt und auf eine Operation zunächst verzichtet werden. Dann wird zusätzlich ein dünner Schlauch (Drainage) in den Bauchraum gelegt, durch den der Eiter abfließt. Meist wird bei einer komplizierten Blinddarmentzündung aber ein rascher operativer Eingriff empfohlen.

Leben und Alltag

Wie lange man nach der Behandlung im Krankenhaus bleiben muss, lässt sich nicht genau vorhersagen. Man kann etwa 2 bis 3 Tage einplanen. Manche Menschen liegen aber bis zu einer Woche im Krankenhaus, bei Komplikationen oder schweren Grunderkrankungen auch länger.

Ab wann es wieder möglich ist, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen und seine Alltagsaktivitäten aufzunehmen, ist ebenfalls unterschiedlich. Für manche ist dies bereits nach einer knappen Woche wieder möglich. Wer aber zum Beispiel einen körperlich belastenden Beruf hat, braucht unter Umständen einen guten Monat, um wieder voll einsatzfähig zu sein.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

Quellen

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IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

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Aktualisiert am 31.01.2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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