Von den Wäldern Äthiopiens über lateinamerikanische Fincas, Kaffeehäuser im Osmanischen Reich bis zu durchgestylten Kaffeebars in Großstädten: Kaffee hat als Wachmacher, Ritual und natürlich auch einfach zum Genuss eine lange Tradition.
Kaffee mit Milch und Zucker?
Wer ihn morgens gerne in Form eines Latte Macchiato mit hohem Milchanteil und vielleicht sogar noch mit Zucker trinkt, nimmt circa 250 Kalorien zu sich. Ähnliches gilt für Cappuccino und andere fett- oder zuckerhaltige Kaffeegetränke. Wer davon mehrere pro Tag trinkt, nimmt sehr schnell sehr viel Energie auf. In Kombination mit den Kalorien, die der Körper durch reguläres Essen bekommt, führt man sich also mehr Energie zu, als man verbraucht. Die Folge: Man nimmt zu. Dabei sind die gemahlenen Kaffeebohnen selbst allerdings nicht die Übeltäter, denn mit knapp vier Kalorien pro 200 Milliliter sind sie äußerst schonend für die Figur. Der gesundheitsfördernde Bestandteil im Kaffee ist aber ein anderer: das Koffein.
Der Koffeingehalt im Kaffee
Grundsätzlich gilt: Je länger das Kaffeemehl in Kontakt mit Wasser kommt, desto mehr Koffein landet in der Tasse. Auch auf die Kaffee-Spezies kommt es an: Canephora, besser bekannt als Robusta, hat circa doppelt so viel Koffein in den Bohnen wie die Spezies Arabica.
Die Zubereitungsmethode entscheidet ebenfalls über den Koffeingehalt: Zwar hat ein Espresso mit circa 270 Milligramm pro 100 Milliliter einen sehr hohen Koffeingehalt, jedoch trinkt man ihn meist nur in kleinen Mengen von 25 Millilitern. Mit einer großen Tasse Filterkaffee nimmt man mit circa 70 Milligramm pro 100 Milliliter wesentlich mehr Koffein auf, da man ihn üblicherweise aus Tassen mit 200 bis 300 Millilitern trinkt. Eine wahre Koffein-Bombe ist ein „Cold Brew“ – gekühlter und circa 24 Stunden durchgezogener Kaffee. Im Koffein-Test des Kaffeeportals coffeeness hatte dieser einen Koffeingehalt von 112 Milligramm pro 100 Milliliter. Doch was bewirkt Koffein denn eigentlich?
Das sind die allgemeinen Effekte von Koffein
Koffein wird in Studien, wie der Michael Yassas von der Universität Baltimore aus dem Jahr 2014, zum Beispiel für die Steigerung der Langzeit-Gedächtnisleistung verantwortlich gemacht. Die genauen Prozesse sind noch nicht konkret erforscht, jedoch wird vermutet, dass die verbesserte Gedächtnisleistung in Zusammenhang mit der ganz allgemein gesteigerten Gehirnleistung bei Koffeinkonsum steht, die wissenschaftlich nachgewiesen ist.
Die Gehirnleistung wird unter anderem durch Adenosin geregelt, ein sogenanntes Nukleosid, das sich an Rezeptoren auf den Oberflächen von Nervenzellen im Gehirn bindet. Durch diesen Prozess werden unter anderem Blutgefäße erweitertet und der Sauerstoffverbrauch gesteigert. Binden sich besonders viele Adenosin-Nukleoside an diese Nervenzellen, wird man schläfrig.
Bei Kaffeekonsum besetzt Koffein nun in einem gewissem Maß diese Nervenzellen-Rezeptoren. Die Folge: Weniger Adenosin kann sich an die Rezeptoren binden, die Müdigkeit nimmt ab. Dieser Zusammenhang wurde 2012 vom Team des Neurologen Dr. Andreas Bauer vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin in Jülich untersucht und in einer Studie bestätigt. Zeitgleich wird vermehrt Adrenalin produziert, das die Aufmerksamkeit steigert, den Abbau des sogenannten „Glückshormons“ Dopamin verlangsamt und somit letztlich ein angenehmes Gefühl entstehen lässt. Dieses kennen viele als plötzlichen Kick-Start in den Tag nach dem Kaffeegenuss am frühen Morgen.
Kaffee als Alzheimer-Prophylaxe
Die Jülicher Forscher konnten außerdem zeigen, dass Koffein in genau den Hirnregionen wirkt, die auch von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Dass Koffein und entsprechend auch Kaffee tatsächlich das Risiko vermindern können, an Alzheimer zu erkranken, lassen die Ergebnisse einer 2016 von einem Forscherteam der Indiana University unter der Leitung von Professorin Hui-Chen Lu durchgeführten und international anerkannten Untersuchung vermuten. Eine Studie aus dem Jahr 2018 von kanadischen Forschern um den Chemiker Ross Mancini deutet zudem darauf hin, dass in Kaffee noch weitere Inhaltsstoffe enthalten sind, die Nervenzellen vor dem Ausbruch der Alzheimer-Krankheit schützen können. Die Neurobiologen, Mediziner und Chemiker, die an der Studie beteiligt waren, sprechen sich jedoch auch deutlich dagegen aus, dass Kaffee als Heilmittel gegen Alzheimer eingesetzt werden kann.
Kaffee und das Leben
Dass Kaffee mehr kann, als nur mit seinem Koffeininhalt zu glänzen, haben ebenfalls Forscher der Harvard School of Public Health gezeigt. Im Jahr 2015 kamen sie mit Hilfe der seit 30 Jahren gesammelten Gesundheitsdaten von 200.000 Menschen zu dem Ergebnis, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, als Menschen, die stets auf Kaffee verzichten.
Dass das Koffein dafür verantwortlich ist, konnten die Forscher ausschließen, da koffeinfreier Kaffee denselben Effekt hat. Ein statistisch relevanter Zusammenhang, dessen konkrete Hintergründe aber noch nicht erforscht sind.
Kaffee gegen Kilos
Bekannt ist jedoch, dass fleißige Sportler, die regelmäßig Koffein zu sich nehmen, schneller Gewicht verlieren als Menschen, die genauso viel Sport treiben, jedoch kein Koffein aufnehmen. Zu diesem Ergebnis kam ein Team um Martina de Zwaan, Leiterin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover 2016 in einer Studie mit Gesundheitsdaten von insgesamt 2.500 Personen. Die Forscher konnten ebenfalls feststellen, dass Kaffeetrinker ihr Gewicht besser halten konnten als Kaffee-Keusche.
Kaffee und der Wasserhaushalt
Den Mythos vom wasserentziehenden Kaffee haben wohl die meisten schon einmal gehört. Bereits 2014 konnte die britische Forscherin Sophie C. Killer jedoch feststellen, dass täglicher Kaffeekonsum sich nicht negativ auf den Wasserhaushalt auswirkt. Im Gegenteil: Die in Kaffeegetränken naturgemäß hohe Wassermenge trägt positiv zum Wasserhaushalt bei.
Wie viel Kaffee ist zu viel?
Es klingt beinahe so, als sei Kaffee auch aufgrund des Koffeins eine Art Wunderwaffe. Doch zu viel Kaffee und entsprechend zu viel Koffein führt zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks, was dem Körper dauerhaft schadet. Auch können Abhängigkeiten entstehen. Wer im Selbsttest ohne Koffein nur noch schlecht gelaunt, abgeschlagen und unmotiviert durch den Tag taumelt, sollte längere Zeit komplett darauf verzichten – nicht umsonst gilt Koffein als legale Alltags-Droge.
Wie viel Kaffee bzw. Koffein ist also gesund? Häufig zu lesende Empfehlungen, wie drei bis vier Tassen pro Tag, können leicht zu Fehleinschätzungen des eigenen Konsums führen. Denn mit der schwammigen Einheit „Tassen“ sind zumeist 250 Milliliter gemeint und nicht die XXL-Becher der großen Kaffeehäuser.