„Atschai“, „Aasai“ oder vielleicht „Akai“? So richtig scheinen nur die wenigsten zu wissen, wie man den Namen der Acai-Beere korrekt ausspricht. Vor allem in den sozialen Netzwerken sind sich viele allerdings sehr sicher darüber, was ihre angeblich wundersame Wirkung als Superfood angeht: Die Acai-Beere (korrekt „Assa-i“, mit scharfem „s“ ausgesprochen) soll mit ihren vielen Antioxidantien gegen zahlreiche Krankheiten vorbeugen, das Immunsystem stärken, beim Abnehmen helfen und gleichzeitig, zur Creme verarbeitet, als Schönheitselixir dienen. Ganz schön viel Verantwortung für eine so kleine Beere. Aber fangen wir vorne an.
Wo kommt die Acai-Beere her?
Die Beere selbst ist nur ein kleiner Teil der Palmenpflanze „Euterpe oleracea“, die hauptsächlich in Brasilien wächst. In bis zu 25 Metern Höhe hängen an den mehrstämmigen Palmen die dunklen, empfindlichen Früchte – die Beeren. Diese sind sogar so empfindlich, dass sie lange Reisen bis nach Europa nicht heile überstehen und wir sie deswegen in Deutschland meist nur als gefriergetrocknetes Pulver kaufen können.
Das steckt im Acai-Pulver
Durch die Gefriertrocknung bleiben viele, aber nicht alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten. 2006 haben Alexander G. Schauss und Xianli Wu mit mehreren Kollegen für ein Fachmagazin für Nahrungsmittelchemie solch ein Pulver untersucht und festgestellt, dass 100 Gramm davon neben 8,1 g Eiweiß und 32,5 g Fett nur circa 1,3 Gramm Zucker enthalten. Das Pulver ist sehr sättigend, schmeckt erdig-nussig und hinterlässt ein trockenes Mundgefühl. Die große Vielfalt der verschiedenen Fettsäuren, Mineralien, Ballaststoffe und Antioxidantien wie Vitamine und Polyphenole (pflanzliche Farb- und Geschmacksstoffe) machen das Pulver zu einem gutem Nährstoff-Lieferanten. So kann es tatsächlich dabei helfen, Krankheiten vorzubeugen. Seinen besonders guten Ruf verdankt das Pulver aber vor allem bestimmten pflanzlichen Farbstoffen, den Anthocyanen. Mit einem Gehalt von 3,2 Milligramm pro Gramm ist von diesen besonders viel enthalten. In der Theorie können sie im Körper besonders gut freie Radikale binden und so ungewollte Reaktionsprozesse verlangsamen. Unser Körper kann derart hohe Mengen an Anthocyanen allerdings nur sehr schlecht über die Nahrung verwerten, weshalb der praktische Vorteil der hohen Konzentration dieses Stoffs umstritten ist.
Heimische Alternativen nutzen
In jedem Fall ist das Pulver, das aus Acai-Beeren gewonnen wird, tatsächlich ein guter Allrounder, was die Nährwerte angeht. Mit 10 bis 20 Euro pro 100 Gramm ist es allerdings auch enorm teuer. Nach dem umständlichen Weg von der Beere an der Palme zum Pulver muss die Acai-Frucht außerdem eine sehr weite Reise auf sich nehmen. Viel Aufwand und viele Emissionen entstehen. Zum Glück gibt es aber auch heimische Alternativen, die ebenso vielfältige Inhaltsstoffe haben. Beispielsweise die Heidelbeere: Sie hat noch mehr Vitamine als das Acai-Pulver und ebenfalls viele Antioxidantien und Ballaststoffe. Da sie aber nicht so fettreich ist wie das Acai-Pulver, können Heidelbeeren gut mit Walnüssen und Kürbiskernen kombiniert werden. Mit diesem Mix ist man bei der Nährwertvielfalt sogar noch breiter aufgestellt. Außerdem gibt es diese heimischen Alternativen nicht nur in Pulverform, sondern vor allem frisch geerntet – und Verwirrung um die korrekte Aussprache gibt es auch nicht.