Eine Baker-Zyste ist eine mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Ausstülpung der Gelenkkapsel im Bereich der Kniekehle. Sie entsteht meist durch eine Schädigung im Kniegelenk, etwa am Meniskus oder Knorpel. Dann kann aus der Kniekapsel, die das Gelenk umschließt, Gelenkflüssigkeit austreten und sich in einer Zyste in der Kniekehle sammeln. Die Baker-Zyste (auch Synovialzyste oder Poplitealzyste genannt) ist nach dem britischen Arzt William Baker benannt, der sie im 19. Jahrhundert beschrieben hat.
Kleine Baker-Zysten werden häufig nicht bemerkt und fallen nur zufällig bei Knieuntersuchungen aus anderen Gründen auf. Sie können sich von selbst zurückbilden. Baker-Zysten, die größer als etwa fünf Zentimeter sind, verursachen jedoch häufiger Schmerzen, Spannungsgefühle oder Bewegungseinschränkungen. Eine Behandlung ist nur notwendig, wenn die Baker-Zyste Beschwerden verursacht. Es kommt vor, dass sich in beiden Kniekehlen eine Baker-Zyste entwickelt.
Größere Zysten sind als Beule oder Vorwölbung in der Kniekehle sichtbar oder tastbar, besonders wenn das Bein gestreckt ist. Sie verursachen häufiger Beschwerden als kleine Baker-Zysten, da sie stärker auf das umliegende Gewebe drücken, etwa auf Nervenstränge.
Bei einer Baker-Zyste kann das Knie schmerzen. Auch Enge-, Spannungs- und Fremdkörpergefühle im Knie sind möglich – sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung. Die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein, als gäbe es einen Widerstand oder eine Blockade. Das Stehen und Laufen ist dann zunehmend unangenehm bis sehr schmerzhaft. Wird das Knie viel bewegt und belastet, kann die Schwellung zunehmen.
Selten sammelt sich immer mehr Flüssigkeit an, sodass die Baker-Zyste in den Oberschenkel reicht oder in die Wade absackt.
Meist entsteht eine Baker-Zyste als Folge anderer Probleme mit dem Kniegelenk. Ist es durch eine chronische Erkrankung oder Verletzung geschädigt, kann es Reibung und Stöße nicht mehr ausreichend dämpfen. Dann wird zum Ausgleich in der Gelenkkapsel mehr Gelenkflüssigkeit hergestellt. Diese dickflüssige, klare Körperflüssigkeit versorgt den Knorpel der Kniegelenke mit Nährstoffen und wirkt als „Gelenkschmiere“. Die überschüssige Gelenkflüssigkeit wird in den Schleimbeutel auf der Rückseite des Knies gedrückt, der mit der Gelenkhöhle verbunden ist. Er dehnt sich aus und eine Baker-Zyste entsteht.
Gesundes Kniegelenk und Kniegelenk mit Baker-Zyste
Treten Baker-Zysten bei Kindern auf, entwickelt sich meist eine sogenannte „primäre Baker-Zyste“ ohne vorherige Schädigung am Knie. Sie verschwindet in der Regel von allein wieder.
Verschiedene Verletzungen und chronische Erkrankungen im Kniegelenk erhöhen das Risiko für eine Baker-Zyste. Dazu gehören:
Das Alter ist ebenfalls ein Risikofaktor, da chronische Gelenkerkrankungen mit steigendem Alter häufiger vorkommen. Auch die Wahrscheinlichkeit, sich schon einmal das Knie verletzt zu haben, steigt mit den Jahren.
Baker-Zysten sind bei Menschen über 50 Jahren sowie bei Knieproblemen häufig: Eine Baker-Zyste haben etwa 5 bis 40 von 100 Menschen mit chronischen Knieschmerzen. Bei Kindern sind Baker-Zysten selten.
Wird die Ursache der Baker-Zyste behandelt und dadurch wieder weniger Gelenkflüssigkeit gebildet, bildet sich auch die Zyste zurück. Jedoch können Baker-Zysten über Jahre bestehen bleiben, wenn sich die Grunderkrankung nicht wirksam behandeln lässt.
Klingt die ursächliche Erkrankung im Knie von selbst ab – etwa eine akute Entzündung bei Kniearthrose –, kann die Baker-Zyste auch ohne Behandlung zurückgehen.
Eine Baker-Zyste kann manchmal platzen (Ruptur). Die Gelenkflüssigkeit tritt dann aus und verteilt sich im umliegenden Gewebe, etwa der Wadenmuskulatur. Meist treten dabei plötzlich starke Schmerzen in Knie und Wade auf. Es kann auch zu blauen Flecken (Hämatomen) kommen. Danach wird die ausgetretene Flüssigkeit langsam wieder abgebaut. Manchmal entzündet sich das Gewebe, nachdem die Baker-Zyste geplatzt ist. Daher ist ein Besuch in der Hausarztpraxis ratsam.
Wenn die Zyste auf Blutgefäße drückt, kann es zu einer Flüssigkeitsansammlung (Ödem) kommen, die die Wade anschwellen lässt. Drückt die Baker-Zyste auf Nerven, kann sich dies durch Taubheit und Muskelschwäche in der Wade bemerkbar machen. Solche Komplikationen sind aber selten.
Bei Beschwerden aufgrund einer Baker-Zyste ist die Hausarztpraxis meist die erste Anlaufstelle – je nach Grunderkrankung aber auch Facharztpraxen für Orthopädie oder Rheumatologie. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach den Schmerzen und Beeinträchtigungen sowie möglichen Ursachen, zum Beispiel früheren Verletzungen oder Erkrankungen wie einer Arthrose.
Außerdem schaut sie oder er sich das Kniegelenk genau an und achtet dabei auf Bewegungsabläufe und Gangbild, Rötungen und Schwellungen. Beim Verdacht auf eine Baker-Zyste wird ein Beugetest gemacht: Dabei liegt man auf dem Bauch oder Rücken. Dann wird die Kniekehle abgetastet, während das Bein gestreckt und gebeugt wird. Die Zyste ist deutlich sicht- und tastbar, wenn das Knie durchgestreckt ist. Ist das Knie auf 45 Grad gebeugt, ist eine Baker-Zyste kaum oder gar nicht mehr tastbar.
Kniekehle mit Baker-Zyste
Andere mögliche Ursachen der Beschwerden lassen sich mit bildgebenden Verfahren abklären. Eine Ultraschalluntersuchung wird in der orthopädischen Praxis gemacht. Bleibt die Ursache danach unklar und gehen die Beschwerden innerhalb einiger Wochen nicht zurück, kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein. Hierfür wird oft an eine radiologische Praxis oder Klinik überwiesen.
Eine gerötete, schmerzhafte Schwellung, vor allem im Bereich der Wade, wird mit Ultraschall untersucht, um eine Venenentzündung oder eine tiefe Beinvenenthrombose im Unterschenkel auszuschließen. Denn diese Erkrankungen können ernste Folgen haben und müssen schnell behandelt werden.
Häufig bleiben Baker-Zysten ohne Beschwerden. Dann ist auch keine Behandlung nötig. Bei Beschwerden kann zunächst konservativ, also ohne Operation, behandelt werden, um die Symptome der Baker-Zyste zu lindern.
Folgende Mittel und Maßnahmen kann man selbst ausprobieren:
Lassen sich die Beschwerden mit diesen Mitteln nicht lindern, kann ein Besuch bei der Orthopädin oder dem Orthopäden sinnvoll sein. Dort können weitere Behandlungsmöglichkeiten besprochen werden. Eine Möglichkeit ist es, das Kniegelenk oder die Baker-Zyste zu punktieren. Dabei wird mit einer Nadel in die Zyste oder das Kniegelenk gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Zusätzlich spritzt die Ärztin oder der Arzt ein entzündungshemmendes Medikament in das Gelenk oder die Zyste, etwa ein Kortisonpräparat. Diese Behandlung wird aber heute eher selten gemacht, da sich die Zyste schnell wieder füllen kann. Weitere Behandlungen der Grunderkrankung, wie Physiotherapie bei einer rheumatischen Arthritis oder Arthrose, sind auch möglich.
Bessern sich die Beschwerden trotz dieser Maßnahmen nicht, kommt eine Knieoperation infrage, bei der die Ursache der Baker-Zyste behandelt werden kann. Lässt sich die Ursache mit einer Operation nicht behandeln, ist es in der Regel nicht sinnvoll, die Baker-Zyste allein zu operieren. Denn dann ist das Risiko hoch, dass die Zyste immer wiederkommt, weil weiterhin zu viel Gelenkflüssigkeit gebildet wird.
Auch wenn die Baker-Zyste häufig keine Probleme macht, kann sie für manche Betroffene sehr unangenehm und einschränkend sein.
Nach dem Spaziergang, Treppenlaufen oder Einkaufen kann man sich Ruhepausen verschaffen, das betroffene Bein hochlegen und – abhängig von der Grunderkrankung – mit Wärme- oder Kühlkissen behandeln, um die Kniebeschwerden zu lindern.
Ein Bein nach jeder größeren Anstrengung zu schonen, kann aber im Alltag schwierig sein. Dann lohnt es sich, neben Ruhepausen auch aktive Phasen und Belastungen vorausschauend zu planen und Prioritäten zu setzen. So lassen sich anstrengende Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder der Großeinkauf vielleicht verschieben – oder mit Unterstützung aus der Familie, dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft erledigen.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Erstellt am 02.11.2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025
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