Bei einer Bindehautentzündung entzündet sich die Bindehaut des Auges. Diese Schleimhaut überzieht und schützt den sichtbaren Teil des weißen Augapfels und die Innenseite der Augenlider. Wenn sich die Bindehaut (Konjunktiva) entzündet, ist das Auge gerötet.
Bindehautentzündungen werden oft durch Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien verursacht (infektiöse Konjunktivitis). Häufig ist aber auch eine Allergie die Ursache. Dann sprechen Fachleute von einer allergischen Konjunktivitis.
Oft sind beide Augen betroffen, da sich die Infektion leicht von einem Auge zum anderen ausbreitet. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, ein erkranktes Auge möglichst nicht zu berühren. Wenn es doch passiert, sollte man sich rasch die Hände waschen. Sinnvoll ist auch, Handtücher und Waschlappen nicht mit anderen zu teilen, damit sich die Krankheitserreger nicht darüber übertragen.
Seitliche Ansicht des Auges mit Bindehaut (rot)
Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung sind die Augen rot und tränen. Die Bindehaut sondert eine weißlich-gelbe Flüssigkeit ab, die die Lider verklebt. Dies macht sich besonders morgens nach dem Aufstehen bemerkbar. Zudem kann die Bindehaut wund werden und schmerzen, wenn sich der Augapfel bewegt. Die Augen können brennen und manchmal auch jucken.
Bei einer viralen Bindehautentzündung sind die Beschwerden ähnlich, die Augen sondern aber eher eine wässrige Flüssigkeit ab. Das Gleiche gilt, wenn ein oder beide Augen zum Beispiel durch starkes Reiben oder eine reizende Flüssigkeit entzündet sind.
Bei einer allergischen Entzündung der Bindehaut sind immer beide Augen gerötet. Auch hier tränen die Augen. Ein typischer Hinweis auf eine Allergie ist Juckreiz. Die Bindehautentzündung wird dann häufig von anderen allergischen Beschwerden wie Schnupfen begleitet.
Selten treten weitere Symptome auf, wie eine Verschlechterung der Sehkraft, eine erhöhte Lichtempfindlichkeit oder das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben („Sandkorn-Gefühl“). Sie können manchmal auf ernstere Probleme hinweisen – vor allem, wenn es zusätzlich zu starken Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen kommt. Dann ist es wichtig, schnell ärztlichen Rat einzuholen.
Entzündete Bindehaut
Oft geht eine Bindehautentzündung auf eine Infektion mit Viren oder Bakterien zurück. Sowohl virale als auch bakterielle Bindehautentzündungen sind ansteckend. Die Erreger werden meist durch eine Schmierinfektion weitergegeben, auch von einem Auge zum anderen – zum Beispiel, wenn man mit den Fingern die Augen berührt. Eine Übertragung durch Kontakt der Augen mit Gegenständen wie Augentropfenfläschchen, Taschentüchern, Waschlappen oder Ferngläsern ist aber ebenfalls möglich.
Eine andere häufige Ursache für eine Bindehautentzündung ist eine allergische Reaktion – zum Beispiel auf Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben. Bindehautentzündungen können außerdem durch Staub und Schmutz, trockene Luft, reizende Flüssigkeiten oder durch eine Verletzung der Bindehaut hervorgerufen werden. Auch wenn das Auge nicht ausreichend von Tränenflüssigkeit benetzt wird, kann sich die Bindehaut entzünden. Bindehautentzündungen durch Allergien und äußere Reize sind nicht ansteckend.
Eine bakterielle Bindehautentzündung verläuft meist problemlos und heilt ohne Behandlung bei mehr als der Hälfte der Betroffenen innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab. Auch eine virale Bindehautentzündung verschwindet oft nach wenigen Wochen wieder von selbst.
Bindehautentzündungen können auch chronisch werden. Von einer chronischen Entzündung spricht man, wenn sie länger als vier Wochen dauert.
Selten kann die Entzündung von der Bindehaut auf die Hornhaut des Auges übergreifen. Dies kann vor allem passieren, wenn man Kontaktlinsen trägt. Das Risiko für eine Hornhautentzündung (Keratitis) ist allerdings sehr klein: Nur etwa 3 von 10.000 Menschen, die Kontaktlinsen tragen, bekommen nach einer Bindehautentzündung eine Hornhautentzündung.
Bei Verdacht auf eine Bindehautentzündung fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach Beschwerden wie Jucken, Fremdkörpergefühl oder verklebten Augenlidern und danach, wann die Beschwerden begonnen haben. Anschließend untersucht sie oder er die Augen und die Lider auf Verletzungen oder äußere Reizungen.
Allein aufgrund der Beschwerden lässt sich meist nicht sagen, ob es sich um eine bakterielle oder virale Bindehautentzündung handelt. Nur selten wird ein Abstrich des Augensekrets genommen, um den Erreger zu bestimmen. Das ist zum Beispiel sinnvoll, wenn aufgrund weiterer Symptome der Verdacht auf eine andere Krankheit besteht. Brennen beim Wasserlassen kann etwa auf eine sexuell übertragbare Infektion wie Gonorrhoe (Tripper) hindeuten, deren Erreger man sich unbewusst in die Augen gewischt hat.
In der Regel heilt eine Bindehautentzündung auch ohne Behandlung ab. Während man abwartet, kann man versuchen, die Augen zu schonen – zum Beispiel, indem man lange Bildschirmarbeit vermeidet. Außerdem ist Hygiene wichtig, etwa regelmäßiges Händewaschen: So sollen das möglicherweise noch nicht entzündete andere Auge sowie andere Personen vor einer Ansteckung geschützt werden.
Um die Symptome zu lindern, verwenden manche Menschen kalte oder lauwarme Auflagen. Manche befeuchten die entzündeten Augen mit Augentropfen mit künstlicher Tränenflüssigkeit. Ob und wie gut solche Mittel helfen oder ob sie möglicherweise sogar schaden können, ist aber nicht ausreichend untersucht.
Medikamente sind geeignet, wenn klar ist, um welche Form der Bindehautentzündung es sich handelt: Ist eine Allergie die Ursache, kann sie mit Allergiemedikamenten wie zum Beispiel Antihistaminika behandelt werden. Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung können antibiotikahaltige Augentropfen oder -salben die Heilung etwas beschleunigen. Antibiotika wirken aber nur gegen Bakterien, gegen Viren können sie nichts ausrichten. Bei einer viralen Bindehautentzündung können nur die Symptome der Erkrankung behandelt werden.
Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Bei einer Bindehautentzündung kann die Hausärztin oder der Kinderarzt abschätzen, ob zum Beispiel eine Überweisung in eine augenärztliche Praxis sinnvoll ist. Sie oder er kann auch beurteilen, ob und wie lange eine Krankschreibung nötig ist, damit die Augen ausreichend geschont werden und niemand in Kindergarten, Schule oder am Arbeitsplatz angesteckt wird.
Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit einer Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.
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Aktualisiert am 06.11.2024
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