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So funktioniert der Gleichgewichtssinn

Group 11 4 min Lesezeit   |   02.07.2021

Bitte beachten Sie, dass sich die Aktualität der Inhalte immer auf das Veröffentlichungsdatum bezieht.

Group 20

Autor

Lennart Krause
VIACTIV Krankenkasse

So funktioniert der Gleichgewichtssinn

Group 11 4 min Lesezeit   |   02.07.2021

Bitte beachten Sie, dass sich die Aktualität der Inhalte immer auf das Veröffentlichungsdatum bezieht.

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Group 20

Autor

Lennart Krause

Gehen, laufen, springen – ohne unseren Gleichgewichtssinn könnten wir den Alltag unmöglich meistern. Doch was genau passiert im Körper? Und wie kann man ihn trainieren?

Dass wir unfallfrei vom Schlafzimmer ins Badezimmer gehen, ist für die allermeisten von uns im Alltag keine Erwähnung wert. Warum auch. Gehen ist schließlich nicht schwer, oder? Unser Körper wäre da sicherlich ganz anderer Meinung. Schon normales Gehen nötigt ihm zahlreiche Prozesse ab, die reibungslos funktionieren müssen. Eine ganz zentrale Rolle nimmt dabei unser Gleichgewichtssinn ein.

Orientierung kommt vom Gleichgewichtssinn

Oben, unten, hinten, vorne, rechts, links – ohne Gleichgewicht wäre es für unseren Körper unmöglich, sich im Raum zu orientieren. Oder überhaupt aufrecht zu stehen, da wir niemals die Balance halten können. Doch was genau passiert in uns den lieben langen Tag? Wie schaffen wir es (wenn keine Erkrankung vorliegt) offenbar mühelos, nicht nur zu gehen, sondern auch zu laufen, zu springen oder zu balancieren?

Die meiste Arbeit leistet, wie könnte es anders sein, unser Gehirn. Das Gleichgewichtszentrum liegt im Hirnstamm und verarbeitet alle eingehenden Informationen. Dabei sind vor allem drei Kanäle entscheidend: das optische System, das propriozeptive System und das vestibuläre System. Doch was genau hat es damit auf sich?

  • Das optische System

Hierunter können sich vermutlich auch Laien am einfachsten etwas vorstellen. Das optische System ist nichts anderes als das Sehen. Es geht also um die Informationen, die von unseren Augen aufgenommen und an das Gehirn weitergeleitet werden. Etwa von unserer Umgebung, in der wir uns bewegen.

  • Das propriozeptive System

Propriozeption ist der Fachbegriff für die Wahrnehmung und Stellung des eigenen Körpers im Raum. Ganz vereinfacht gesagt geht es darum, dass unsere Muskeln, Gelenke und auch unsere Haut (über Drucksensoren) permanent Informationen an das Gehirn senden, in welcher Haltung wir uns befinden, auf welchen Untergrund wir laufen und wie schnell wir unterwegs sind.

  • Das vestibuläre System

Hier geht es um Informationen, die direkt von den Gleichgewichtsorganen (Vestibularorgan) an unser Gehirn gesendet werden. Diese sitzen im rechten und linken Innenohr im Felsenbein (übrigens der härteste Knochen im menschlichen Körper). Das Gleichgewichtsorgan besteht jeweils aus einem großen und einem kleinen Vorhofsäckchen sowie aus drei bogenförmigen Gängen, die teilweise mit Lymphflüssigkeit gefüllt sind. Sie stehen rechtwinklig zueinander und auf den Innenwänden finden sich extrem empfindliche Sinneshaare. Bei jeder kleinsten Bewegung gerät die Flüssigkeit in Bewegung und reizt so die Sinneshaare, die die Informationen dann an das Gehirn weitermelden. So erklärt sich auch, warum uns schwindlig wird, wenn wir uns schnell drehen. Denn über die Bogengänge nimmt das Gehirn auch Drehbewegungen des Kopfes wahr. Drehen wir uns schnell im Kreis und bleiben dann stehen, rotiert die Flüssigkeit noch etwas weiter, meldet dem Gehirn also, dass wir uns noch drehen würden, obwohl der Kopf eigentlich gerade ist.

Das Gehirn als Schaltzentrale fürs Gleichgewicht

Die beschriebenen Systeme arbeiten also wie Abteilungen, die permanent Informationen erfassen und an das Gehirn, die Zentrale, schicken. Dieses verarbeitet die Daten, führt sie zusammen und entwickelt daraus Handlungsanweisungen, die es an den Körper weitergibt, damit er die richtigen Muskeln und Gelenke bewegt, um sicher geradeaus zu laufen. Wie komplex die Aufgabe ist, wird deutlich, wenn man an eine Schiffsreise denkt. Sitzt man bei schwerem Wellengang unter Deck und liest ein Buch, bekommt das Gehirn aufgrund der schaukelnden Wellen die Informationen, dass sich der Körper bewegt. Das optische System aber fokussiert sich auf ein Buch, also einen festen Punkt. Die Informationen passen nicht zusammen, weshalb leichter Schwindel oder auch Übelkeit die Folgen sein können (das hängt mit bestimmten Nervenbahnen zusammen).

Erwachsene und Kinder brauchen Gleichgewichtstraining

Bleibt noch die Frage offen, ob man seinen Gleichgewichtssinn eigentlich trainieren kann. Die eindeutige Antwort: Man kann. Schon das Balancieren auf einem Baumstamm oder das Stehen auf einem Bein sind Trainingsformen, die den Gleichgewichtssinn schulen. Mit nachhaltigem Effekt. So zeigt eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2017, dass Gleichgewichtstraining vor Sportverletzungen schützen kann, etwa am Knie, und zur Verbesserung der Körperhaltung beiträgt.

Auch Kinder sollten von Eltern aktiv beim Gleichgewichtstraining unterstützt werden, schließlich entwickelt sich der Sinn stetig weiter. Aber keine Sorge, es braucht keinen ausgeklügelten Trainingsplan, sondern vor allem die Motivation für Bewegung. Ob Radfahren, Trampolinspringen oder Schaukeln – all das schult das Gleichgewicht. Und macht nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Spaß.

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