Spirulia, Goji, Quinoa, Acai, Chia – die Namen klingen vielversprechend ungewöhnlich, die Inhaltsstoffe sollen zu mehr Energie oder besserer Verdauung – oder gleich zu einem unangreifbaren Immunsystem führen. Was ist dran am Ruf des Superfoods?
Reichlich Vitamine und Mineralstoffe, dazu sekundäre Pflanzenstoffe, die vor Krebs schützen sollen, antioxidative Wirkungen, zudem soll es schlank machen: Superfood soll wirklich super sein. Die Lebensmittel kommen meist aus exotischen Ländern, tragen exotische Namen und sind aktuell der Renner unter den Nahrungsmitteln, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Wer sich unter anderem von Quinoa, Chia und Acai ernährt, muss den Angaben auf den Verpackungen zufolge schon fast selbst aufpassen, dass er keine Superkräfte entwickelt. In der Realität sieht es allerdings meist ganz anders aus.
Laut der Verbraucherzentrale NRW gibt es für die ihnen nachgesagte Wirkung keine wissenschaftlichen Nachweise. Vielmehr sind es überwiegend nur die Angaben der Hersteller auf den Verpackungen, die all das versprechen, was uns gesund und stark macht. Zudem sind die angepriesenen Vitamine und Mineralstoffe meist künstlich hinzugefügt, weil sie in den Lebensmitteln selbst gar nicht hoch genug dosiert vorhanden sind. Man müsse also Unmengen der Mikroalge Spirulina, der eine gesund- und schlankmachende Wirkung nachgesagt wird, essen, um auch nur annähernd versorgt zu werden. Und das in ihr enthaltene und so viel gepriesene Vitamin B12 ist für uns sogar größtenteils gar nicht verwertbar.
Lange Transportwege zerstören Vitamine
Ein Grund für die im Endeffekt dann doch fehlenden Superinhaltsstoffe ist zum Beispiel, dass die Früchte, Beeren, Samen oder Algen in ihren weit von Deutschland entfernten Herkunftsländern oft noch unreif geerntet, dann lange nach Deutschland transportiert und gelagert werden – und anschließend in vielen Produktionsschritten weiterverarbeitet werden. Dabei können schonmal wichtige Inhaltsstoffe auf der Strecke bleiben. Statt der angepriesenen guten Stoffe finden sich gelegentlich aber Pestizide, Schwermetalle, Mineralöl oder ungesunde Bakterien in den Lebensmitteln. Sie sind dann also eher gesundheitsschädigend als -fördernd.
Allergien durch exotische Lebensmittel
Ein weiteres Problem kann laut Verbraucherzentrale sein, dass exotische Lebensmittel Allergien oder Überempfindlichkeiten auslösen, oder mit bestimmten Medikamenten in Wechselwirkung treten, so dass die Arznei dann nicht mehr richtig wirken kann. So könnten Gojibeeren zum Beispiel Blutgerinnungshemmer beeinflussen. Auch, wenn sie nur zu Marmelade verarbeitet wurden. Und eigentlich harmlose Gewürze wie Zimt können in der oft hohen zugesetzten Dosis sogar giftig wirken.
Also sollte man statt auf exotisches Superfood lieber auf regionale und saisonale Lebensmittel setzen. Haferflocken, Leinsamen statt Chia, Rotkohl statt Acai, Walnüsse statt Avocado. Bei uns gibt es alles, was wir brauchen. Wir müssen uns nur vollwertig und abwechslungsreich ernähren. Das ist gesünder und ökologischer, weil lange Transportwege entfallen. Und preiswerter ist es auch noch.