In den abgelegenen Bergregionen Chinas steht der Tee aus der Jiaogulan-Pflanze in jedem Küchenschrank. Getrunken wird er genau so, wie bei uns herkömmliche Kräutertees. Nur, dass seine Wirkung weit über die unserer Pfefferminz-, Kamillen- oder Kümmeltees hinausgehen soll. Angeblich soll der Tee jung halten und gegen so ziemlich jede unserer bekannten Zivilisationskrankheiten wirken – egal, ob Bluthochdruck, Bronchitis, hohe Cholesterinwerte, Schlafstörungen, Nervosität, Bronchitis oder gar Krebs. Was ist dran?
Was ist Jiaogulan?
Die Grünpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) stammt aus Asien und nur dort ist sie in wilder Natur zu finden, da sie im Normalfall warmes und feuchtes Klima bevorzugt. Da sie aber bei Temperaturen zwischen rund minus 15 und plus 40 Grad lebensfähig ist, gibt es sie auch in unseren Breitengraden – aber nur als Züchtung. Der Name Jiaogulan bedeutet wörtlich übersetzt „Rankende Indigopflanze“, mit Zweitnamen wird sie aber wegen der Wirkung, die ihr in ihrer Heimat zugesprochen wird, auch „Kraut der Unsterblichkeit“ genannt. Seit einigen Jahren ist sie auch bei uns in Deutschland auf dem Vormarsch. Als Tee, Salat oder als Gemüse.
Wie wirkt Jiaogulan?
Ihre Wirkung entfaltet die Pflanze durch sogenannte Saponine, beziehungsweise eine Untergruppe, die Gypenoside. Saponine sind Bitterstoffe, die zum Beispiel eine fungizide Wirkung haben und Pflanzen auf natürliche Weise gegen Pilzbefall schützen. Und Gypenosiden wird eine antientzündliche, immunstimulierende, antibakterielle und blutfettsenkende Wirkung nachgesagt, was das Jiaogulan so interessant macht. Aber ist es darum wirklich ein Superfood?
Ist Jiaogulan ein Superfood?
Um das abschließend beurteilen zu können, fehlen noch Studienergebnisse. Zwar kommt es in der traditionellen chinesischen Medizin und auch in Japan regelmäßig zum Einsatz und bringt Geschichten über besonders alt werdende Bevölkerungsgruppen mit sich. In Deutschland ist zumindest der Tee laut einer Verordnung der Europäischen Union allerdings als Nahrungsmittel verboten. Demnach fällt es als unbekanntes Lebensmittel unter die Kategorie des sogenannten „Novel Food“, das vor 1997 in der EU noch nicht als Lebensmittel gehandelt wurde, und vor dem Verbraucher geschützt werden sollen. Darum sind Jiaogulan-Produkte, die dennoch hier zu bekommen sind, mit dem Hinweis „kein Lebensmittel“ versehen.
Aus diesem Grund sind Tees oder andere Präparate aus dieser Pflanze in Deutschland verboten. Fehlende Studienergebnisse, die verlässliche Nachweise liefern, dass es ein unkritisches Lebensmittel für den alltäglichen Gebrauch ist, und Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall könnten die ihm nachgesagten positiven Eigenschaften schnell überschatten. Schwangere und Kinder sollten ganz darauf verzichten, alle anderen sollten die Einnahme laut Empfehlungen lieber vorher mit ihrem Arzt besprechen. Daher gibt es keine Einordnung darüber, ob Jiaogulan das Zeug zum Superfood hat.