Ein Glas Wein zum Essen, ein Feierabendbier beim Fernsehen oder ein Gläschen Sekt zum Anstoßen im Freundeskreis: Alkohol gehört für viele Menschen zum täglichen Leben dazu. Da ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland etwa 20 % der Erwachsenen mehr Alkohol trinken, als empfohlen wird. Dies gilt unabhängig von Alter, Bildung und Geschlecht.
Ab und an etwas Alkohol zu trinken, ist unbedenklich. Größere Mengen können aber zu Problemen führen. Viele Menschen nehmen sich deshalb vor, ihre Trinkgewohnheiten zu ändern – zum Beispiel, weil
Trinkgewohnheiten zu ändern, ist nicht immer einfach. Es gibt jedoch viele Strategien und Unterstützungsangebote, die helfen können, weniger zu trinken. Zum Beispiel kann man sich kostenlos und anonym beraten lassen – persönlich, telefonisch oder über das Internet.
Die meisten Länder haben Empfehlungen für einen „risikoarmen“ Alkoholkonsum. Damit sind Mengen gemeint, die keine oder nur sehr geringe gesundheitliche Auswirkungen haben.
Wichtig ist: Diese Empfehlungen sind als Orientierung für gesunde Erwachsene ohne Alkoholproblem gedacht.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfiehlt,
Letzteres ist ratsam, damit das Trinken nicht zur Gewohnheit wird. Denn zwei Dinge sind unbestritten:
Alkoholgehalt unterschiedlicher Getränke
Die empfohlenen Grenzwerte gelegentlich etwas zu überschreiten, bedeutet nicht, dass man ein Alkoholproblem hat. Die meisten Menschen trinken zudem nicht jeden Tag gleich viel: Sie trinken zum Beispiel unter der Woche weniger und am Wochenende etwas mehr. Solange man sich keinen Rausch antrinkt, kann man sich daher auch an wöchentlichen Höchstgrenzen orientieren: Studien zeigen, dass es der Gesundheit nicht oder kaum schadet, wenn man im Durchschnitt weniger als 100 Gramm Alkohol pro Woche trinkt.
Von Rauschtrinken spricht man, wenn jemand große Mengen Alkohol auf einmal trinkt. Damit sind sechs oder mehr alkoholische Getränke zu einer Gelegenheit gemeint. Dies entspricht mehr als 60 Gramm Reinalkohol, zum Beispiel 1,5 Liter Bier oder 0,6 Liter Wein.
Rauschtrinken ist problematisch, weil man bei Trunkenheit dazu neigt, größere Risiken einzugehen und weniger Hemmungen hat als sonst. Dann kommt es leicht zu Unfällen – oder zu Handlungen, die man später bereuen könnte. Nicht zuletzt können sehr große Trinkmengen zu einer Alkoholvergiftung führen.
Rauschtrinken ist in Deutschland weit verbreitet. Etwa 40 % der Männer und 25 % der Frauen haben mindestens einmal im Monat einen Alkoholrausch.
Alkoholprobleme haben viele Gesichter. So gibt es Menschen, die sich mit Alkohol schaden, weil sie täglich moderate Mengen trinken – ohne jemals betrunken zu sein („Spiegel- oder Pegeltrinken“). Sie haben sich meist schon an den Alkohol gewöhnt und brauchen ein Mindestmaß an Alkohol im Blut, damit sie keine Entzugserscheinungen wie zum Beispiel Zittern bekommen. Andere Menschen trinken dagegen nur selten, können dann aber nicht mehr aufhören und werden so betrunken, dass sie in Schwierigkeiten geraten („Quartalstrinken“).
Ob Sie ein Problem mit Alkohol haben, hängt neben der getrunkenen Menge vor allem von Ihren Trinkgewohnheiten ab und davon, welche Rolle der Alkohol in Ihrem Leben spielt:
Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, kann dies ein Hinweis auf ein problematisches Trinkverhalten sein. Bei psychischen Erkrankungen wie Angsterkrankungen oder Depression ist es besonders wichtig, sich Hilfe zu holen – und die Probleme nicht noch durch Alkohol zu vergrößern.
Aber auch wenn Sie alle Fragen mit Nein beantworten, kann es sein, dass Sie sich mit Alkohol schaden. Um ein mögliches Alkoholproblem zu erkennen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Fragebogen-Tests entwickelt. Bei diesen Tests geht es darum, riskanten Alkoholkonsum frühzeitig zu erkennen, um schädlichen Folgen vorzubeugen.
Ein solcher Test ist zum Beispiel der von Fachleuten empfohlene AUDIT-Fragebogen, mit dem Sie Ihr eigenes Trinkverhalten überprüfen können.
Wenn die Testergebnisse auf ein Alkoholproblem hinweisen, ist es sinnvoll, etwas zu verändern. Eine erste Möglichkeit sind Selbsthilfe-Programme im Internet, zum Beispiel das Angebot www.selbsthilfealkohol.de. Sie können sich auch anonym an eine Suchtberatungsstelle wenden. Wenn ein vertrauensvolles Verhältnis zur Hausärztin oder zum Hausarzt besteht, können Sie dort einen Beratungstermin vereinbaren.
Es gibt Situationen und Tätigkeiten, in denen Alkohol dazu führen kann, dass man sich und andere Menschen gefährdet oder sich strafbar macht. Nüchtern zu sein, ist besonders wichtig
Schwangere Frauen sollten keinen Alkohol trinken, da bereits kleine Mengen dem ungeborenen Kind schaden können.
Für Menschen, die wegen einer Alkoholabhängigkeit behandelt wurden und keinen Alkohol mehr trinken, ist es ebenfalls wichtig, abstinent zu bleiben. Das Risiko für einen Rückfall ist sonst sehr hoch. Auch Menschen mit einer anderen Drogenabhängigkeit trinken besser keinen Alkohol. Denn zum einen sind sie oft auch für eine Alkoholabhängigkeit anfällig, zum anderen senkt Alkohol die Hemmschwelle und kann deshalb erneut zum Drogenkonsum verleiten.
Bei bestimmten Erkrankungen kann Alkohol ebenfalls zu Problemen führen. Das gilt auch für die Einnahme mancher Medikamente wie zum Beispiel Schlafmittel und bestimmte Schmerzmittel. Der Grund: Alkohol kann die Wirkung bestimmter Medikamente verstärken oder abschwächen – und dadurch manchmal zu ernsthaften Komplikationen führen.
Auch wenn man sich das Ziel gesetzt hat, weniger oder gar keinen Alkohol mehr zu trinken, ist es gar nicht so einfach, dies in die Tat umzusetzen – so wie es auch nicht einfach ist, eine strenge Diät einzuhalten. Weil Alkohol die Hemmschwelle senkt, fällt es manchen Menschen zudem mit jedem alkoholischen Getränk schwerer, aufzuhören.
Ein risikoarmer Alkoholkonsum setzt voraus, seine Trinkmengen und -gewohnheiten zu kennen. Weil man sich dabei leicht verschätzt, ist es hilfreich, für einige Wochen zu notieren, wie viele und welche alkoholischen Getränke man zu sich nimmt. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat eine App entwickelt, mit der sich die Trinkgewohnheiten einfach festhalten lassen: www.trinktagebuch.org. Ein Trinktagebuch können Sie natürlich auch schriftlich führen, etwa mithilfe eines Vordrucks.
Darüber hinaus gibt es verschiedene hilfreiche Strategien für ein risikoarmes Trinkverhalten. Sie können zum Beispiel Situationen meiden, in denen Sie leicht zum Trinken verleitet werden. Wenn Sie auf einer Feier sind, lassen Sie sich erst nachschenken, wenn Sie ausgetrunken haben. So behalten Sie leichter den Überblick. Sich vorzunehmen, nur ein alkoholisches Getränk zu trinken, kann ebenfalls helfen. Eine Liste mit vielen weiteren hilfreichen Tipps finden Sie hier:
Eine Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit. Sie entwickelt sich oft schleichend und äußert sich dadurch, dass man
Treffen mindestens drei dieser Kriterien zu, ist die medizinische Diagnose für eine Alkoholabhängigkeit erfüllt.
Auf eine Abhängigkeit deuten auch kurzfristige Entzugserscheinungen hin, etwa Schlafstörungen, Unruhe, Übelkeit, Reizbarkeit und Schweißausbrüche. Nach Stunden und Tagen des Verzichts können Symptome wie Herzrasen, Krämpfe und manchmal auch Halluzinationen hinzukommen.
Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit benötigen Hilfe, denn die allermeisten schaffen es nicht mehr von allein, ihre Trinkgewohnheiten zu ändern. Eine Alkoholabhängigkeit ist keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die behandelt werden kann.
Bei Alkoholabhängigkeit kann ein „kalter“ Entzug, also ein plötzlicher Alkoholverzicht, ohne ärztliche Begleitung ernsthafte Komplikationen wie starke Krampfanfälle auslösen. Um solchen Problemen vorzubeugen, ist eine ärztliche Unterstützung notwendig.
Nach einem rein körperlichen Entzug ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall sehr hoch. Deswegen haben Fachleute die sogenannte qualifizierte Entzugsbehandlung entwickelt. Sie umfasst mehrere Elemente:
Manchmal wird zuerst eine Kurztherapie über fünf Sitzungen angeboten, um dabei zu unterstützen, weniger oder gar nicht mehr zu trinken.
Im Anschluss an die qualifizierte Entzugsbehandlung wird eine Langzeittherapie geplant. Sie ist sehr wichtig, um Rückfällen vorzubeugen. Dazu gehören zum Beispiel regelmäßiger Kontakt mit einer Beratungsstelle und die Behandlung möglicher körperlicher und seelischer Begleiterkrankungen. Vielen hilft zudem der Besuch einer Selbsthilfegruppe, in der man sich mit anderen Betroffenen austauschen und gegenseitig motivieren kann.
Viele alkoholabhängige Menschen fragen sich, ob es auch möglich ist, den Alkoholkonsum auf risikoarme Mengen umzustellen, anstatt ganz aufzuhören. Es gibt aber keine verlässlichen Forschungsergebnisse, die zeigen, dass „reduziertes“ oder „kontrolliertes“ Trinken für Menschen mit Alkoholabhängigkeit möglich ist.
Erfahrungsgemäß ist das Rückfallrisiko schon bei einem „kleinen Gläschen“ sehr hoch. Nach einer Entwöhnung ist es daher wichtig, gar keinen Alkohol mehr zu trinken.
Auch auf alkoholhaltige Speisen wie zum Beispiel bestimmte Saucen, Pralinen oder Nachspeisen sollte man verzichten. Sie können im Gehirn ein starkes Verlangen nach Alkohol auslösen und dadurch das Risiko für Rückfälle erhöhen.
Bei depressiven Gedanken muss ich besonders aufpassen. Das sind gefährliche Situationen für mich, um wieder zur Flasche zu greifen und mich zu betäuben. (…) Mir hilft in solchen Situationen, mich zu fragen: Wo bist du mit dem Alkohol gelandet? Wie war das damals? Will ich alles aufgeben, was ich erreicht habe?
Wenn Sie Ihre Trinkgewohnheiten ändern möchten, können Sie sich im Internet an einem Selbsthilfeprogramm wie www.selbsthilfealkohol.de beteiligen oder anonym an verschiedene Beratungsstellen wenden. Das heißt, Sie müssen weder Ihren Namen noch Ihre Adresse oder Krankenkassendaten angeben. Auch wenn Sie sich um den Alkoholkonsum eines nahestehenden Menschen sorgen, finden Sie hier Rat und Unterstützung.
Viele Betroffene versuchen eine Zeitlang, ihre Alkoholprobleme ohne Hilfe in den Griff zu bekommen – bis sie merken, dass sie Unterstützung benötigen. Scham und Schuldgefühle spielen oft eine große Rolle. Für Alkoholprobleme gibt es aber viele Ursachen, die nichts mit Schuld oder persönlicher Schwäche zu tun haben. Wer es schafft, sie anzugehen und sich Unterstützung zu holen, zeigt Mut und Verantwortungsbewusstsein. Oft braucht es mehrere Anläufe, um Trinkgewohnheiten zu verändern. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen.
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht). Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 076-001. 2020.
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Aktualisiert am 24.01.2023
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