Man stelle sich vor, zwei Kolleginnen oder Kollegen fahren gemeinsam im Aufzug. Fünf Stockwerke. Sie schweigen. Starren an die Decke. Beide fühlen sich etwas unbehaglich. Sie arbeiten zwar nicht direkt miteinander, aber kennen sich. Situationen wie diese gibt es oft im Leben. Und oft fragt man sich: Hätte ich was sagen müssen? Aber was? Wie führe ich einen richtigen Small Talk? Denn genau diesen gibt es im beruflichen und privaten Kontext oft. Doch worüber redet man mit Kollegen im Fahrstuhl, auf dem Weg zur Arbeit oder, wenn es mal länger dauert, bei Firmenfesten? Und macht dabei noch einen guten Eindruck?
Positive Aspekte für Small Talk wählen
Michael Mayer, Kniggetrainer aus Darmstadt, nennt Themen, die sich besser und eher schlechter eignen. Sonnentage, Urlaube, Filme oder Prominente seien beispielsweise Themen, mit denen man in der Regel nicht viel verkehrt machen kann – wenn man sie positiv einsetzt. Allein zu fragen, wie der letzte Urlaub war, kann beim Gegenüber gegebenenfalls negative Erinnerungen auslösen. „Das Wetter oder das Hotel können miserabel gewesen sein oder derjenige hat sich danach von seiner Partnerin getrennt“, malt Mayer ein paar Horrorszenarien. Wichtig sei, einen positiven Bezug zum Thema zu finden. Würde man fragen, welchem freudigen Urlaub man entgegenblickt, sei das schon wieder etwas anderes. „Das Gegenüber berichtet dann eher etwas Positives.“ Auch über Tiere zu sprechen, eignet sich meist für ein ordentliches Gespräch. Denn fast jeder habe eine positive Geschichte dazu, sagt Mayer. „Dass nun die Mutter wegen der Katze aus dem Fenster gefallen ist, passiert da eher selten.“ Bei anderen Themen ist es durchaus wahrscheinlicher, auf etwas Problematisches zu stoßen: Religion, Politik, Krankheit und Sexualität sind laut Mayer Gebiete, die eher zu vermeiden sind, weil sie emotionsbehaftet und umstritten sein können. Sollte ein Small Talk einmal unerwartet länger dauern, muss man laut Mayer aufpassen, dass man nicht zu viel über sich preisgibt und in kurzer Zeit die tiefsten Geheimnisse enthüllt. Zwar kann man auch Glückstreffer landen und man entdeckt unerwartete Gemeinsamkeiten, doch ist das Risiko, in Fettnäpfchen zu treten, größer. Über Geld und polarisierende Sportarten zu sprechen, sind darüber hinaus zwei Bereiche, die man zumindest mit Vorsicht genießen sollte, meint Mayer. In Deutschland spreche man eher nicht darüber, wie viel man verdient. Und etwa in Dortmund über Schalke zu sprechen, sei in der Regel eher schwierig, nennt Mayer ein Beispiel für den sportlichen Aspekt.
Wie man Redeanteile gleichmäßig verteilt
Doch komme es bei allen Formen immer auf den Kontext an. Wer ist der Empfänger? In welcher Rolle befindet man sich? Mayer beschreibt eine berufliche Situation, in der im Ausland ein millionenschweres Projekt scheiterte, weil ein CEO sich nicht mit den sozialen Gepflogenheiten auseinandergesetzt hat. „Der Small Talk kommt unscheinbar daher, aber kann gravierende Folgen haben“, sagt Mayer. Im Privaten ist der Schaden, wenn man ihn nicht beherrscht, eher gering. Er findet aber statt. Auf Partys, bei Zugfahrten, im Café. Und es komme immer darauf an, mit wem man es zu tun hat. Um ihn zu beginnen, ist es schon einmal wichtig, einen Bezug zu dem herzustellen, was man vor sich hat, und davon immer den positiven Teil. Wieder hat Mayer ein Beispiel parat. „Ich bin kürzlich in einem sehr alten Zug gefahren, fragte dann jemanden, ob ich mich neben ihn setzen könne und sagte: Guten Abend, dann fahren wir heute wieder retro.“ Und so könne man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Wichtig stets zu beachten: ein Lächeln. Ist man erst einmal im Gespräch, so ist es wichtig, dass die Redeanteile gleichmäßig verteilt sind, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das gelingt auch durch gezielte Nachfragen und Mimik, die dem Gegenüber Sicherheit vermitteln und motivieren, weiter zu erzählen. „Guter Small Talk sucht nach Gemeinsamkeiten“, sagt Mayer. Durch das „Zuspielen der Bälle“ könne das gelingen, weil man so immer wieder auf etwas Neues stößt.
So kann man Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen
Warum man sich scheut, Menschen anzusprechen, darüber kann Mayer nur spekulieren. „Ich denke, dass da ein paar Ängste eine Rolle spielen. Und auch die Kultur. Gerade wir Deutschen drängen uns nicht so gern auf, setzen uns beispielsweise eher an einen Extra-Tisch. Man müsste sonst ja aus seiner Komfortzone herauskommen und aktiv werden.“ Zudem würden Menschen immer erst das Gegenüber taxieren. Wie die Person aussieht, ist oftmals entscheidendes Kriterium für die Kontaktaufnahme. „Man spricht da von den berühmten sieben Sekunden“, erklärt Mayer, in denen man sich einen ersten Eindruck macht. Vor nicht sauber, beleibten und schmuddelig aussehenden Menschen habe man gegebenenfalls eher Scheu. Wer lächelt oder nett gekleidet ist, werde vermutlich eher angesprochen. Doch kann sich hinter der jeweiligen Fassade auch das komplette Gegenteil verbergen. Mayer plädiert dafür, mutig zu sein bei der Ansprache von Menschen. Das Ergebnis – ein unerwartet nettes Gespräch – kann sich lohnen.
Den Small Talk charmant beenden
Und sollte es dann dazu kommen, dass man das Gespräch lieber beenden möchte, dann kann man das ebenfalls geschickt lösen. Die stärkste Waffe sei, zu erklären, dass man zeitlich gebunden ist, nach dem Motto: „Das war sehr interessant, aber ich muss jetzt leider los.“ Der Toilettengang sei ebenfalls eine adäquate Lösung. Versteht jemand sowohl die sprachlichen als auch die körperlichen Signale nicht, wie etwa den Gang zur Tür, dann müsste man etwas deutlicher werden – und versuchen, es so höflich wie möglich auszudrücken.