Wer an klassische Kinderkrankheiten denkt, dem kommt vermutlich Mumps – neben Masern und Röteln – in den Sinn. Auch wenn die Erkrankung heute relativ selten ist, treten in Deutschland jährlich im Durchschnitt noch rund 700 Mumpsfälle auf. Deshalb sollte Mumps weiterhin ernst genommen werden.
Definition
Mumps, auch Parotitis epidemica (von Glandula parotis = Ohrspeicheldrüse) oder umgangssprachlich „Ziegenpeter“ genannt, ist eine ansteckende Infektionskrankheit. Erreger ist das Mumpsvirus.1 „Die Ansteckung erfolgt über eine sogenannte Tröpfcheninfektion“, erklärt Burkhard Rodeck, Kinder- und Jugendarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. „Mit den Ausscheidungen aus dem Nasen-Rachenraum, dem Abhusten von kleinen Tröpfchen, kommt es dann zur Übertragung dieser Viren.“
Die Symptome von Mumps
Das Hauptsymptom einer Mumpserkrankung ist eine Speicheldrüsenentzündung, die zu den typischen „Hamsterbacken“ führt. Zu weiteren Symptomen der Erkrankung gehören:
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Abgeschlagenheit
Kinderarzt Rodeck weist darauf hin, dass Virusinfektionen immer auch Ganzkörpererkrankungen seien. So komme es infolge einer Mumpserkrankung bei bis zu zehn Prozent der Erkrankten zu einer Gehirnhautentzündung, die sich durch heftige Kopfschmerzen, Nackensteife und Erbrechen bemerkbar macht. Bei bis zu einem Drittel der männlichen Patienten kommt es infolge von Mumps zu einer Hodenentzündung, die in seltenen Fällen auch zur Unfruchtbarkeit führen kann.2
Diagnose
Die Diagnose erfolgt in der Regel in einer kinderärztlichen Praxis anhand der typischen Mumpssymptome. Nach Angaben des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen ist „bei untypischen Verläufen eine labormedizinische Analyse wichtig. Im Blut können bei einem akuten Mumps IgM-Antikörper, bei einer bereits überstandenen Mumpsinfektion IgG-Antikörper nachgewiesen werden.“3 IgM- und IgG-Antikörper sind Proteine im Blut, die das Immunsystem bei der Abwehr von Infektionen bildet.
Therapie bei Mumps
Eine Therapie im eigentlichen Sinne gibt es gegen Mumps nicht. Es existieren keine spezifischen Medikamente gegen die Erkrankung. Experte Rodeck sagt: „Man kann lediglich die Symptome der Erkrankung behandeln – also zum Beispiel fiebersenkende Medikamente verabreichen.“ Bei Fieber gelten die üblichen Empfehlungen für die Behandlung: Bettruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und, wenn das Kind es verträgt, Wadenwickel.
Prävention
Die wirksamste Präventionsmaßnahme gegen Mumps ist eine Impfung mit einem Mumps-Lebendimpfstoff, das heißt, einem Impfstoff, der abgeschwächte, aber lebende Erreger enthält und eine Immunreaktion auslöst, ohne die Krankheit auszulösen. Sie sollte schon möglichst früh, am Ende des ersten bzw. Anfang des zweiten Lebensjahres erfolgen. „Die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und mittlerweile auch Windpocken wird im Alter von 11 bis 14 Monaten erstmals durchgeführt, dann vier Wochen nach der ersten Impfung noch einmal. Damit hat man einen guten Impfschutz, und das hat einen Großteil des Gefahrenpotenzials dieser sogenannten Kinderkrankheiten genommen“, erläutert Kinderarzt Rodeck.
Meist wird bei beiden Mumpsimpfungen ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der gleichzeitig auch gegen Masern und Röteln immunisiert. Dies fasst man unter dem Begriff „MMR-Impfung“ zusammen. Auch Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind, wird unter bestimmten Umständen eine Impfung empfohlen. Beispielsweise dann, wenn sie bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten möglicherweise in Kontakt zu potenziell infektiösen Personen oder infektiösem Material geraten könnten – etwa in medizinischen Einrichtungen.4
Ein positiver Nebeneffekt der MMR-Impfung sei, wie Experte Rodeck betont, dass man dadurch auch zu „einer Herdenimmunität beiträgt, die die Gesellschaft insgesamt schützt“. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine bundesweite Impfquote von mindestens 95 Prozent bei der zweiten Impfung, um Ausbrüche oder eine kontinuierliche Verbreitung des Mumpsvirus zu verhindern.5 Seit 2005 sind die Mumps-Impfquoten gestiegen, zuletzt hatten rund 93 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine zweite Mumpsimpfung erhalten.6