Wie viele andere außergewöhnliche Pflanzen steht auch Moringa im Ruf, ein Superfood zu sein. Einfach ein bisschen Pulver, eine Kapsel oder einen Tee zu sich nehmen – und alles wird gut. Ist das so?
Sucht man bei Google nach Moringa, werden fast 29 Millionen Ergebnisse ausgespuckt. Der überwiegende Teil davon preist die indische Moringapflanze als das Superfood schlechthin. Sie gilt als die nährstoffreichste Pflanze der Welt, ihre Wurzeln, Blätter und Blüten enthalten jede Menge für uns Menschen lebenswichtige Stoffe: sieben Vitamine, 14 Mineralstoffe, Omega-3- und Omega-6-Fettsäure, Aminosäuren und natürlich Antioxidantien sollen das sein, außerdem noch Flavonoide, Isothiocyanate und Phenolsäuren. Und damit soll sie Krankheiten heilen können, Entzündungen abstellen, Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen, Alterungsprozesse hemmen und gut gegen Stress sein.
Kann Moringa Krebs bekämpfen?
Erprobt wurde die Wirkung über Jahrhunderte – wenn nicht länger – von Naturvölkern in den Regionen der Erde, aus der der Moringabaum mit dem botanischen Namen Moringa Oleifera stammt: Ursprünglich kommt er aus Indien, wo er am Fuße des Himalayas wächst, aber auch in weiteren Teilen Asiens und in Afrika kommt er vor. Seine Wirkung soll aber auch schon bei den alten Römern und Griechen bekannt gewesen sein. Sie sollen Moringablätter gekaut haben, um fit und gesund zu bleiben. Aber ist diese Wirkung auch wissenschaftlich erwiesen? Oder könnte auch ein gewisser Placebo-Effekt dahinterstecken? Versetzt der Glaube an die Pflanze bis heute Berge, weil der Körper durch die feste Überzeugung, dass Moringa hilft, zur Selbstheilung angeregt wird?
Die Antwort lautet schlicht: Man weiß es nicht. Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit gibt es bisher nur dürftige. Aber immerhin, es gibt sie.
Schadstoffe in Moringakapseln
In einer Studie der "London School of Hygiene and Tropical Medicine" wurde zum Beispiel nachgewiesen, dass sowohl Blätter als auch Samen von Moringa eine bakterizide Wirkung haben. Probanden wuschen ihre zuvor mit Escherichia coli-Kulturen benetzten Hände mit einem Pulver aus 4 Gramm Moringablättern und sie wurden genau so sauber wie die der Testgruppe, die mit Seife wusch. In Sachen Krebstherapie sind die Ergebnisse aber nicht so eindeutig positiv: Zwar konnten die in Moringa enthaltenen Antioxidantien in Zellkulturen Krebszellen hemmen – ob das beim Menschen auch funktionieren könnte, ist allerdings noch nicht erforscht. Unter anderem aus diesem Grund wird Moringa nach der europäischen Health-Claims-Verordnung lediglich als Nahrungsergänzungsmittel registriert. Da Superfoods aber eine wissenschaftlich nachgewiesene gesundheitsfördernde Wirkung haben müssen, fallen die Moringa-Produkte nicht in diese Sparte. Außerdem hat das das CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt in Stuttgart) im Februar 2017 in einem Bericht zu Schadstoffen in Moringakapseln veröffentlicht. Das Ergebnis: 14 von 16 unterschiedlichen Proben waren verunreinigt. Unter anderem wurden Pflanzenschutzmittel, aber auch Salmonellen gefunden. Der Pestizidwert wurde sogar bei zwei Bio-Produkten überschritten.
Darum isst man lieber saisonal und regional
Fazit: Moringa ist nicht ungesund, es hat viele Nährstoffe – aber nichts, was man dem Körper nicht auch über regionales und saisonales Obst und Gemüse zuführen könnte. Das schmeckt – und ist ökologisch sinnvoller, weil die Lebensmittel nicht erst tausende von Kilometern transportiert werden müssen.