Die Extraportion Mayo auf den Mittagspommes bereitet ein schlechtes Gewissen? Wie praktisch, dass zahlreiche Cardio-Geräte anzeigen, wie viel Energie beim Training verbraucht wird. So lässt sich das schlechte Gewissen doch pommesgenau wegtrainieren, oder?
Häufig sind an Laufbändern, Crosstrainern, Fitness-Fahrrädern oder Rudergeräten im Fitnessstudio kleine Kontaktflächen angebracht, die die Herzfrequenz messen und nur wenige Sekunden nach dem „Handauflegen“ gleich den Energieverbrauch anzeigen. Viele Sportler verlassen sich auf diese Angaben und sind bestens gestimmt, wenn sie nach einer halben Stunde auf dem Crosstrainer bereits 500 Kalorien verbraucht haben. Doch so schnell wie es die Geräte zeigen, lässt sich die Mayo dann doch nicht vom Kalorienkonto löschen.
So berechnen Cardio-Geräte den Kalorienverbrauch
Um überhaupt annähernd korrekte Werte zum Energie- bzw. Kalorienverbrauch anzeigen zu können, sollte ein gutes Gerät Daten zu Körpergröße, Gewicht, Alter und Geschlecht mit der Herzfrequenz kombinieren. Verfügt es über sinnvolle Berechnungsformeln, erhält man mit etwas Glück tatsächlich eine Verbrauchsanzeige, die einigermaßen stimmig ist. Die Betonung liegt hier aber auf einigermaßen. Denn wegen der vielen unterschiedlichen Geräte auf dem Markt ist eine pauschale Aussage über die Präzision der Werte nicht möglich: Häufig wird nur anhand der Herzfrequenz der Sauerstoffverbrauch des Körpers geschätzt, aus dem sich dann die weiteren Werte ergeben sollen.
Eine auch nur annähernd korrekte Berechnung des Kalorienverbrauchs – allein aus Daten der Herzfrequenz – funktioniert aber auch aus einem anderen Grund nicht: Wir Menschen sind einfach zu unterschiedlich, als dass Maschinen nur anhand der Schlagfrequenz unserer Herzen komplexe Aussagen über unsere Körper treffen können. Das ist aber doch auch irgendwie beruhigend, oder? Trotzdem werden die Messdaten aus den Geräten aber gerne als Orientierung genutzt, da sie vermutlich sogar besser motivieren als die echten Daten. Solange wir trotzdem unser nach der Zeit und nicht nach Kalorien geplantes Trainingspensum absolvieren, ist es immerhin ein für den Körper gesunder Selbstbetrug.
Darum stimmen die Werte der Anzeigen häufig nicht
Doch selbst wenn man den Geräten alle Daten zur Verfügung stellt, nach denen sie fragen, wird der wichtigste Wert zur Verbrauchsmessung im Fitnessstudio und auch bei Heimgeräten praktisch nie mit eingerechnet. Die einzige Möglichkeit, den Energie- bzw. Kalorienverbrauch zuverlässig zu messen, wäre, eine Atemmaske zu tragen. Durch sie können der Sauerstoff- und der Kohlendioxidgehalt der Atemluft analysiert werden, woraus dann wiederum Stoffwechseldaten berechnet werden können. Und daraus lässt sich am Ende sehr präzise der aktuelle Energieverbrauch ableiten. Auch für diese Methode werden jedoch weitere individuelle Daten benötigt. In den meisten Fitnessstudios fehlt allerdings nicht nur diese aufwändige und teure Möglichkeit, eine Atemmaske zu benutzen, sondern oft auch schon die technische Voraussetzung, grundlegende weitere Körperdaten angeben zu können.
Trotzdem sollte zumindest gewährleistet sein, dass der Puls dauerhaft und korrekt erfasst wird. Das könnte aber schwierig sein, denn gerade auf dem Laufband ist kontinuierliches Festhalten an der Kontaktfläche nicht möglich. Es soll sich schließlich nicht so anfühlen, als würde man mit einem Rollator auf der Stelle laufen, denn man möchte sich ja möglichst frei bewegen. Die Lösung: Ein Brustgurt, der nah am Herz misst, damit Bewegungsfreiheit sowie Messgenauigkeit bietet und zumindest an hochwertige Geräte angeschlossen werden kann.
Sind Smartwatches eine gute Alternative?
Apropos intelligente Geräte: Kann das Tragen einer Smartwatch technische Unzulänglichkeiten und umständliche Einstellungen an den Geräten umgehen? Daten über uns haben sie schließlich, sobald wir die Geräte vollständig und persönlich einrichten.
Leider nein, denn auch den Smartwatches und anderen Fitness-Armbändern fehlen die enorm wichtigen Daten aus der Atemluftanalyse. Eine Studie der Universität Stanford hat immerhin gezeigt, dass die meisten der beliebtesten Geräte von Apple, Samsung, Fitbit und Microsoft recht zuverlässig den Puls bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten – mit einer durchschnittlichen Abweichung von weniger als 5 Prozent – erfassen können. Bei der Angabe des Energieverbrauchs lagen die getesteten Geräte jedoch um mindestens 25 Prozent daneben. Teilweise lagen die Fehlerquoten sogar bei mehr als 70 Prozent.
Zusätzlich haben die Wissenschaftler festgestellt, dass Messungenauigkeiten sowohl bei der Herzfrequenz als auch beim Energieverbrauch allgemein bei Männern größer waren. Auch bei Probanden mit zum Beispiel einem höheren Body Mass Index konnten höhere Abweichungen festgestellt werden. An der Universität Aberystwyth wurden die Ergebnisse hinsichtlich der ungenaueren Messungen bei Männern bestätigt.
Die Messung der Daten ist trotzdem sinnvoll
Trotz aller Ungenauigkeiten ist es sinnvoll, Herzfrequenz- und Energieverbrauchsdaten mit Cardio-Geräten oder Fitness-Uhren zu messen. Denn wer über mehrere Wochen misst, kann in den einzeln betrachtet ungenauen Daten trotzdem Muster erkennen, miteinander vergleichen und Fortschritte sehen, die eine zusätzliche Motivation für das nächste Training schaffen können.