Ist der Blutdruck zu hoch, kann es gefährlich fürs Herz werden – ist er zu niedrig, ist es überwiegend einfach unangenehm. Was aber genau steckt hinter niedrigem Blutdruck?
Der Begriff Blutdruck generell bezeichnet den Druck in den großen Arterien, also in den Gefäßen, die vom Herzen wegführen. Wie hoch oder niedrig er ist, hängt von drei Faktoren ab: vom Widerstand der Gefäßwände, von der Schlagkraft des Herzens und von der Herzfrequenz.
Was passiert bei niedrigem Blutdruck?
Über hohen Blutdruck ist in diesem Zusammenhang relativ viel bekannt. Immerhin kann dauerhaft hoher Blutdruck, wenn er unentdeckt bleibt, gefährlich für Herz und Gefäße werden und in der Konsequenz Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Darum wird über die in der Fachsprache Hypertonie genannte Erkrankung häufig berichtet und vor ihr gewarnt.
Niedriger Blutdruck, in der Fachsprache Hypotonie genannt, ist für Betroffene hingegen überwiegend eher unangenehm als gefährlich. Zumindest wenn er nicht auf eine ernsthafte Erkrankung zurückzuführen ist. Dennoch kann er belastend sein: Zu seinen Symptomen gehören Schwindel, Unwohlsein, Benommenheit, Müdigkeit, Sehprobleme, Konzentrationsprobleme oder auch Leistungsschwäche. Hinzu können auch Begleiterscheinungen wie Herzklopfen und innere Unruhe kommen. Dennoch ist die Hypotonie laut der Deutschen Herzstiftung nicht gefährlich.
Wann liegt niedriger Blutdruck vor?
Eine Hypotonie liegt vor, wenn der obere, systolische Blutdruckwert unter 110 mmHg liegt. mmHg bedeutet Millimeter-Quecksilbersäule und ist die Einheit für den Druck von Körperflüssigkeiten. Dieser Wert ist unabhängig von der Höhe des unteren, diastolischen Blutdruckwerts.
Niedriger Blutdruck kann in drei Formen auftreten: chronisch, akut oder orthostatisch. Chronisch bedeutet, dass Betroffene dauerhaft unter niedrigem Blutdruck leiden. Tritt er akut auf, kann es zu plötzlichem Blutdruckabfall kommen. Zur orthostatischen Hypotonie kommt es beim Wechsel vom Liegen oder Sitzen zum Stehen. Dann können akuter Schwindel, Benommenheit oder auch kurzfristige Gangunsicherheit auftreten. Setzen Betroffene sich dann hin, gibt sich das Problem rasch wieder. Der orthostatische niedrige Blutdruck kann unter anderem bei älteren Patienten mit Bluthochdruck durch die senkenden Medikamente ausgelöst werden.
Wie entsteht niedriger Blutdruck?
Niedriger Blutdruck kann durch Umwelteinflüsse, Medikamente oder Krankheiten entstehen. Zum Teil ist er aber auch erblich bedingt. Bei einer Hypotonie ist das körpereigene System zur Blutdruckregulation gestört. Im Normalfall fühlen kleine Druckmesskörperchen in den Halsschlagadern den Blutdruck und leiten dann Signale in die entsprechende Region im Stammhirn weiter. Dort wird bei hohem Blutdruck der Befehl zur Erweiterung der Gefäße ausgelöst, um mehr Blut durchleiten zu können und so den Druck zu nehmen – und bei niedrigem Blutdruck eine Verengung der Gefäße, um den Druck zu erhöhen. Sind diese Mechanismen gestört, kann der Befehl zur Verengung der Gefäße bei niedrigem Blutdruck nicht oder nicht richtig umgesetzt ausgeführt werden.
Wie wird eine Hypotonie behandelt?
Ist geklärt, dass keine organischen Ursachen oder Erkrankungen als Auslöser vorliegen – das kann zum Beispiel unter anderem eine Schilddrüsenfehlfunktion, Störungen der Nebennieren oder ein Herzklappenfehler sein – kann meist auf natürliche Weise gegensteuert werden:
- genug trinken
- genügend Bewegung
- Sport oder Ausdauersport
- erhöhte Kochsalzzufuhr
- genügend Schlaf
- Wechselduschen
- Wadengymnastik bei längerem Stehen, um den Blutdruck anzuregen
- Kompressionsstrümpfe
In seltenen Fällen werden Tropfen für den Kreislauf verschrieben. Liegen organische Ursachen vor, werden diese entsprechend medikamentös oder operativ behandelt.