„Masern auf dem Vormarsch“, „Zahl der Masern-Ansteckungen in Deutschland steigt wieder“ – solche und ähnliche Schlagzeilen konnte man im Herbst 2024 in deutschen Medien lesen. Sie bezogen sich darauf, dass nicht nur in Deutschland mit 555 Fällen (Stand: 27.09.24), sondern in ganz Europa wieder mehr Fälle der Infektionskrankheit zu verzeichnen sind. Die Gründe dafür sind vermutlich eine zurückgehende Impfbereitschaft, die Einschleppung durch infizierte Reisende und ein Rückgang der Immunität aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen.1
Definition von Masern
Masern sind eine hochansteckende akute Erkrankung mit dem Masernvirus. „Die Ansteckung erfolgt über eine sogenannte Tröpfcheninfektion. Mit den Ausscheidungen aus dem Nasen-Rachenraum, dem Abhusten von kleinen Tröpfchen, kommt es dann zur Übertragung dieser Viren“, erläutert Burkhard Rodeck, Kinder- und Jugendarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Wer nicht geimpft ist und mit einem an Masern erkrankten Kind in einem Raum sitzt, habe eine fast hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, selbst daran zu erkranken, so Rodeck.
Symptome und Auswirkungen
Masern verlaufen typischerweise in zwei Krankheitsphasen.2 Rund zehn Tage nach der Infektion beginnt das sogenannte Vorstadium, auch Prodromalstadium genannt. Hierbei zeigen sich unspezifische grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, Fieber und Husten. Erst nach zwei bis vier Tagen kommt es im Hauptstadium (Exanthemstadium) zum typischen Hautausschlag, der mit hohem Fieberanstieg verbunden ist. Mitunter treten auch eine Lymphknotenschwellung und Durchfall auf.
Der für die Masern charakteristische Hautausschlag, das sogenannte Masern-Exanthem, zeigt sich normalerweise zunächst hinter den Ohren. Die rosa bis bräunlichen Flecken breiten sich schließlich über das Gesicht und den gesamten Körper aus, einschließlich der Handinnenflächen und Fußsohlen. Nach einigen Tagen werden die Flecken dunkler und nehmen eine bräunlich-violette Färbung an. Nach vier bis sieben Tagen verblassen sie in der gleichen Reihenfolge, begleitet von einer leichten Hautschuppung. Das Fieber lässt nach fünf bis sieben Tagen nach. Der Patient oder die Patientin gilt erst dann nicht mehr als ansteckend, wenn der Ausschlag vollständig abgeklungen ist. Die Erholungsphase dauert in der Regel etwa zwei Wochen, sofern keine Komplikationen auftreten.
Masern können auch nach vielen Jahren noch schwerwiegende Komplikationen verursachen. Eine davon ist die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Dabei handelt es sich um eine verzögerte generalisierte verhärtende Gehirnentzündung. Die SSPE betrifft durchschnittlich vier bis elf Personen von 100.000 an Masern Erkrankten und endet immer tödlich.3
Diagnose
Die Diagnose erfolgt in der Regel in einer kinderärztlichen Praxis anhand der typischen Masern-Symptome. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät außerdem „zur Absicherung der Diagnose zu einer Laboruntersuchung, da die Symptome von Röteln, Ringelröteln oder Scharlach sehr ähnlich sind“. Der Nachweis erfolgt in der Regel durch virusspezifische Immunglobuline M (IgM)-Antikörper, die auf eine frische Maserninfektion hinweisen. IgM sind Antikörper, die in Plasmazellen – speziellen weißen Blutkörperchen – gebildet und bei Kontakt mit Krankheitserregern oder anderen Fremdstoffen ins Blut abgegeben werden.
Therapie
Gegen Masern gibt es keine spezifischen Medikamente. Kinderarzt Rodeck sagt: „Man kann lediglich die Symptome der Erkrankung behandeln – also zum Beispiel fiebersenkende Medikamente verabreichen.“ Bei Fieber gelten darüber hinaus die üblichen Empfehlungen wie etwa Bettruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und bei Bedarf und wenn sie das Kind toleriert Wadenwickel.
Prävention
Wie auch bei Mumps und Röteln gilt: Eine Impfung ist die wirksamste Form der Prävention. Die erste Masern-Impfung wird gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin üblicherweise im Alter von 11 bis 14 Monaten von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin verabreicht. Die zweite Masern-Impfung kann frühestens 4 Wochen nach der ersten Impfung erfolgen.4 Meist wird bei bei den Masern-Impfungen ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der gleichzeitig auch gegen Mumps und Röteln immunisiert. Dies fasst man unter dem Begriff „MMR-Impfung“ zusammen. „Damit hat man einen guten Impfschutz, und das hat einen Großteil des Gefahrenpotenzials dieser sogenannten Kinderkrankheiten genommen“, sagt Experte Rodeck.
In Deutschland existiert seit dem 1. März 2020 eine Masern-Impfpflicht: Eltern sind demnach verpflichtet, vor der Aufnahme ihres Kindes in einer Kita oder in der Schule nachzuweisen, dass es geimpft ist. Die MMR-Impfung wird auch allen nach 1970 geborenen Erwachsenen empfohlen, sofern sie in der Kindheit nur eine Impfung erhalten haben oder noch nicht geimpft sind bzw. der Impfstatus unbekannt ist. Das Masernschutzgesetz sieht außerdem vor, dass nach 1970 geborene Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünften und im medizinischen Bereich nachweisen müssen, dass sie zweimal gegen Masern geimpft oder gegen Masern immun sind.