Wenn Kinder nachts plötzlich schreien und um sich schlagen, sind Eltern beunruhigt. Was steckt dahinter?
Viele Eltern kennen die folgende Szene: Wenige Stunden nachdem das (Klein-)Kind eingeschlafen ist, wacht es plötzlich auf. Es schreit, schlägt womöglich auch um sich. Es ist nicht ansprechbar und lässt sich auch nicht beruhigen. Was für ein Schock. Meist treten die Eltern spätestens bei der ersten Wiederholung des Erlebten mit ihrem Kinderarzt in Kontakt. In vielen Fällen kann dieser die Diagnose bereits durch die Erzählung stellen: Pavor nocturnus, der Nachtschreck.
Was ist der Nachtschreck?
Der Nachtschreck gehört zu den Parasomnien und ist daher eng verwandt mit dem Schlafwandeln oder Albträumen. Im Kinder- und Jugendalter kommt es besonders häufig vor und ist damit keine Seltenheit. In der Medizin wird der Nachtschreck als NREM-Parasomnie als eine abnorme Episode von Verhaltensmustern oder der besonderen Verarbeitung von physiologischen Ereignissen beschrieben.1, 3 Er tritt meist während des Schlafes während der Schlaf-Wach-Übergänge auf, das ist meist in der ersten Nachthälfte.
Diese Verhaltensauffälligkeit tritt wie aus dem Nichts auf und variiert in ihrer Form sehr. Zwischen einem kurzen Aufschrecken bis hin zu komplexen Handlungsabfolgen reicht die Bandbreite. Mehr als 90 Prozent der Betroffenen sind Kinder und Jugendliche. Nur zwischen zwei und vier Prozent haben den Nachtschreck als Erwachsene.2 Meist dauert der Nachtschreck zwischen fünf und 15 Minuten. Gleich ist, dass sich die meisten Kinder nicht daran erinnern können und nach dem Nachtschreck direkt wieder einschlafen.
Was können Ursachen für den Nachtschreck sein?
Dieser Frage geht die Forschung aktiv nach, ist bislang aber zu keinem handfesten Ergebnis gekommen. Einigkeit herrscht lediglich darüber, dass beim Übergang vom Leicht- und den Tiefschlaf eine Störung vorliegen muss.2 Ursache dafür ist die noch nicht abgeschlossene Entwicklung des Nervensystems.4 Es gibt Vermutungen resultierend aus Protokollen von Eltern betroffener Kinder, dass der Nachtschreck besonders häufig bei Stress, plötzlichen Veränderungen im Alltag, Fieber oder Überreizung, zum Beispiel durch Fernsehen, auftritt.
Wie wird Nachtschreck behandelt?
Meist wird Nachtschreck gar nicht behandelt, beziehungsweise den Eltern Verhaltensempfehlungen gegeben, die das Maß der Episode lindern können. Nur in sehr seltenen Fällen wird er medikamentös behandelt.1 Im Vordergrund aller Maßnahmen steht der Schutz des Kindes oder Jugendlichen vor Verletzungen.
Es gibt aber auch Studien, die die Methode des Geregelten Weckens erforscht haben und diese in stärkeren Fällen auch explizit empfehlen.4 Die Methode funktioniert grob gesagt so: Über einen festgelegten Zeitraum von einem Monat wird das Kind immer wieder 15 bis 30 Minuten vor der nächtlichen Episode geweckt. Die Forscher stellten bei ihrer Anwendung fest, dass die Kinder, die über diesen Zeitraum immer vor der jeweiligen Episode geweckt wurden, bis zu einem halben Jahr davon profitieren und ohne Nachtschreck schliefen. Auch autosuggestive Verfahren, wie zum Beispiel Selbsthypnose, scheinen erfolgreich zu sein. In der Praxis werden diese Verfahren jedoch nicht bevorzugt angewandt. Primär steht die reine Aufklärung der Eltern und die Begleitung des Kindes im Mittelpunkt.4 Kommt der Nachtschreck nur alle paar Wochen vor, ist das nicht weiter schlimm. Lediglich wenn sich eine wöchentliche oder sogar häufigere Regelmäßigkeit einstellt, sollten Eltern mit ihren Kindern zum Arzt – auch um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen. Erster Ansprechpartner sollte der Kinderarzt sein.5
Das können Eltern selbst gegen Nachtschreck beim Kind tun
Eltern sollten sich die vermuteten Ursachen anschauen und diese dann so gut wie möglich meiden. Wenn mein Kind also regelmäßig nach dem Fernsehschauen nachts durch den Nachtschreck erwacht, sollte ich diesen Reiz künftig unterlassen. Gleiches gilt für andere Ursachen. Generell empfiehlt es sich ein gutes Zu-Bett-geh-Ritual zu etablieren, da dies dem Kind Sicherheit gibt und Ängste und innere Unruhe nimmt. Gut geeignet ist das Vorlesen von ruhigen Geschichten, gemeinsames Erzählen oder eine Reflexion vom Tag 6,7
Die Sicherheit des Kindes steht jederzeit an erster Stelle. Nicht selten stürzen Kinder, die einen Nachtschreck durchleben, aus dem Bett und ziehen sich schwere Verletzungen zu. Auch sollten andere Mitschläfer geschützt werden, damit diese nicht versehentlich während eines Nachtschrecks getreten oder geschlagen werden.