Jedes Jahr erkranken rund 70.000 Frauen und 700 Männer an Brustkrebs. Nach Abschluss der Ersttherapie beginnt für diese Patientinnen und Patienten die Phase der Brustkrebsnachsorge. Die Kontrolluntersuchungen erstrecken sich in der Regel über einen Zeitraum von zehn Jahren.1 Was die Nachsorge genau beinhaltet, hängt immer von der individuellen Situation der betroffenen Frau oder des betroffenen Mannes ab.
Warum ist die Nachsorge so wichtig?
„Die Nachsorge hat zwei Zielsetzungen“, erklärt Dr. Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg: „Zum einen soll sie örtliche Rückfälle oder auch Zweittumore möglichst frühzeitig erkennen und zum anderen eventuelle Krankheits- und Therapiefolgen erkennen und behandeln.“
Darüber hinaus bringt die Nachsorge noch weitere Vorteile mit sich. Sie beinhaltet oft eine psychosoziale Beratung, hilft dabei, die körperliche Leistungsfähigkeit zurückzugewinnen und liefert Tipps für einen gesunden Lebensstil.2
Wie läuft die Nachsorge ab?
Die Nachsorge findet in der Regel bei einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin statt. Das Leitlinienprogramm3 Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften gibt bestimmte Untersuchungen in zeitlicher Abfolge vor. Der Nachsorge-Zeitplan sieht wie folgt aus:
1. bis 3. Jahr
- Gespräch, körperliche Untersuchung: An erster Stelle steht hier das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin, in dem es um den körperlichen und seelischen Zustand der Patientin oder des Patienten geht. Außerdem erfolgt eine Untersuchung der Brust. Diese Untersuchungen werden in der Regel alle drei Monate durchgeführt.
- Mammografie: Nach Brusterhaltung alle zwölf Monate beidseits.
- Ultraschall: Ebenfalls alle zwölf Monate beidseits.
- Laboruntersuchungen oder andere bildgebende Verfahren wie eine Kernspintomografie (eine bildgebende Untersuchung, bei der mittels Magnetfeldern und Radiowellen detaillierte Bilder des Körperinneren erstellt werden) kommen nur dann zum Einsatz, wenn die Mammografie- oder Ultraschallbefunde nicht eindeutig sind.
Ab dem 4. Jahr
Nach drei Jahren ändern sich die Intervalle der oben beschriebenen Untersuchungen. Das Gespräch und die körperliche Untersuchung erfolgen halbjährlich, Mammografie und Brustultraschall alle zwölf Monate. Andere Untersuchungen erfolgen nur dann, wenn vermutet wird, dass in der gleichen Brust erneut ein Tumor wächst, bei Metastasen oder Therapienebenwirkungen.
Ab dem 6. Jahr
Die Früherkennung sollte ab dem 6. Jahr einmal jährlich stattfinden. Sie besteht neben Untersuchung und Gespräch aus Mammografie und Brustultraschall. Für weitergehende Untersuchungen gelten die bereits erwähnten Voraussetzungen.
Je nach Patientin oder Patient können oder müssen die Untersuchungen individuell abgestimmt werden. Der Nachsorge-Zeitplan bildet daher nur einen allgemeinen Rahmen.
Wie können Rückfälle verhindert werden?
„Die Nachsorgeuntersuchungen können einen Rückfall nicht verhindern, sondern ihn nur früh entdecken“, sagt Krebsexpertin Weg-Remers. Frauen können das Rückfallrisiko vor allem durch einen gesunden Lebensstil senken. Das legt zum Beispiel eine aktuelle Studie aus den USA nahe.4 Zu einem gesunden Lebensstil gehören insbesondere ausreichend Bewegung, eine gesunde Ernährung, Normalgewicht sowie der weitgehende Verzicht auf Nikotin und Alkohol.5
Psychosoziale Nachbetreuung ist ebenso wichtig
Neben der medizinischen Nachsorge sollte auch die Nachbetreuung der Seele nicht zu kurz kommen. Schließlich ist eine Krebserkrankung eine erhebliche mentale Belastung für die betroffene Person. „Wir wissen, dass etwa 30 Prozent der Frauen während der Krebstherapie eine behandlungsbedürftige psychische Belastungsreaktion entwickeln“, sagt Susanne Weg-Remers. Auch in der Nachsorge komme es häufig zu Situationen, in denen Frauen eine psychoonkologische Unterstützung benötigten – vor allem die Angst davor, dass der Krebs wiederkommt, sei dabei oft bestimmend, berichtet Weg-Remers.
Erschwerend hinzu kämen ihrer Erfahrung nach auch Veränderungen des Körperbildes, Veränderungen in der Partnerschaft und eine generell verminderte Belastbarkeit mit Folgen für das Familien- und Berufsleben. Betroffene sollten sich daher nicht davor scheuen, professionelle Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Sie können dazu beitragen, besser mit der Situation klarzukommen. Auch der Austausch mit anderen Krebspatientinnen und -patienten in Selbsthilfegruppen tut vielen Betroffenen gut – hier gibt es mittlerweile ein großes Angebot.6