Fahrradfahren erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit. Im Jahr 2022 war der Bestand an Fahrrädern in Deutschland laut Statista mit rund 82,8 Millionen so hoch wie nie zuvor.1 Mehr als die Hälfte davon sind City- und Trekkingräder. Über 80 Prozent der Deutschen nutzen das Fahrrad, 55 Prozent halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel.2 Diese Zahlen verwundern nicht, denn der alte Spruch „Das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht“, stimmt: Einmal gelernt, ist es jederzeit möglich, aufzusteigen und loszufahren. Man bewegt sich – und Forscher der Universität Zürich haben zudem herausgefunden, dass Radeln sich insgesamt positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Dem Ergebnis nach fühlten sich Fahrradfahrende gesünder, hatten mehr Energie und gleichzeitig weniger Stress als die Vergleichsgruppe, die nicht radelte.3 Aber wie viel Sport und wie viel Freizeit steckt im Fahrradfahren?
So sportlich ist Radfahren
Erst einmal ist das Fahrrad ein gutes Sportgerät für alle, die mit Sport beginnen oder wieder einsteigen möchten. Außerdem ist es gelenkschonend, weil durch die sitzende Position ein Großteil des Körpergewichts auf dem Sattel liegt – laut ADFC bis zu 80 Prozent.4 Zugleich verbrennt der Körper beim Radfahren viel Energie und fördert durch die Bewegung auch den Abnehmprozess. Laut Herzstiftung sind das in 30 Minuten bei einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Stundenkilometern in ebenem Gelände etwa 150 bis 250 Kilokalorien, bei höheren Geschwindigkeiten oder Anstiegen entsprechend mehr.5 Neben Gewichtsverlust baut der Körper aber auch – zumindest an Beinen und Po – Muskulatur auf. Wer darauf achtet, mit ergänzenden Sportarten auch andere Bereiche des Körpers zu trainieren, der stellt sich mit dem Radfahren gut auf. Eine muskuläre Disbalance droht nur der Person, die ausschließlich und sehr intensiv auf das Fahrrad als Sportgerät setzt.
Wer täglich Rad fährt, lebt länger
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben diejenigen, die täglich mindestens 30 Minuten Fahrrad fahren, eine höhere Lebenserwartung als diejenigen, die keinen Sport treiben. Schon 30 Minuten Zufußgehen oder 20 Minuten Radfahren an mehreren Tagen pro Woche kann demnach das Sterberisiko um mindestens 10 Prozent senken. Auch die Sterblichkeit aufgrund von Krebs ist bei einem Fahrradpendler laut WHO um 30 Prozent niedriger.6 Grund dafür sind die positiven Effekte auf den menschlichen Körper. Es trainiert laut Herzstiftung Herz und Lunge, verbessert die Ausdauer und kräftigt die Gesäß- und Beinmuskulatur. Das reduziert langfristig das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkte. Auch sorgt die gleichmäßige Bewegung auf dem Rad für eine regelmäßige und bessere Lungenkapazität.7 Wie bei jeder Tätigkeit und sportlichen Aktivität an der frischen Luft unterstützt auch Radfahren ein starkes Immunsystem. Wichtig ist jedoch, dass hier das ganz normale Fahrradfahren und nicht exzessives Training gemeint ist. Denn eine zu hohe sportliche Belastung kann eher ins Gegenteil umschlagen.8
Radfahren als Sport
Darum kommt es wie bei jeder Sportart darauf an, wie Radfahren praktiziert wird. Nicht nur die Art, wie Fahrrad gefahren wird, sondern auch die Zeit und die Intensität spielen eine bedeutende Rolle. Wer jeden Sonntag das Fahrrad nimmt, um damit zwei Kilometer gemütlich zum Bäcker zu radeln, der kann sein Radfahren weniger als Sport bezeichnen als derjenige, der damit täglich den fünf Kilometer langen Weg zur Arbeit fährt oder aktiv nach der Arbeit eine Runde dreht.
Wie immer ist die Regelmäßigkeit wichtig. Einmal die Woche ist besser als nie zu fahren. Je häufiger man in der Woche auf seinem Rad sitzt, umso besser ist das natürlich. Außerdem spielt die jeweilige Art Rad zu fahren eine große Rolle. Hier stellen wir die bekanntesten Radsportarten einmal in Kürze vor:
Bahnsport
Wie der Name schon sagt, wird Bahnsport auf einer Radbahn ausgetragen. Das Fahrrad besitzt keine Bremsen, keine Schaltung und keinen Freilauf. Ziel beim Bahnradfahren ist es, möglichst viele Runden zu drehen. Pro Runde sammelt der Radler Punkte. Für Rundengewinne gibt es extra Punkte und die letzte Wertung zählt doppelt. Der Sport wird im Team ausgetragen. Sieger ist das Team mit den meisten Punkten.
BMX
BMX ist die Abkürzung für Bicyle Motocross, wobei das Cross durch das X ersetzt wird. Das Rad ist deutlich kleiner als ein normales Fahrrad, wendig und besitzt ebenfalls keine Schaltung. Bei der Sportart gibt es unterschiedliche Unterarten, die bekanntesten sind Racing und Freestyle. Beim Racing geht es darum, in möglichst kürzester Zeit einen Rennkurs zu befahren, der üblicherweise mit Sprunghügeln, Wellen und Steilkurven präpariert ist. Beim Freestyle geht es um Stunts und Tricks mit dem BMX-Rad.
Mountainbike
Das Mountainbike ist etwas kleiner als ein normales Rad. Die Reifen sind größer, massiver und mit mehr Profil ausgestattet. Der Rahmen ist robust und das Rad hat große Bremsen und Federungssysteme. So ist es der optimale Begleiter abseits befestigter Wege und Straßen. Die Sportart wird in hügeligen Mittelgebirgen und alpinen Bergen ausgetragen.
Straßenrennrad
Im Straßenrennrad gibt es unterschiedliche Kategorien. Diese haben jedoch alle gemein, dass die Einzelfahrer oder Teams auf einer vorgegebenen Strecke schnellstmöglich das Ziel erreichen möchten. Das Rad ist nur mit den notwendigsten Dingen ausgestattet und besonders leicht. Schmale Felgen, ein Bügellenker, Kettenlenkung und Felgenbremsen gehören zur Standardausstattung eines Rennrads.
Spinning
Spinning findet vorwiegend als Gruppentraining in Sportclubs oder Fitnessstudios statt. Das Spinningbike ist nicht mobil, sondern ein stationäres Fahrrad mit elektronischer Ausstattung. Es ist mehr ein Fitnessgerät als ein richtiges Rad. Anstieg, Widerstand etc. können ausgewählt werden und individualisieren die Fahrt.
Radball
Das Fahrrad, das beim Radball zum Einsatz kommt, ist für die Sportart entwickelt worden. Es hat einen längeren Lenker sowie eine Lenkerstange, einen verkürzten Hinterbau und weder Beleuchtung noch Bremsen, Schutzbleche oder Ähnliches. Bei der Sportart spielen Mannschaften, mindestens jedoch zwei gegen zwei, gegeneinander. Mittelpunkt des Spiels ist ein Ball, der in der Regel mit dem Rad gespielt wird. Die Spieler spielen auf zwei sich gegenüberliegende Tore.
Kunstrad
Kunstradfahren ist Turnen auf und mit dem Fahrrad. Die Akrobatik wird von Richtern bewertet. Das Rad wurde für die Halle konzipiert und hat eine optimale Haftung für den dortigen Boden. Lenker und Sattel sind auffällig gebogen.
Trial
Hier sind Balance, Konzentration, Rad- und Körperbeherrschung sowie Fitness gefragt, denn beim Trial zeigen sich die wahren Meister ihres Bikes: Sie müssen Hindernisse fahren, ohne den Boden mit den Füßen auch nur ansatzweise zu berühren. Das können Steine sein, Felsen, Baumstämme, Wurzeln, Gräben oder künstlich geschaffene Hindernisse aus z. B. Paletten. Es gewinnt, wer am Ende die wenigsten Strafpunkte – zum Beispiel fürs Bodenberühren – hat.
Gravel
Das Gravelbike ist eine Mischung aus Cyclocrossbike und Rennrad – und zurzeit schwer angesagt! Sie sind für Straßen ebenso geeignet wie für abseitige Pisten und das sogar auf längeren Strecken. Die perfekte Kontrolle übers Bike bringen die extra breiten Reifen: 40 Millimeter statt um die 25 beim Rennrad. Und auch der Lenker ist robuster als beim Rennrad: Extra breite Griffe bieten ordentlich Grip – auch wenn der Schlamm auf der Piste spritzt. Damit geht’s also sowohl mit Speed über Straßen – und genau so komfortabel durchs Gelände.