- Hormonelle Ursachen: „Untersuchungen zeigen, dass das weibliche Hormon Östrogen – gerade im gebärfähigen Alter von Frauen – das Immunsystem stärkt, zum Beispiel über bestimmte Immunbotenstoffe – sogenannte Zytokine, wohingegen das männliche Hormon Testosteron das Immunsystem hemmt“, sagt Prelog. In der Schwangerschaft wird allerdings das Immunsystem gebremst, damit der Fötus nicht abgestoßen wird. Der Einfluss der Zyklusphase auf Immunantworten ist derzeit noch relativ schlecht untersucht.
- Unterschiede im Erbgut: Während Männer ein X- und ein Y-Chromosom haben, besitzen Frauen bekanntlich zwei X-Chromosomen. Insbesondere auf dem X-Chromosom liegen viele Gene, die unser Immunsystem regulieren.
Immunzellen können bei Frauen oftmals die Gene auf beiden X-Chromosomen ablesen, wodurch ihnen ein vielfältigeres Spektrum an Abwehrmechanismen zur Verfügung steht.2 Dieses „Mitmischen“ des zweiten X könne erklären, so Prelog, warum Frauen eine stärkere Immunabwehr haben. In Bezug auf Infektionskrankheiten konnte beispielsweise festgestellt werden, dass Männer oft schwerer erkranken. Bei Covid-19 hatten Männer etwa ein 1,7-fach höheres Risiko, intensivmedizinisch betreut zu werden, und ein 1,3-fach höheres Sterblichkeitsrisiko. Andere virale Erkrankungen wie Hepatitis B und C oder auch das Dengue-Fieber verlaufen bei Männern ebenfalls schwerer.3
- Auch der gesündere Lebensstil von Frauen ist laut Prelog ein Grund, weshalb ihr Immunsystem mitunter stärker ist: „Männer neigen etwas mehr zum Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol und Nikotin als Frauen. Frauen sind zudem im Durchschnitt gesundheitsbewusster, gehen häufiger zum Arzt und achten stärker auf Vorsorge. Und Männer arbeiten oft auch in Berufen, die mit einer höheren Gesundheitsgefährdung einhergehen.“4
Das hochaktive Immunsystem von Frauen habe allerdings auch eine Kehrseite, betont Prelog. Es neigt leichter als beim Mann zu Überreaktionen. So sind Frauen im Vergleich zu Männern häufiger von Allergien und Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Zöliakie, Lupus, rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose betroffen. Dabei greift das Immunsystem beispielsweise gesunde Zellen an und kann so die Organe schädigen. Statistisch gesehen erkranken Frauen viermal häufiger als Männer an Autoimmunerkrankungen.5 Zudem leiden Frauen beispielsweise auch stärker unter Impfnebenwirkungen und sind öfter von Long- und Post-Covid betroffen.6,7