Schimmelpilze gibt es überall. Die winzigen fadenförmigen Pilze, die sich über ihre Sporen fortpflanzen, siedeln sich da an, wo es feucht-warm ist – draußen unter Laub oder in der Gartenerde, innen an Tapeten, Kunststoffen, Holzverschalungen.1
Über die Luft eingeatmete Schimmelsporen können allergische Reaktionen verursachen und Atemwegserkrankungen verstärken. Schimmelbefall in der Wohnung löst daher oft Verunsicherung hervor2, erst recht, wenn dazu Symptome auftreten. Eine Diagnose ist jedoch schwierig.3 Auch verdorbene Lebensmittel können Schimmelpilzallergene enthalten.4 Diese führen jedoch seltener zu einer Sensibilisierung – der erste Schritt hin zur Entwicklung einer Allergie.
Dieser Artikel erklärt, wie sich eine Schimmelpilzallergie äußert, was ihre Ursachen sind, wie sie diagnostiziert wird, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie man ihr vorbeugen kann.
Symptome: Wie äußert sich eine Schimmelpilzallergie?
Eine Schimmelpilzallergie kann vielfältige Symptome haben. Zu den häufigen Symptomen zählen5:
- Niesanfälle, Schnupfen, Husten
- Augenreizungen
- Müdigkeit und Schlafstörungen6
- Gelenk- und Kopfschmerzen
- Allergisches Asthma
- Magen-Darm-Beschwerden
„Kontakt zu Schimmelpilzen kann auch zu Schleimhaut-Irritationen, Geruchswirkungen und Befindlichkeitsstörungen führen, die nicht auf einer allergischen Reaktion beruhen7“, sagt Prof. Monika Raulf, Stellvertretende Sektionssprecherin Umweltmedizin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie sowie Mitautorin der aktuellen Schimmelpilz-Leitlinie. Bei Schimmelbefall treten häufig auch noch Bakterien oder Mikroorganismen wie Milben auf, von denen ebenfalls gesundheitliche Risiken ausgehen können.
Ursachen: Wie entsteht eine Schimmelpilzallergie?
„400 Schimmelpilzarten gelten als potenziell allergiesensibilisierend“, sagt die Expertin. „Als sichere Allergieauslöser sind 43 Arten identifiziert.“8 Kommt man über Atemluft oder Nahrung mit den Allergenen in Kontakt, bekämpft das Immunsystem von Allergikern diese stärker als notwendig – typische Symptome sind die Folge. Ob Schimmelpilze Allergien verursachen können, hängt davon ab, wie empfänglich die Person ist und welcher Allergenkonzentration sie ausgesetzt ist.
Um Schimmelpilzbefall in Innenräumen zu messen, gibt es verschiedene Methoden. Eine gängige Untersuchung ist etwa die Luftprobenahme, bei der Luftproben mit speziellen Geräten gesammelt und im Labor auf Schimmelpilzsporen analysiert werden. Zunehmend werden auch Schimmelpilz-Spürhunde eingesetzt. Denn fast alle Schimmelpilze geben flüchtige organische Stoffe an die Raumluft ab, die ein speziell trainierter Hund riechen kann. Das Umweltbundesamt rät jedoch von einigen Verfahren wie Schnelltests oder Staubproben wegen Unzuverlässigkeit ab.
Die Zusammenhänge zwischen möglichen allergischen Reaktionen und Schimmel in der Wohnung sind sehr komplex. Schimmelpilze geben etwa Sporen nicht gleichmäßig an die Luft ab. Es gibt auch keine Grenzwerte für gesundheitlich unbedenkliche Schimmelpilz-Konzentrationen.9
„Die Gefahr einer Schimmelpilzallergie wird zum Teil überschätzt“, sagt Allergologin Raulf. Zum Vergleich: In der Bevölkerung reagieren rund 25 Prozent der Menschen sensibel auf Gräserpollen.10 Bei Schimmelpilzen sind es circa fünf Prozent.11 „Manche Personengruppen sind dabei stärker gefährdet“, so Raulf.
Diese Faktoren können das Risiko für eine Schimmelpilzallergie erhöhen:
- Asthma
- Bereits bekannte Allergien
- Geschwächtes Immunsystem (u. a. nach schwerer Covid-19- oder Grippeinfektion)
- Mukoviszidose12 (eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der innerhalb der Zellen Schleim entsteht und Organe verstopfen)
Diagnose: Wie stellt man eine Schimmelpilzallergie fest?
Eine Schimmelpilzallergie festzustellen, ist nicht einfach. „Es braucht einen Allergologen, der sich mit der Thematik auskennt“, so Raulf. Eine Sensibilisierung auf Schimmelpilze kann prinzipiell durch Allergietests aufgedeckt werden – über Haut- oder Bluttests. Ob eine Allergie vorliegt, prüft man per Provokationstest. Dabei werden bewusst Symptome an den Schleimhäuten hervorgerufen. Dafür geben Ärzte und Ärztinnen das vermutete Allergen in genau festgelegter Menge auf die Nasenschleimhaut, die Augenbindehaut oder die Bronchien. Auftretende Symptome wie Niesreiz, Fließschnupfen oder Anschwellen der Nasenschleimhaut werden genau erfasst. Da es dabei zu starken allergischen Reaktionen kommen kann, werden Provokationstests nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.
Ein grundlegendes Problem ist jedoch die Verfügbarkeit gezielter Diagnostika.13 „Für die meisten im Innenraum vorkommenden Schimmelpilze gibt es derzeit keine spezifischen Testextrakte“, sagt die Allergologin.
Behandlung: Was hilft bei einer Schimmelpilzallergie?
„Wie bei jeder Allergie ist auch bei einer Schimmelpilzallergie wichtig, das Allergen zu reduzieren“, sagt Expertin Raulf. „Schimmelpilz in Innenräumen darf nicht hingenommen werden.“ Es sei essenziell, die Ursache der übermäßigen Feuchtigkeit zu beseitigen. Kleineren Befall kann man selbst entfernen, für größere Stellen ist eine professionelle Sanierung nötig.
Zur Behandlung einer Schimmelpilzallergie stehen Antihistaminika in Form von Sprays, Tropfen oder Tabletten zur Verfügung, die die Symptome kontrollieren. Wenn sich der Kontakt nicht vermeiden lässt, kann eine spezifische Immuntherapie (Verweis Artikel Hyposensibilisierung) die Empfindlichkeit gegenüber Schimmel reduzieren. Dafür muss jedoch der genaue Allergieauslöser identifiziert sein. „Ein gutes Präparat gibt es etwa für die Schimmelpilzart Alternaria alternata“ 14, sagt die Expertin.
Prävention: Wie kann man einer Schimmelpilzallergie vorbeugen?
Vor Schimmelpilzsporen in der Außenluft kann man sich nicht wirklich schützen. In Zukunft soll es ähnlich dem Pollenflugkalender auch ein Pilzsporen-Monitoring geben, um die Lage einschätzen zu können.15 So wie beim Pollenflug-Monitor analysieren dann Umweltmediziner und -medizinerinnen den Pollenflug mit automatischen Messgeräten und stellen die Informationen zur Pilzsporenbelastung der Luft bereit.
In Innenräumen gilt es, Feuchtigkeitsprobleme zu vermeiden. Gut und ausreichend zu lüften ist essenziell. „Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten vorsorgliche Hygienemaßnahmen ergreifen“, empfiehlt Expertin Raulf.
Tipps gegen Schimmelpilze 16
- Innenräume regelmäßig lüften – insbesondere Quer- und Stoßlüften
- Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 Prozent17
- Größere Möbel mit etwas Abstand von der Wand aufstellen
- Küchenabfälle nicht offen liegen lassen, Müll häufig entsorgen, Kühlschrank gut reinigen
- Lebensmittel möglichst frisch verzehren
- Auf Zimmerpflanzen, Luftbefeuchter, Klimaanlagen besser verzichten
- Bei Gartenarbeiten möglichst wenig mit abgestorbenen Pflanzenteilen und Kompost in Kontakt kommen
Fazit
Schimmelpilze kommen überall in unserer Umwelt vor – im Freien wie innen. Massiver Schimmelbefall in der Wohnung oder am Arbeitsplatz kann die Atemwege reizen und zu allergischen Reaktionen führen. Eine individuelle gesundheitliche Bewertung ist jedoch schwierig. Wichtig ist, Schimmelbefall in Innenräumen konsequent zu beseitigen.