Ja, sie können nerven. Und wenn sie stechen, tut es weh. Das ist aber kein Grund, Bienen nicht zu mögen: Wenn sie nerven, setzen sie sich eigentlich nur für das Überleben ihres Volkes ein, weil sie auf Nahrungssuche sind. Und wenn sie stechen, geht es für sie um Leben und Tod. Denn sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Insgesamt sind Bienen sehr friedliche Artgenossen – und dazu auch noch unglaublich wichtig für uns Menschen. Sie sind nämlich nicht nur Honiglieferanten, sondern mit die wichtigsten Bestäuber, die es gibt: Rund 75 Prozent unserer Nahrungsmittelpflanzen weltweit sind davon abhängig, dass sie bestäubt werden. Bei uns in Deutschland sind sogar 80 Prozent auf die Arbeit der Bienen angewiesen. Dazu gehören unter anderem viele Pflanzen, die für uns Grundnahrungsmittel sind oder auch Exemplare, die medizinischen Zwecken dienen. So sähe es ohne die Bienen für fast alle Obstsorten schlecht aus: Sie könnten keine Früchte mehr tragen. Aber auch zum Beispiel Nüsse, Avocados, Sojabohnen, Spargel, Broccoli, Sellerie, Kürbisse und Gurken würden ohne Bestäubung nicht wachsen.
Darum brauchen wir Bienen
Das würde uns Menschen sogar gleich mehrmals treffen. Zum einen direkt, wenn Äpfel, Erdbeeren und andere leckere Früchte oder Gemüsesorten plötzlich nicht mehr da wären. Zum anderen sind diese Pflanzen aber auch Teil der Nahrungskette, die zumindest bei Fleischessern am Ende auch wieder bei uns auf dem Teller endet. Von Obst und Gemüse ernähren sich nicht nur wir Menschen, sondern auch kleinere Tiere. Die werden von größeren gefressen, die wir Menschen dann wiederum essen könnten. Und werden wichtige Pflanzen, deren Blüten in der Medizin zum Einsatz kommen, nicht bestäubt, müssten wir auch zum Beispiel für beruhigende Mittel wie Baldrian oder Lavendel Alternativen finden. Aber auch Salben wie etwa mit Calendula-Extrakt, würde es nicht geben. Ebenso viele Sorten von Pflanzenkosmetik.
Um auf all diese Zusammenhänge hinzuweisen, hatte der slowenische Imkerverband schon im Jahr 2014 mit Unterstützung der Regierung die „World Bee Day Initiative“ gestartet. 2018 wurde das Ganze von den Vereinten Nationen aufgegriffen und für den 20. Mai der UN-Weltbienentag ausgerufen. Am 20. August ist außerdem auf Initiative von amerikanischen Imkern seit 2009 in den USA der Tag der Honigbiene – speziell für die Bienen, die im Gegensatz zu den sogenannten Wildbienen, ihren gesammelten Blütenstaub und Nektar zu Honig verarbeiten. Wildbienen verbrauchen Nektar direkt.
So entsteht Honig
Die Honigbienen saugen mit ihrem Rüssel auf ihren Flügen unter anderem Nektar oder Honigtau aus den angesteuerten Blüten heraus und lagern ihn entweder im sogenannten Honigmagen (oder auch Honigblase genannt), eine Art Kropf. Zurück im Bienenstock übergeben sie die wertvolle Fracht an eine Stockbiene, die speziell für diese Aufgabe im Bienenstock lebt und ihn nicht wie die Honigbiene verlässt. Sie würgen den Nektar also wieder hoch. Und auch die Stockbiene gibt den entgegengenommenen Honig nochmal an andere Arbeitsbienen weiter, bevor er schlussendlich in den Waben im Bienenstock eingelagert wird. Bei diesem Prozess werden dem Nektar jedes Mal körpereigene Enzyme der jeweiligen Biene beigemischt, was ihn am Ende so wertvoll und gesund macht. Außerdem verdunstet sowohl beim Weitergeben als auch später in den zunächst offenen Waben das Wasser aus dem Nektar – und so entsteht daraus langsam der uns bekannte Honig. Ist genug Wasser verdunstet, werden die Waben mit Wachs verschlossen. Der Wassergehalt im Honig ist später ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Es darf nicht zu viel darin enthalten sein. Die Honigverordnung erlaubt bis zu 20 Prozent. Ist mehr vorhanden, kann der Honig gären.
Außer Nektar sammeln die Bienen auch noch Honigtau, der von Blattläusen produziert wird, die sich vorher von Pflanzensaft von Laub- und Nadelbäumen ernährt haben. Auch daraus entsteht dann Honig.
Welche Honigsorten gibt es?
Zunächst unterteilt man Honigsorten in sortenrein oder nicht sortenrein. Die Definition dafür liegt in der Zusammensetzung des Honigs aus unterschiedlichen Sorten, also Quellen von Nektar. Normalerweise sind Bienen blütenstet, fliegen also am liebsten immer zu der gleichen Sorte Blüten wie etwa Lindenblüten oder Rapsblüten. Diese festen Quellen nennen die Imker Tracht. Besteht nun ein Honig zu 60 bis 80 Prozent aus einer Tracht, so ist er sortenrein. Ist er aus mehreren unterschiedlichen Quellen gemischt entstanden, also zum Beispiel Linde und Raps, so ist er nicht mehr sortenrein. Das ist dann der Blütenhonig.
Bei der Verarbeitung aus den Waben, darf der Honig nicht verändert werden. Die Imker müssen vorsichtig die verschließende Wachsschicht entfernen, dann wird der Honig aus den Waben herausgeschleudert. Anschließend werden grobe Verunreinigungen entfernt – und das war es auch schon. Mehr Behandlung ist nicht erlaubt.
Die gängigsten Sorten in Deutschland sind:
- Lindenblüten- oder Lindentauhonig: Er ist besonders im nördlichen Teil Deutschlands beliebt und ein sogenannter Stadthonig, da in den meisten Städten Linden die verbreitetsten Bäume sind. Dieser Honig ist hellgelb bis hellgrün – wobei der Anteil von Lindentau ihn eher leicht dunkler färben kann. Richtig hell ist nur Lindenblütenhonig. Er schmeckt frisch und kann eine leicht zitronige Note haben. Bei mehr Lindentau-Anteil wird er leicht karamellig.
- Rapshonig: Dieser Honig ist cremig und weiß. Die Cremigkeit bekommt er, weil er wegen seines hohen Anteils an Traubenzucker kräftig gerührt werden muss, um nicht hart zu werden. Sein Geschmack ist mild süßlich.
- Akazienhonig: Er stammt von der sogenannten falschen Akazie, der Robinie. Er ist hellgelb und durch seinen hohen Fruchtzuckeranteil flüssig. Sein Geschmack ist sehr dezent, leicht blumig. Echten Akazienhonig gibt es nur dort, wo auch Akazien wachsen, zum Beispiel in tropischen oder subtropischen Regionen und in Teilen Ungarns.
- Waldhonig: Kräftig, herb, flüssig und dunkel. Dieser Honig ist eigentlich ein Honigtauhonig, weil er aus dem Honigtau, also den Ausscheidungen von Blattläusen gewonnen wird – den die Bienen zusätzlich zum Nektar auch sammeln. Typische Quellen sind Fichten, Tanne, Kiefern, Eichen, Ahorn und Linden.
- Wildblütenhonig: Der Nektar für diese Sorte muss von wild wachsenden Pflanzen stammen, es darf keine Beimischung aus Nektar von Kulturpflanzen geben. In Deutschland wird diese Sorte daher nur sehr selten produziert, sie stammt überwiegend aus Lateinamerika. Er kann je nach Trachten sowohl in Farbe und Geschmack als auch in der Konsistenz variieren: von mild bis kräftig, hell bis dunkel und flüssig bis fest, wobei flüssig überwiegt.
Wie gesund ist Honig?
Honig hat viele gesunde Inhaltsstoffe: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme. Allerdings überwiegen mit 70 bis 80 Prozent Zucker und mit 20 Prozent Wasser. Alles andere ist nur in geringen Dosen von etwa 4 bis 5 Prozent vorhanden. Darum ist Honig – auch aufgrund seiner Herstellung – zwar ein Naturprodukt, in besonderem Maße gesund ist er jedoch nicht. Es gibt zwar einige Untersuchungen und Versuche mit Honig unter anderem zur Viren- oder Bakterienbekämpfung. Sie sind aber alle nicht abschließend wissenschaftlich abgesichert.