Sich nicht immer an alles erinnern zu können, ist völlig normal. Das Gehirn speichert Informationen, die unwichtig und selten gebraucht sind – wie der Weg zum Restaurant im Urlaub – schlechter ab als solche, die wir ständig benötigen. Wichtige Telefonnummern, Zugangsdaten oder den Weg zur Arbeit kennen die meisten wohl im Schlaf.
So erkennt man Demenz
Doch wenn plötzlich der geistige Zugriff auf solche täglichen Informationen unzuverlässiger wird, kann gerade im Alter die Sorge vor einer beginnenden Demenz wachsen. Demenz bezieht sich dabei gar nicht ausschließlich auf das Vergessen von Informationen, sondern macht sich meist mit vielfältigen Symptomen bemerkbar, die sich Stück für Stück ergänzen oder intensiver werden. So kann auch innere Unruhe und Bewegungsdrang, sowie unpassendes Sozialverhalten auf eine Demenz hindeuten. Speziell launisches, aggressives Verhalten oder Stimmungsextreme wie unbegründete Euphorie, Angst und Misstrauen sind typische Symptome. Keins von ihnen ist für sich genommen jedoch ein sicheres Anzeichen, sondern ein mögliches Puzzleteil, das bei der Diagnose helfen kann.
So verläuft eine Demenz
Eine Demenz ist ein schleichender Prozess und im Verlauf je nach Unterart und Individuum sehr unterschiedlich. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass bei der häufigsten Demenzart durch die fortschreitende Zerstörung der Hirnzellen, die zuerst bemerkten Symptome stärker werden und mit der Zeit neue hinzukommen. In einer Studie von Dr. Janine Diehl-Schmidt und Kollegen der TU München lag die mittlere Lebenserwartung nach Beginn der ersten Symptome bei 14 Jahren. Es sind jedoch starke Abweichungen nach oben und unten möglich. Mangelernährung, Lungen- oder andere Organschäden, die durch die Demenz-Symptome begünstigt werden, sind dabei häufige Todesursachen.
Das sind Demenz-Risiken
Neben den genetischen Risiken konnten in den vergangenen Jahren vor allem ungünstige Lebensumstände als Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung in Studien ermittelt werden. So fanden Forscher der Columbia University in New York heraus, dass Personen, die häufig zuckerhaltige Getränke konsumieren, ihr Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken. Ob der erhöhte Zuckerkonsum jedoch nur ein Marker für eine ungesunde Lebensweise ist, oder ob er direkt den Insulinstoffwechsel im Gehirn mit negativen Folgen für eine Erkrankungen beeinflusst, ist noch unbekannt. Dass schlechte Ernährung zu Arterienablagerungen führt und so eine vaskulär bedingte Demenz begünstigt, ist hingegen gut erforscht. Durch Ablagerungen kann eine ausreichende Blutversorgung des Gehirns gefährdet werden, die im schlimmsten Fall zu mehreren kleinen oder großen Schlaganfällen führt, die wiederum Demenzsymptome hervorrufen oder begünstigen. Auch mangelnder Sport, gerade im mittleren Alter und viel Stress, Angst und Sorgen können laut einer Studie von Dr. Ekaterina Zotcheva von der Universität in Trondheim das Demenzrisiko erhöhen. Sporttreibende Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erkrankten zu 20 Prozent seltener an Demenz, während Menschen, die regelmüßig viele Sorgen angaben, zu einem Drittel häufiger betroffen waren. Auch Menschen mit Diabetes haben laut einer Studie des Royal Australasian College of Physicians ein bis zu 2,5-fach höheres Demenzrisiko. Ein allgemein gesunder Lebensstil, der über 30 Jahre oder länger konstant bleibt, reduziert das Demenz-Risiko nach Erkenntnissen der Emory University hingegen um bis zu 50 Prozent.
Nicht heilbar
Demenzformen, bei denen die Symptome durch Verlust von Nervenzellen bedingt sind, gelten nach heutigen Wissenschaftsstand als unheilbar, da einmal verlorene Nervenzellen nicht regeneriert werden können. Betroffene können durch die Strukturierung und Vereinfachung des Alltags, die Aufrechterhaltung von Hobbys, körperlichen Aktivitäten und gesunder Ernährung häufig länger selbstständig bleiben und so eine gewisse Lebensqualität aufrechterhalten. Vereine wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. beraten zudem bundesweit individuell und geben Tipps, wie Betroffene und Angehörige bestmöglich mit Demenz umgehen können.