Wer bettlägerig ist oder im Rollstuhl sitzen muss, läuft Gefahr, Druckstellen zu bekommen, die das Gewebe nachhaltig schädigen. Wir verraten, was Sie dagegen tun können.
Wenn langes Liegen zum Problem wird
Viele Pflegebedürftige sind in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt und müssen ihre Zeit liegend verbringen. Das lange Liegen aber macht ihre Haut anfällig für behandlungsbedürftige Druckgeschwüre. Das Problem dieses sogenannten Wundliegens – in der Fachsprache auch Dekubitus genannt – entwickelt sich nach vorsichtigen Schätzungen in Deutschland jährlich bei mehr als 400.000 Personen.
So entsteht Wundliegen (Dekubitus)
Der gesunde Mensch bewegt sich fast ständig. Wir stehen tagsüber auf, weil wir nicht mehr sitzen können, drehen uns nachts automatisch im Schlaf um. Viele dieser größeren Bewegungen sind uns nicht bewusst. Völlig unbewusst sind uns außerdem kleinste Bewegungen, die wir automatisch sowohl während längerem Liegen als auch im Sitzen durchführen und die uns wirksam vor wunden Stellen schützen. Vor allem für ältere, meist von vielen Erkrankungen gleichzeitig betroffene Menschen sind diese Bewegungen nicht mehr eigenständig möglich. Bei ihnen droht ein Dekubitus. Durch lang anhaltenden Druck von außen wird das Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet. Das unter der Druckstelle liegende Gewebe beginnt abzusterben.
Gefahren frühzeitig erkennen
Besonders gefährdet für einen Dekubitus sind Stellen, an denen die Knochen hervorstehen. Dazu gehören beispielsweise Kreuzbein, Sitzbein, Fersen, Hüften, Schultern und Kopf. Mit dem sogenannten Fingertest ist es sehr einfach, das Risiko eines drohenden Wundliegens richtig einzuschätzen. Wenn der Betroffene zur Seite gedreht wird oder aufsteht, sehen Sie gerötete Stellen an den genannten Knochenvorsprüngen. Drücken Sie nun mit einem Finger in die gerötete Hautstelle. Ziehen Sie den Finger weg und beobachten Sie die eingedrückte Hautstelle. Ist die Haut jetzt weiß, muss man sich keine Sorgen machen. Bleibt die Stelle allerdings rot, so beginnt dort ein Dekubitus. Der Betroffene darf nicht mehr auf die gerötete Stelle gelegt oder gesetzt werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Bewegung
Bettlägerige Menschen können zum Beispiel kurzfristig in einen Sessel oder an den Bettrand gesetzt werden. Dadurch wird die Durchblutung in den betroffenen Stellen wieder normalisiert. Da das Sitzen ebenso zu einem Dekubitus führen kann, sollte es nie länger als eine Stunde am Stück erfolgen. Zu beachten ist, dass zu viele und sehr weiche Lagerungshilfsmittel die eigene Bewegungsfähigkeit reduzieren. Menschen, die nicht mehr sitzen können, sollten im Liegen Übungen vornehmen und so weit wie möglich ihre Liegeposition immer wieder verändern. Wenn der Betroffene selbst nicht dazu in der Lage ist, sollte die Liegeposition durch die Pflegeperson regelmäßig, mindestens zwei- bis vierstündig, verändert werden. Dies muss mit speziellen Handgriffen und Techniken geschehen, so dass das Gewebe nicht zusätzlich Schaden nimmt. Ein häufiger Grund für die Bewegungsarmut ist die Vermeidung von Bewegung wegen Schmerzen. Darum ist eine ausreichende Schmerzbehandlung eine der wichtigsten Grundlagen für eine effektive Vorbeugung von Dekubitus.
Körperpflege
Führen Sie die Körper- und Intimtoilette mit milden, pH-neutralen Waschzusätzen durch und beobachten Sie dabei den Hautzustand sowie die druckgefährdeten Hautareale. Die Hautpflege ist besonders bei älteren Menschen wichtig, weil die Altershaut selbst nicht mehr ausreichend Schutzstoffe bilden kann. Die Haut sollte schonend gewaschen und anschließend mit Cremes oder Lotionen für trockene Haut eingecremt werden. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Kleidung und Schuhe nicht zu eng sitzen. Falten in der Kleidung oder Unterlagen sollten glattgestrichen werden. Bei der Nutzung von Inkontinenzartikeln kann sich unnötig Feuchtigkeit stauen, daher der Rat, die Vorlagen häufiger zu wechseln.
Ernährung
Die richtige Ernährung und mindestens 1 bis 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag sind notwendig zur Erhaltung und Förderung eines intakten Gewebes und damit auch zur Wundheilung. Eine vollwertige Ernährung ist empfehlenswert, da sie reich an Eiweiß, Vitaminen und Zink ist. Achtung: Bei Ernährung und Flüssigkeit müssen immer medizinische Gesichtspunkte berücksichtigt bleiben, etwa bei Diabetes, Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen.
Professionelle Hilfe bei Wundliegen
Sie haben den Verdacht, dass Sie selbst oder ein Angehöriger gefährliche Druckstellen entwickeln? Dann wenden Sie sich umgehend an Ihren Hausarzt oder konsultieren Sie eine Pflegefachkraft. Diese können die Situation am besten beurteilen und werden dann mit Ihnen gemeinsam geeignete Vorsorge- bzw. Behandlungsmaßnahmen besprechen. Darüber hinaus gibt es spezielle Schulungen für pflegende Angehörige, die auch das Wundliegen thematisieren, über spezielle Hilfsmittel zur Prophylaxe informieren und Tipps zur Behandlung eines bereits entstandenen Dekubitus geben.