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Stille Nacht, stressige Nacht?

Group 11 4 min Lesezeit   |   16.12.2022

Bitte beachten Sie, dass sich die Aktualität der Inhalte immer auf das Veröffentlichungsdatum bezieht.

Group 20

Autor

Magnus Horn
VIACTIV Krankenkasse

Stille Nacht, stressige Nacht?

Group 11 4 min Lesezeit   |   16.12.2022

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Autor

Magnus Horn

An Weihnachten sollen Liebe und Harmonie herrschen. Doch oft ist mit dem Weihnachtsfest auch Stress verbunden. Corona trägt sein Übriges dazu bei, birgt aber auch neue Chancen.

Für viele Menschen ist es die pure Freude, für andere hingegen ist das Weihnachtsfest regelmäßig mit Stress verbunden. Unterschiedliche Erwartungen, Wünsche und Emotionen prallen aufeinander, wenn Vater, Mutter, Tante, Onkel, Geschwister und Co. zusammentreffen. „Für manche bedeutet das emotionalen Stress“, sagt Psychologin Astrid Beermann aus Oldenburg. Die Beziehungen mit den nahen Familienangehörigen seien nun mal die, die es schon lange gibt. Entsprechend tief seien die Gefühle zueinander, meint sie. „Da gibt es dann vielleicht auch Themen, die ungeklärt sind, oder Bedürfnisse, die nicht erfüllt sind. Die Zusammenkunft lässt einen dann darauf aufmerksam machen.“ Gleichzeitig habe man ein Idealbild von Weihnachten im Kopf und so entstünde ein Spannungsfeld, sagt Beermann. Mögliche Konflikte, die sich an Weihnachten entzünden, seien aber oft mit vielfältigen Themen verbunden, die meist eine längere Geschichte haben. „Warum dann nicht gucken, dass man sich im Laufe des Jahres mal Zeit füreinander nimmt, um bestimmte Dinge zu klären, gegebenenfalls auch mit Unterstützung von außen, zum Beispiel mit einem Familientherapeuten?“

Im Vorfeld reflektieren

Um dem Trubel etwas entspannter zu begegnen, sei es hilfreich, zunächst für sich selbst festzustellen, was man vom Fest erwarte und sich die Situation bewusst zu machen. „Welche Wünsche habe ich? Was muss passieren, damit ich hinterher sage, dass es richtig schön war?“ Das seien Fragen, mit denen man sich im Vorfeld beschäftigen kann – und diese dann auch mit den Mitfeiernden zu teilen. Denn die haben vielleicht wieder andere Vorstellungen oder man entdeckt Übereinstimmungen, die man nicht vermutet hätte.

Doch darf man eigentlich entgegen den sozialen Erwartungen an das Weihnachtsfest andere Vorstellungen haben? Für manche Menschen – „die Mehrheit erlebt gute Weihnachten“ – bedeutet Weihnachten Stress: Es muss ein bestimmtes Essen geben, der Weihnachtsbaum wird zu einem bestimmten Zeitpunkt geschmückt und ohnehin muss alles picobello sein und funktionieren. „Vielleicht will man ja eigentlich etwas anderes und ist in diesem Fall einfach nicht authentisch, nur um den von außen herangetragenen Erwartungen gerecht zu werden“, sagt Beermann.

Wünsche und Bedürfnisse äußern

Innerhalb der Familie über die Bedürfnisse und auch Wünsche zu sprechen, kann daher sehr hilfreich sein. Ist die Beziehung untereinander gut, dann sollte das auch kein Problem sein. „Dann kann man zusammen überlegen, was man eventuell ändern will, und bekommt so auch ein Gefühl dafür, was andere wollen, und man selbst wird verstanden.“ Wichtig sei, Wünsche und Bedürfnisse frühzeitig zu äußern, darüber ins Gespräch zu kommen und sie nicht als Vorwurf verstanden zu wissen.

Neue Herausforderung und Chance für alle

Das diesjährige Weihnachtsfest stellt Familien dabei auf den ersten Blick nochmal vor ganz neue Herausforderungen. Eventuell verzichtet man auf den Besuch der Großeltern oder andere üblichen Traditionen. Auch hier können die Meinungen durchaus mal auseinandergehen. Die einen finden die Kontaktbeschränkungen gut und sinnvoll, andere wollen sich unter gar keinen Umständen anpassen. „Auch hier kann es hilfreich sein, über die eventuellen Unterschiede zu sprechen und dann konstruktiv zu handeln“, sagt Beermann. Ein Weihnachten wie dieses ist einzigartig – und neu. „Und zwar für alle, das muss man anerkennen.“

Beermann sieht in der Ausnahmesituation auch eine Chance: Wenn Muster durchbrochen würden, spürt man die Unterschiede besonders stark. Das eröffnet auch Räume für erwünschte Veränderungen, erklärt Beermann. „Hier kann man doch auch kreativ werden und neue Ideen entwickeln. Und so werden möglicherweise neue Weihnachtsrituale geschaffen, über die man sonst nie nachgedacht hätte. Ich denke, dass die Vielfalt des Weihnachtsrituals in Zukunft steigen wird.“

Beziehungen gewinnen an Bedeutung

Auch die Beziehung untereinander könne gestärkt werden, denn wenn etwas fehlt, merkt man erst, wie man es vermisst. „Man fängt an, stärker über gewisse Dinge nachzudenken und die Bedeutung von Beziehungen stärker zu spüren, weil man den direkten Kontakt gerade vielleicht nicht hat.“ Und gerade Weihnachten bietet dann doch für kleine Gesten der Freundschaft und Liebe in anderer Form wie Grußkarten, Videobotschaften und Co. die beste Gelegenheit. Alles ganz ohne Stress.

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