In den vergangenen Jahren hat sich das Bouldern zu einem beliebten Sport entwickelt. Bei dieser Form des Kletterns ist die Herausforderung zu Beginn groß – das Erfolgserlebnis am Ende aber auch.
Wenn man vor einer Boulderwand steht, fragt man sich gern: „Wo soll ich anfangen?“ oder „Wie soll ich da hochkommen?“ Eine Wand voll mit bunten Tritt- und Griffflächen, an der geklettert werden soll. Klettern? Ja, Bouldern, das sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit erfreut, ist eine eigene Richtung des Sportkletterns, gibt der Deutsche Alpenverein an. Der entscheidende Unterschied: die Höhe. Die obere Grenze liegt bei etwa 4,5 Metern. Das bedeutet auch, dass es ohne Sicherung durch ein Seil stattfindet und man relativ gefahrlos abspringen kann. Denn in Boulderhallen sind die Böden mit weichen Matten ausgelegt. Wer in der freien Natur an kleineren Felswänden emporsteigt, der nimmt in der Regel mobile Bouldermatten, sogenannte Crashpads, mit.
Was ist das Ziel des Boulderns?
Die Tritt- und Griffflächen heißen boulder (engl. Felsblock). Das Ziel ist es, an diesen entlang nach oben zu gelangen. Sie unterscheiden sich in Größe, Form, Neigung zur Wand und Anordnung. In der Regel sind die Boulder farbig markiert und häufig geben die jeweiligen Farben sowohl den Schwierigkeitsgrad als auch eine bestimmte Route vor, nach der man klettern soll. Am Ende der Route gibt es einen Boulder mit dem Begriff „Top“, der am besten einmal mit zwei Händen gehalten werden soll. Zusätzlich gibt es Wände, an denen wild durcheinander die Boulder befestigt sind (Spray Walls). Durch die Anordnung der Boulder müssen die Kletterer immer wieder überlegen, wie sie die einzelnen Boulder nutzen. Hierbei ist also nicht nur Kraft und Geschicklichkeit gefragt, sondern auch Kreativität.
Welche Muskeln werden beim Bouldern beansprucht?
Die körperlichen Faktoren sind aber wichtig. Bevor man an die Wand geht, sollte man sich ein wenig aufwärmen, sodass sich die Verletzungsgefahr verringert. Denn vor allem die Arme, Finger, Schulter, aber auch der Rumpf werden beansprucht. Allerdings entscheidet über eine Bewältigung der Aufgaben vielmehr die richtige Technik als die reine Kraft. Ein zusätzliches Krafttraining ist also nicht anzuraten. Die Kraft und die technische Verbesserung kommen eher durch das Bouldern selbst. Dass man insbesondere zu Beginn von Muskelkater geplagt ist, ist wenig überraschend, da Muskeln beansprucht werden, die sonst eher im Hintergrund stehen. Von Mal zu Mal wird das aber weniger.
Was bringt mir Bouldern noch?
Beim Bouldern muss man sich durchaus in Geduld üben. Oft kann man den nächsten Boulder nicht prompt überwinden, denn dann steht man wieder vor der nächsten Herausforderung. Durch das vorausschauende Handeln werden Denkprozesse angeregt. Es gilt, Probleme zu lösen und Hindernisse zu überwinden. Fähigkeiten, die auch auf andere Bereiche übertragen werden können. Gleichzeitig muss man geduldig bleiben. Das gilt zum einen für das Überwinden von kniffligen Bouldern als auch für den Einstieg in den Sport. Denn es wird nicht beim ersten Versuch alles glattgehen. Damit muss man rechnen, aber wissen, dass man sich mit der Zeit verbessert. Auch wenn das zunächst frustrierend sein kann. Zum Positiven des Boulderns zählt zudem, dass man schon bald Erfolgserlebnisse erfährt. Jedes einzelne überwundene Hindernis kann als Erfolg angesehen werden. Das stärkt das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Darüber hinaus ist der soziale Faktor groß, denn geht man in kleinen Gruppen zum Bouldern, dann kann man sich gegenseitig motivieren, einander Mut zusprechen, Tipps geben und so gemeinsam etwas schaffen.
Was braucht man zum Bouldern?
Kletterer benötigen nicht viel, um an den Wänden emporzusteigen. Bequeme Kleidung, in der man sich gut bewegen kann, ist selbstverständlich. Zudem wichtig – aber gerade beim ersten Mal noch nicht zwingend nötig – sind Kletterschuhe. Spezielle Boulderschuhe gibt es nicht, aber jeder Kletterschuh eignet sich auch für das Bouldern. Boulderhallen verleihen diese oft, sodass man nicht sofort Geld in die Hand nehmen muss. Hilfreich kann es zudem sein, etwas Magnesia-Pulver griffbereit zu haben. Dies ist das weiße Pulver, das auch Turnerinnen und Turner beispielsweise für ihre Wettkämpfe an Geräten nutzen. Es sorgt für trockene Hände und entsprechend besseren Halt. Magnesia ist verbranntes Magnesium und ist auch als Magnesiumcarbonat oder – wie es in der Kletter- und Boulderszene heißt – Chalk (engl. Kreide) bekannt. Liegt irgendwann aber zu viel Chalk auf den Griffen, so dürfte eine kleine Bürste als zusätzliches Hilfsmittel nicht fehlen, um die nun entstandenen glatten Flächen wieder etwas anzurauen.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Wettkämpfe und Meisterschaften im Bouldern. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio war der Klettersport das erste Mal vertreten. Die Leistungskriterien und Ansprüche unterscheiden sich aber stark von den oben genannten amateur- und hobbysportlichen Aspekten.