Immer mehr Menschen verzichten auf Kuhmilch und greifen stattdessen zu Pflanzendrinks. Aber was steckt in den Alternativen, wie gesund sind sie und können sie Milch wirklich ersetzen?
Egal ob als Getränk, im Kaffee und Müsli oder zum Backen und Kochen – Milch lässt sich universell einsetzen. Kein Wunder also, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland im Jahr 2000 bei rund 54 Kilogramm lag. Doch die Beliebtheit lässt langsam, aber sicher nach. 2019 lag er „nur“ noch bei 49,5 Kilogramm und damit erstmals und der 50-Kilogramm-Marke, heißt es vonseiten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Ein Grund dafür wird nicht genannt, doch spielen an dieser Stelle sicherlich auch die vielen Milchalternativen, die auf dem Markt sind, eine Rolle.
Welche Alternativen zu Milch gibt es?
Der beliebteste Milchersatz ist der Sojadrink, der von vielen auch immer noch Sojamilch genannt wird. Doch egal welche Bezeichnung man auch verwendet, das Getränk aus Sojabohnen eignet sich sowohl zum Trinken als auch zum Backen. Ähnlich beliebt sind mittlerweile auch Hafer-, Mandel- und Reisdrinks. Ein Blick in die Supermarktregale zeigt, dass die Auswahl mittlerweile noch viel größer ist, als vielleicht gedacht. Da gibt es zum Beispiel Dinkel-, Hirse-, Buchweizen-, Quinoa- und Lupinendrinks. Auch aus diversen Nusssorten lassen sich Milchalternativen herstellen. Die Getränke sind sowohl gesüßt und ungesüßt als auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schoko und Banane erhältlich.
Was steckt in Pflanzendrinks?
Von nussig bis süß, von cremig bis wässrig: Während es in Sachen Geschmack und Konsistenz bei den Milchalternativen durchaus Unterschiede gibt, ist der Herstellungsprozess bei allen Sorten ähnlich. Die Pflanzendrinks bestehen nämlich zunächst einmal aus – wie sollte es auch anders sein – der namensgebenden Zutat und Wasser. Soja, Reise, Mandeln und Co. werden entweder eingeweicht und feucht vermahlen oder zunächst gemahlen und dann eingeweicht. Anschließend werden weitere Zutaten wie zum Beispiel Öle, Salz oder Süßungsmittel und Zusatzstoffe wie Vitamine, Stabilisatoren und Verdickungsmittel zugegeben. Bevor die Milchalternativen abgefüllt werden, werden sie natürlich noch homogenisiert und haltbar gemacht. Haferdrinks aus dem Supermarkt werden in der Regel außerdem noch fermentiert. Dabei bauen zugesetzte Enzyme die im Hafer enthaltene Stärke teilweise zu Zucker ab – deshalb schmeckt sie besonders süß. Wer auf Zucker in der Ernährung verzichten möchte, der sollte also beim Kauf genauer hinschauen. Aber auch sonst lohnt es sich, beim Kauf einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen. Denn wie so oft gilt auch hier: Je kürzer, desto besser.
Kaffee, Müsli und Co.: Welche Milchalternativen eignen sich wofür?
Der eine liebt seinen Kaffee mit einem Schuss Sojamilch, für den anderen müssen es Hafer- oder Kokosmilch sein. Weil der Geschmack der Pflanzendrinks so unterschiedlich ist, muss am Ende jeder selbst entscheiden, welcher Milchersatz den Kaffee verfeinern soll. Auch wer sein Tässchen Kaffee gerne mit hübsch aufgeschäumtem Milchschaum trinkt, kann beruhigt sein. Fast alle Pflanzendrinks lassen sich aufschäumen. Zahlreiche Anbieter haben bereits auf die Nachfrage reagiert und sogenannte Barista-Produkte ins Sortiment aufgenommen. Sie versprechen besonders cremigen, langhaltenden „Milch“-Schaum. Auch beim Kochen und Backen entscheidet am Ende der persönliche Geschmack, welche Milchalternative zum Einsatz kommt. Es gilt das Motto: Probieren geht über studieren. Denn auch in Rezepten lässt sich herkömmliche Milch meist eins zu eins durch pflanzliche Alternativen ersetzen.
Sind Pflanzendrinks gesünder?
Für Menschen mit Laktoseintoleranz, von der schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland betroffen sind, sind die Pflanzendrinks eine großartige Alternative. Auch viele Menschen, die nicht unter einer Unverträglichkeit leiden, schwören mittlerweile auf Drinks aus Mandel, Soja und Co. Gesünder als Kuhmilch sind die Alternativen jedoch nicht, sagen Experten. Einige Pflanzendrinks fallen bei Tests sogar komplett durch. So kam etwa Stiftung Warentest zu dem Ergebnis, dass Sojadrinks zwar ähnlich viel Eiweiß liefern wie Vollmilch und dabei auch noch mehr wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten, dafür aber so gut wie kein Kalzium. Auch in Haferdrinks seien Kalzium und Vitamine nur in nennenswerten Mengen enthalten, falls sie zugesetzt werden. Reisdrinks sind zwar von Natur aus glutenfrei und fettarm, dafür aber sehr zuckerhaltig. Außerdem stellte Öko-Test fest, dass zwei Drittel der getesteten Sojamilch-Getränke mit Nickel belastet waren, zudem gab es Drinks, in denen gentechnisch veränderte DNA und Phosphate gefunden wurden. Deshalb sollte man auch Pflanzendrinks immer nur in Maßen genießen.
Wie steht es um die Umweltverträglichkeit von Pflanzendrinks?
Die Herstellung von Pflanzendrinks belastet laut Stiftung Warentest die Umwelt deutlich weniger als die Herstellung von Kuhmilch. Denn: Kühe setzen Kohlendioxid und Methan frei. Darüber hinaus wird viel Land für Futter benötigt und Frischmilch wird energieintensiv gekühlt. Allerdings seien auch einige pflanzliche Alternativen nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Mandelbaum-Plantagen und Reisfelder verbrauchen zum Beispiel extrem viel Wasser – und das an Orten, zum Beispiel im Mittelmeerraum, wo Wasser ohnehin ein knappes Gut ist.
Pflanzendrinks – einfaches DIY
Natürlich kann man einfach in den nächsten Supermarkt gehen und sich sein Lieblingsgetränk kaufen. Es geht aber auch anders. Denn ein Haferdrink lässt sich auch besonders einfach und kostengünstig selbst herstellen. Dafür braucht man nur 100 Gramm Haferflocken, 1,5 Liter Wasser und eine Prise Salz. Optional kann man – je nach Geschmack – den Drink noch mit Zucker, Datteln, Zimt, Honig oder Agavendicksaft süßen. Und so geht es:
- Das Wasser aufkochen und die Haferflocken und das Salz dazugeben. Falls gewünscht, kann man auch den Zucker oder ein anderes Süßungsmittel hinzugeben. Alles für ein bis zwei Minuten köcheln lassen.
- Anschließend muss die Mischung abkühlen, ehe sie mithilfe eines Standmixers püriert werden kann.
- Zu guter Letzt die Masse in einen Nussmilchbeutel oder in ein grobes Leinentuch geben und ausdrücken, bis keine Flüssigkeit mehr austritt. Fertig.