Dyskalkulie ist der Fachbegriff für Rechenstörung. Das bedeutet, dass Betroffene Schwierigkeiten damit haben, zu rechnen und Zahlen mengenmäßig richtig einzuschätzen. Ähnlich wie Legastheniker mit Buchstaben und Lesen.
Rechnen können und das Verständnis für Mengen und Zahlen – das könnte uns möglicherweise in den Genen liegen: Da sich eine gewisse Fähigkeit, Mengenverhältnisse einzuschätzen, schon im Säuglingsalter zeigt, gehen Wissenschaftler davon aus, dass es angeboren sein könnte. Wenn daraus später das Verständnis für Zahlen wächst, kann in der Schule darauf aufgebaut werden: Zuerst lernen Kinder die Grundrechenarten, anschließend wird das mathematische Wissen immer präziser und kleinteiliger.
Was sind die Gründe für Dyskalkulie?
Wer da nicht mitkommt, steht schnell unter Verdacht, faul zu sein. Der Grund kann aber auch ein ganz anderer sein. Liegt eine Dyskalkulie vor, fehlt das wohl angeborene Grundverständnis für Mengen und Zahlen. Betroffene sehen auf einem Rechenblatt annähernd nur Symbole und die Einordnung der Ziffern folgt keiner Logik. Die Theorie, dass unter Umständen die Genetik daran beteiligt sein könnte, stützt sich unter anderem auf die Familien- und Zwillingsforschung: Ist ein Kind von Dyskalkulie betroffen, besteht eine fünf- bis zehnfach höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch der andere Geschwisterteil betroffen sein wird, als bei Kindern ohne Rechenstörung. Bei eineiigen Zwillingen liegt sie sogar um das 12-Fache höher. Insgesamt kommt eine Rechenstörung bei etwa drei bis sechs Prozent der Kinder im Schulalter vor – bei Mädchen und Jungen gleich häufig.
Wie funktioniert Rechnen?
Ein wichtiger Faktor beim Erlernen und Anwenden von Grundrechenarten ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Gehirnregionen. Zwischen ihnen müssen sich enge Verknüpfungen bilden, um unterschiedliche Fähigkeiten zu beherrschen, die dann das große Ganze ausmachen: Unter anderem müssen Zahlen mit Inhalt gefüllt werden können und nicht nur als Symbole betrachtet werden. Dazu muss ein Mengenverständnis ausgebildet sein, aus dem man ableiten kann, dass zum Beispiel 8 mehr ist als 3. Noch dazu muss das Arbeitsgedächtnis in der Lage sein, die Rechenleistung zu erbringen, die Aufmerksamkeitsspanne muss groß genug sein, um auch lange und komplexe Aufgaben lösen zu können.
Wie zeigt sich eine Rechenstörung?
Dyskalkulie zeigt sich schon früh – meist fällt sie in der Grundschule auf, wenn Schüler schon einfachste Grundrechenarten nicht korrekt ausführen können, sonst aber in Sachen Intelligenz und Intellekt keine Schwierigkeiten haben. Ihnen fallen Rechenvorgänge schon mit kleinen Zahlen schwer, außerdem haben sie Probleme dabei, vorgelesene Zahlen in Ziffern aufzuschreiben. Auch können sie Mengenangaben wie „mehr“ oder „weniger“ nicht richtig einordnen. Durch diese Schwierigkeiten sind die Kinder in ihrer weiteren Schullaufbahn und später im Beruf stark eingeschränkt.
Welche Folgen hat eine Rechenschwäche?
Durch ständige Misserfolge können negative Gedanken, und Gefühle sowie Ängste gefördert werden, im schlimmsten Fall eine generelle Schulangst. Bleibt das Problem unbehandelt, kann das zu weiteren sozialen Störungen führen, da sich die Kinder nicht ernstgenommen fühlen, möglicherweise sogar gehänselt werden oder sich von Lehrern und/oder Eltern unter Druck gesetzt fühlen.
Wie kann man Dyskalkulie behandeln?
Wichtig ist, dass die Rechenstörung so früh wie möglich diagnostiziert wird, um die Kinder psychisch auffangen zu können. Dazu gehört auch, dass Eltern und Lehrer umfassend aufgeklärt werden. Im Anschluss brauchen die Kinder eine gezielte Förderung der Rechenfähigkeit. Hierfür gibt es spezielle Dyskalkulie-Therapeuten, die die Therapie individuell auf das Kind abstimmen können. Dabei wird zum Beispiel zunächst mit Gegenständen geübt, um Zahlen physisch greifbar zu machen. Später kann schriftliches Rechnen geübt werden, danach Kopfrechnen. Die Therapiesitzungen sollten regelmäßig stattfinden, um auf Erfolge aufbauen zu können und dem Kind so die Möglichkeit zu geben, sich im Umgang mit Zahlen wieder gut und sicher zu fühlen.
Wer hilft bei Rechenschwäche bei Erwachsenen?
Wurde die Rechenschwäche im Kindesalter nicht erkannt, können Erwachsene sie trotzdem noch in einer Therapie in den Griff bekommen. Sie lernen genau wie die Kinder von Grund auf noch einmal den Umgang mit Zahlen kennen, um so einen neuen Zugang zur Mathematik zu finden. So können auch sie über Jahre aufgebaute Ängste und Hemmungen ablegen. Auch hier ist wichtig, dass sie sich an einen Spezialisten wenden.